Die Hooligan-Schlägereien rund um die Partie England – Russland sorgten weltweit für ungläubiges Kopfschütteln. Obwohl: Scheinbar nicht überall.
Ein Votum aus Russlands höchster politischer Ebene sorgt für Irritation. Igor Lebedew, Vizepräsident des russischen Parlaments und hochrangiger Funktionär im Fussballverband, spornte die russischen Heisssporne weiter an. «Ich kann nichts Schlimmes an kämpfenden Fans finden», so Lebedew. «Im Gegenteil: Die russischen Fans schlugen sich gut – weiter so!» Lebedew gehört der sehr nationalistisch-reschtspopulistischen Partei «Liberal-Demokratische Partei Russlands (LDPR) an.
Lebedew glaubt an die Unschuld der Russen und will klären, was war, wenn diese nach Hause kommen. Lebedew: «Es ist nicht die Schuld der Fans, sondern die Unfähigkeit der Polizei, die den Event nicht angemessen organisieren kann. Die russischen Fans verteidigten die Ehre Russlands. Den englischen Fans wurde nicht gestattet, unser Land zu entweihen.»
Diese Aussagen Lebedews wurden in Frankreich ungläubig zur Kenntnis genommen. Sportminister Patrick Kanner stellte «einen bedauerlichen Mangel an Zusammenarbeit» von der russischen Seite her fest. Kanner: «Es gibt 150 bis 200 russische Hooligans, die ausser Gefecht gesetzt werden müssen. Aber Frankreich wird sich seine Europameisterschaft nicht kaputt machen lassen. Wir haben bis am Montag zehn Spiele erlebt, und nur bei England gegen Russland gab es grössere Zwischenfälle.» Es sei möglich, so Kanner, ein EM-Ende ohne Ausschreitungen zu organisieren.
Reagiert wird in Frankreich auf die Ausschreitungen derweil mit Alkoholverboten rund um die Stadien und Fanzonen. Als nächste Risikospiele wurden Deutschland - Polen, England - Wales und Polen - Ukraine eingestuft, die weiteren russischen Spiele gegen die Slowakei und Wales hingegen nicht. Gemäss Alexander Schprigin, dem russischen Fansprecher, sind zwei Drittel der russischen Matchbesucher bereits wieder in die Heimat zurückgeflogen. (fox/sda)