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Hurra, ein Sieg, alles ist super! Darf die Schweiz so denken nach dem Auftaktsieg gegen Albanien an der EM? Natürlich nicht. Dafür war die Leistung viel zu bescheiden.
Denkt denn überhaupt jemand im Schweizer Team, alles sei super? Die Indizien sprechen eher dagegen. Wer die Spieler und Nationaltrainer Vladimir Petkovic seit Sonntag beobachtet, merkt: Die meisten wissen sehr genau, dass diese Equipe noch sehr viel Steigerungspotenzial besitzt. Doch das Problem ist ein anderes. Und hier wird es kompliziert.
Tomorrow 18:07 p.m. @LeParc1970 #OhEmbolo #SUIROM #AllezLaSuisse #EURO2016 @UEFAEURO @SFV_ASF @BreelEmbolo97 pic.twitter.com/eoZnAMFew6
— Samuel Rosenast (@Sam_Gallo) 14. Juni 2016
Vladimir Petkovic hat ein gutes Gespür für Menschen. Und vielleicht hat ihn die eine oder andere Äusserung seiner Spieler eben doch aufgeschreckt. Nicht, weil sie zu wenig selbstkritisch wären. Es geht um etwas anderes, um Gefühle und Emotionen. Um die Frage, wie die Schweizer den letzten Samstag, dieses aufgeladene Spiel gegen Albanien verarbeitet haben. Viele Sätze klangen ähnlich. «Endlich ist es vorbei!» Oder: «Schön, haben wir es überstanden!» Oder: «Der Druck ist abgefallen.» Es klang jedenfalls so, als wäre der Höhepunkt dieses Turniers vorbei. Vielleicht fühlten sich einige Spieler wie Studenten, die soeben ihre letzte Semesterprüfung hinter sich haben.
Petkovic muss nun in die Rolle des Professors schlüpfen, der seine Studenten sanft darauf hinweist, dass noch weitere Examen folgen. Und der geprüfte Stoff eher keine leichte Kost sein wird. Es ist eine schwierige Aufgabe.
Petkovic sitzt auf dem Podest des Prinzenpark in Paris. Neun Minuten und elf Sekunden sind vorbei, als er plötzlich in Fahrt kommt. «Die Ansicht, dass jetzt der Druck abgefallen ist, ist die gefährlichste überhaupt. Das darf nicht passieren. Der Sieg muss uns Sicherheit und noch mehr Motivation geben.»
Das Spiel gegen Rumänien ist aufgrund der jüngsten Erlebnisse für diese Schweizer Equipe darum auch eine Bewährungsprobe. Nicht nur für die Spieler. Jetzt zeigt sich, wie gut Petkovic sein Team spürt. Oder besser: Ob es ihm gelingt, mit seinen Warnungen in die Köpfe der Spieler vorzudringen. Petkovic ist überzeugt davon. «Ich merke: Die Spieler sind mit dem Kopf bei der Sache.»
Vielleicht haben die Schweizer ja auch aus ihrer eigenen jüngeren Vergangenheit gelernt. An der WM 2014 war es nämlich genau so. Sie gewannen ihr Auftaktspiel gegen Ecuador in extremis, ebenfalls ohne zu überzeugen. Und zerfielen danach gegen Frankreich in Einzelteile. Das Beste an jenem Spiel war das Resultat. Statt 2:5 hätte es aber gerade so gut 0:7 heissen können.
Darum – und bevor es vergessen geht – gilt eben auch: Die Schweiz hat gegen Rumänien die Chance, Geschichte zu schreiben. Noch nie hat eine Schweizer Auswahl an einer Endrunde die ersten beiden Spiele gewonnen.
Damit es so weit kommt, so ahnt
Petkovic, «müssen wir uns gewaltig steigern».
Es gab wohl selten einen Auftritt der
Schweizer vor den Medien, an dem das
Wort «verbessern» so häufig gebraucht
wurde wie gestern. Auch Valon Behrami
und Johan Djourou stimmen in diesen Kanon
ein. Bevor sie dann beide etwas unglücklich
das Spiel mit einem Krieg vergleichen.
Gerade an einem Tag, an dem Paris
von einem weiteren Attentat gegen einen
Polizisten erschüttert wird.
Petkovic hat schon lange vor der EM betont, dass er auf schnellstmöglichem Weg, also nach den ersten beiden Spielen, die Qualifikation für den Achtelfinal schaffen möchte. Selbst mit einem Unentschieden wäre die Schweiz ihrem Zwischenziel nahe. Einzig Norwegen hat 1994 bei der WM in den USA bei gleichem Modus die Achtelfinals mit vier Punkten verpasst – aber nur darum, weil alle vier Mannschaften gleich viele Punkte hatten und die Skandinavier Gruppenletzte wurden.
Was die Schweizer Aufstellung gegen Rumänien betrifft, gibt es kaum Fragen. Sie wird ähnlich oder gar identisch sein wie gegen Albanien. Grund für Änderungen gibt es trotz dem durchschnittlichen Auftakt kaum. Einzig die Frage, ob Breel Embolo im Sturm Admir Mehmedi ersetzen soll. Doch so wirklich drängt sich eine Änderung nicht auf.
Die entscheidenden Fragen sind ohnehin nicht personeller Natur. Gelingt es, jene Leidenschaft auf den Platz zu bringen, die nötig ist, um die hartnäckigen Rumänen in die Knie zu zwingen? Kann Sommer seine Grosstaten wiederholen? Zeigt die Innenverteidigung ihr Gesicht des WM-Achtelfinals gegen Argentinien? Nimmt der Einfluss der Aussenverteidiger in der Offensive zu?
Ist Xhaka der umsichtige Chef, der das Spiel ankurbelt? Erobert Behrami wieder so viele Bälle wie nötig und unterbindet die gegnerischen Konter? Wirbelt Shaqiri? Ist Dzemaili endlich vom Glück verfolgt? Findet Mehmedi zur Effektivität zurück? Und verwandelt sich Seferovic vom Chancentod wieder zum Mann der wichtigen Tore?
Es braucht ein zehnfaches «Ja», damit der Sieg gelingt. Und dann wäre vielleicht tatsächlich alles super.