Die Erinnerungen an die WM 2006 sind keine guten. Zumindest nicht an das Ukraine-Spiel. Denn bis dahin spielten die Schweizer unter Köbi Kuhn eine sehr gelungene Endrunde mit dem Remis gegen Gruppenfavorit Frankreich und den Siegen gegen Togo und Südkorea.
Nach dem überraschenden Gruppensieg kam aber eben dieser verflixte Achtelfinal gegen die Ukraine. Die Schweizer waren zu favorisieren und kamen mit dieser Rolle nicht zurecht. Nach einem äusserst zähen 0:0 musste die Partie im Penaltyschiessen entschieden werden. Und die Gedanken an dieses treiben wohl noch heute jedem Anhänger der Schweizer Nationalmannschaft kalten Schweiss über den Rücken.
Dabei begann es so vielversprechend: Pascal Zuberbühler, der bis dahin während der WM noch nicht hinter sich greifen musste, parierte den Versuch von Ukraines Captain Andrij Schewtschenko. Aber dann, ja dann ... Marco Strellers Zünglein. Einer der schwächsten Elfmeter aller Zeiten läutete den Schweizer Untergang ein. Tranquillo Barnetta scheiterte danach an der Latte, Ricardo Cabanas wie Streller an Torhüter Alexander Schowkowski. Allesamt schwache Penaltys, die Schweiz schied aus.
Diese Erinnerungen kann man nun endlich vergessen – oder wenigstens mit den neusten Geschehnissen überspielen. Die Schweiz hat gegen Polen zwar auch das zweite Penaltyschiessen an einem Fussball-Grossanlass verloren. Aber die Art und Weise war eine ganz andere.
Die Schweizer Schützen heute haben sich mit einer Ausnahme sehr gut geschlagen. Stephan Lichtsteiner, Xherdan Shaqiri, Fabian Schär und Ricardo Rodriguez haben ihre Penaltys so geschossen, wie man das sollte: Geduldig, überlegt und auch präzise. Souverän verwandelt halt. Wenn Yann Sommer den Versuch von Arkadiusz Milik neben das Tor gelenkt hätte, die Schweiz stünde nun wohl im Viertelfinal.
Leider haben die Nerven bei Granit Xhaka nicht gehalten. Der teure Arsenal-Einkauf drosch den Ball links neben das Tor, obwohl er die Kugel sachte in die Ecke hätte schieben können. Der polnische Goalie Lukasz Fabianski, während des Spiels in mehreren Situationen glänzend, war nämlich schon lange vor Schussabgabe in die andere Ecke unterwegs und hätte keine Chance gehabt. Weil die Polen allesamt trafen, rächte sich dies bitter.
So sei festgehalten: Die Schweizer Spieler können Penaltys schiessen. Und wenn sich die Fortschritte linear verhalten, können wir uns sicher sein, dass wir das nächste Elfmeterschiessen an einem Grossanlass gewinnen werden.
Beim Elfmeterschiessen sind die Chancen 50:50. Dagegen waren die Chancen das Spiel währen der Spielzeit zu entscheiden, viel höher. Vor allem in der Verlängerung stand alles auf unsere Seite, sei es mental oder physisch.
Während z.B. gegen Argentinien ein Penaltyschiessen unsere Siegeschancen durchaus erhöht hätte, war dies heute nicht der Fall.
Das ist der einzige Vorwurf, den ich der Nati machen kann.