Wenn selbst eine Weltklasse-Leistung von Goalie Yann Sommer nur zu einem 0:5 genügt, dann ist zum Basler Spiel eigentlich schon fast alles gesagt. Der Schweizer Meister war gegen Valencia komplett chancenlos. «Wir müssen akzeptieren, dass Valencia besser war», suchte Trainer Murat Yakin nach der Pleite keine Ausreden.
Der Hauptgrund liegt auf der Hand: Basel fehlte fast eine ganze Mannschaft; lauter Spieler, die zumindest Kandidaten für die Startelf waren. Basel II war in Valencia zum Scheitern verurteilt, zumal die Spanier schon im Hinspiel besser waren, als das deutliche 0:3 den Anschein machte.
Captain Marco Streller fehlte verletzt, ebenso Valentin Stocker, die treibende Kraft im Hinspiel. Ebenfalls im Lazarett, statt im lauten Estadio Mestalla: Stammverteidiger Kay Voser, die Backups Philipp Degen, Arlind Ajeti und Ivan Ivanov. Der zuletzt starke Davide Callà ist im Europacup nicht spielberechtigt, dazu war Marek Suchy gesperrt.
Wobei trotz der Absenzen anzumerken ist, dass dennoch jede Menge Routine auf dem Feld stand. Doch die Erfahrung alleine macht noch kein Team.
Trainer Murat Yakin wählte deshalb eine Taktik, die fast eine Halbzeit lang aufging: Hinten dicht machen wie San Marino gegen Deutschland, vorne hoffen wie Liechtenstein gegen England. Legitim, wenn man 0:2 verlieren darf und trotzdem weiter kommt.
Womit Basel nicht gerechnet hat: mit der Spiellust Valencias, das die Fähigkeit besitzt, sich in einen Rausch zu kombinieren. Wohin das führen kann, hat im Herbst schon der FC St. Gallen erlebt, der im Mestalla 1:5 unterging.
Die Angsthasen-Taktik ergibt auch am Tag danach noch Sinn. Unvergessen sind Christian Gross' Worte vor dem Basler Champions-League-Heimspiel gegen den FC Barcelona im Herbst 2008, als er sinngemäss sagte, auch diese Mannschaft koche bloss mit Wasser und man wolle deshalb nicht nur verteidigen, sondern mutig sein und mitspielen.
Nach 22 Minuten stand es damals schon 0:3, am Ende durfte Basel froh darüber sein, dass Barça es bei fünf Toren beliess und in der letzten halben Stunde drei Gänge zurückschaltete. Wer dieses Valencia gestern gesehen hat, kann getrost prognostizieren: ohne Mauern wäre der FCB dem spielstarken Gegner ins offene Messer gelaufen und wäre schon nach 90 Minuten ausgeschieden, nicht erst nach Verlängerung.
Insbesondere in diesen 30 Zusatzminuten sah man der Basler Equipe die vielen Spiele in dieser Saison an. Die Spieler gingen auf dem Zahnfleisch: Fabian Frei, der Dauerläufer, konnte wie seine Mitspieler bloss hinterherlaufen. Fabian Schär, zuletzt oft verletzt und angeschlagen, stand völlig neben den Schuhen.
Kaum hatte ein Basler den Ball, war er auch schon wieder verloren. Von den Feldspielern zeigte nur der unermüdliche Geoffrey Serey Die eine akzeptable Leistung.
Das Ausscheiden der Basler ist wegen der Resultatfolge 3:0/0:5 natürlich äusserst bitter. Dennoch ist es ein Segen und es sollten mit ein wenig Abstand die positiven Erkenntnisse überwiegen:
Priorität muss beim FC Basel immer die Meisterschaft haben, den Verlockungen des Schlaraffenlands Europacup zum Trotz. In dieser Saison gilt das besonders: der Schweizer Meister qualifiziert sich direkt und ohne Umweg für die Champions League.
Erreicht hat die Super League diesen Status in erster Linie wegen der Erfolge der Basler. Es wäre eine Ohrfeige, die noch viel mehr schmerzen würde als das 0:5 in Valencia, wenn sich der FCB nach vier Titeln in Serie ausgerechnet in dieser Saison die Meisterschaft wegschnappen liesse.
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