«Toffees» ist der Spitzname des neunfachen englischen Meisters Everton und heisst nicht anderes als Caramel- oder Rahmbonbons. Diese Süssigkeiten wollen die Young Boys vernaschen und erstmals in die Achtelfinals der Europa League vorstossen. «Das wird nicht leicht. Wir wollen aber nicht nur Spalier in der K.o.-Phase stehen, sondern unsere Chance nutzen», sagt Forte, der mit Ausnahme des rekonvaleszenten Matias Vitkieviez über sein komplettes Kader verfügen kann.
Die besten Zeiten der seit über 110 Jahren in der höchsten englischen Liga vertretenen «Toffees» liegen zwar 20 und mehr Jahre zurück. Als derzeitiger Tabellenzwölfter der Premier League mit nur fünf Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz vermag das Team des spanischen Trainer Roberto Martinez auch dieses Jahr keine Stricke zu zerreissen. «Everton ist unter ihrem Wert klassiert», ist Forte überzeugt. «Sie haben individuelle Klassespieler. Allein im Sommer haben sie 35 Millionen Pfund für Stürmer Lukaku von Chelsea ausgegeben. Vorsicht ist daher angebracht. Die Toffees sind defensiv solid und können erstklassig von Defensive auf Offensive umschalten. Sie sind ein klassisches Konterteam.»
Auch Captain Steve von Bergen hebt den Warnfinger: «Everton ist defensiv sehr solide. In den letzten sechs Meisterschaftsspielen haben sie nur drei Gegentore eingefangen. Aber auch wir haben einen Lauf, obwohl mich die Vergangenheit wenig interessiert. Fussball wird hier und heute und auf dem Platz entschieden.»
Das «hier und heute» findet heute Abend um 19 Uhr im Stade de Suisse statt. 20'000 Tickets gingen im Vorverkauf weg, 25'000 Zuschauer werden erwartet. Und sie sind erwartungsfroh, denn YB hat tatsächlich einige positive Serien vorzuweisen. Die Berner sind nach dem 4:2 gegen GC am Samstag auf Kosten des FC Zürich auf Platz 2 der nationalen Meisterschaft vorgerückt und haben die letzten neun Punktespiele nicht mehr verloren.
Auch die Heimbilanz im Europacup ist überragend. Die letzten sieben Partien zuhause wurden gewonnen. In den fünf Heimspielen dieser Europa-League-Saison musste YB nur einen Gegentreffer gegen Debrecen (3:1) einstecken. In der Gruppenphase hatten Slovan Bratislava (5:0), Napoli und Sparta Prag (je 2:0) im Stade de Suisse das Nachsehen. Jetzt soll ein Polster ohne Gegentor für das Rückspiel in einer Woche im Goodison Park gelegt werden.
Rückgrat des Teams aus Liverpool sind der bald 36-jährige amerikanische Torhüter Tim Howard und sein Abwehrchef, der 32-jährige englische Internationale Phil Jagielka. Gefahr geht vom schottischen Internationalen Steven Naismith und vor allem vom belgischen Stürmerstar Romelu Lukaku (21) aus, der diese Saison schon achtmal getroffen hat, siebenmal in der Premier League. Everton ist diese Saison auswärts im Europacup ungeschlagen und gewann in Wolfsburg dank Treffern von Lukaku und seines belgischen Offensivpartners Kevin Mirallas mit 2:0.
«Für uns könnte ein Vorteil sein, dass wir auf Kunstrasen spielen. Ich hoffe, dass die Engländer ihn hassen», fügt Trainer Forte an. «Ich bin zudem nicht überzeugt, dass viele Engländer unsere Spieler kennen. Vielleicht unterschätzen sie uns.» Dem widerspricht, dass Trainer Martinez YB gegen GC persönlich beobachtete und auch einen Spion zu einem Testspiel vor Meisterschaftsbeginn in Tessin geschickt hatte.
YB setzt auf seine Defensive, aber auch auf Guillaume Hoarau in der Offensive. Der Franzose, den die Berner so gerne weiter verpflichten möchten, ist mit fünf Treffern der Top-Skorer der Young Boys in der Europa League und hat in 13 Meisterschaftsspielen schon sechsmal reüssiert. Nur Renato Steffen, der mit einem Transfer in die Bundesliga liebäugelt, kommt auf ähnliche Werte. (si/qae)