Langnaus Torhüter hat bei Servette einen Vertrag bis 2028 unterschrieben. Aber dank dem Transferabkommen der National League mit der NHL darf er bis zum 15. Juni in die NHL wechseln. Weil er bereits 24 ist, kann er den Klub frei wählen und sein Agent Gaëtan Voisard sorgfältig die NHL-Organisation mit den besten Karriere-Chancen aussuchen. Eine komfortable Ausgangslage.
Aber Stéphane Charlin wird keinen NHL-Vertrag bekommen, wenn er nach seiner Verletzungspause nicht alle Zweifel an seiner Tauglichkeit aus der Welt schaffen kann. Keine NHL-Organisation nimmt einen Goalie unter Vertrag, dessen Leistungs- und Einsatzfähigkeit nicht hundertprozentig erwiesen ist.
Um diesen Beweis zu erbringen, hat er zwei Chancen: im 7. Spiel mit den SCL Tigers in Lausanne und dann bei der WM – wenn er von Patrick Fischer ins WM-Team geholt wird.
Qualifikationssieger sind schon oft im Viertelfinal gescheitert. Aber bis heute hat noch nie ein Qualifikationssieger auf eigenem Eis Spiel 7 im Viertelfinal verloren. Kommt dazu: Langnau hat noch nie in der höchsten Liga eine Playoffserie über 7 Spiele gewonnen. Ein Blick zurück sagt uns: Lausannes Scheitern wäre, bei Lichte besehen, die bisher grösste Sensation unter dem Modus Best of 7.
Aber ein Blick in die Gegenwart sagt uns etwas anderes. Ein Sieg der Langnauer wäre … logisch. Weil die Torhüter eine Schlüsselrolle spielen. Stéphane Charlin gegen Kevin Pasche. Das Duell der beiden dominanten Goalies der Qualifikation. Vom Stil her könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Kevin Pasche ist ein im Erwachsenenhockey noch weitgehend unerfahrener «Reflex-Zwerg». Erst 22 Jahre alt, bloss 178 Zentimeter gross, vor dieser Saison noch nie in der National League während einer ganzen Saison die Nummer 1. Von Postur und Stil her wird für ihn die NHL nie ein Thema sein. Er ist zu klein.
Stéphane Charlin hingegen ist ein erstaunlich flinker Titan, 191 Zentimeter gross und mit 24 Jahren in seiner zweiten Saison als Nummer 1. Von Postur und Stil her perfekt für die NHL. Stéphane Charlin hat am Sonntagabend sein erstes Direktduell gegen Kevin Pasche nicht nur statistisch (94,12 Prozent vs. 86,36 Prozent Fangquote) klar gewonnen. Er war in jeder Beziehung besser. Die Langnauer haben längst gemerkt, dass sie Kevin Pasche, weil er so klein ist, den Puck hoch ins Netz versenken können.
Wichtig ist in einem 7. Spiel nicht nur der bessere Goalie. Eine Schlüsselrolle spielt in der Regel das ausländische Personal. Meistens hat ein Titan die besseren Ausländer, die dann am Ende doch die Differenz machen. Aber Langnau kann in diesem Bereich Lausanne praktisch auf Augenhöhe herausfordern: Lausannes Ausländer haben in diesem Viertelfinal 7 Tore und 21 Punkte produziert, jene von Langnau 6 Tore und 20 Punkte. Eine Zufallsdifferenz.
Lausanne gilt nach wie vor als klarer Favorit. Das ist verständlich: Lausanne holte 22 Punkte und buchte 20 Tore mehr als die Langnauer. Aber Achtung: Die Emmentaler waren in der Qualifikation um zwei Tore defensiv besser. Keine Löcher im Käse. Heisst es denn nicht, in den Playoffs entscheide der Torhüter und die bessere Verteidigung? So gesehen ist Langnau eigentlich der heimliche, ja unheimliche Favorit.
Erst recht, wenn wir die unterschiedliche Belastung berücksichtigen: Lausanne hat alles zu verlieren, Langnau alles zu gewinnen. Heisst es denn nicht auch, Playoffs werden oft im Kopf entschieden? Auch so gesehen ist Langnau eigentlich der heimliche, ja unheimliche Favorit.
Deshalb: hopp Langnau.
Hopp Langnau! 🐯