Programmänderung bei der Schweizer Nati! Am Dienstagmorgen vor dem Spiel gegen die USA soll nicht etwa nochmals die Taktik besprochen, sondern gemeinsam die Steuererklärung ausgefüllt werden.
«Es ist schliesslich der 31. März, die Frist zur Abgabe der Steuerklärung läuft heute ab», erklärt Nati-Coach Vladimir Petkovic seine Massnahme gegenüber watson später an der Medienkonferenz. «Wir haben eine Vorbildfunktion und wollen gemeinsam als Mannschaft die Steuerklärung pünktlich auf die Post bringen.»
Die Spieler der Schweizer Nati versammeln sich im Früshtücksraum des Panorama Resort & Spa Feusisberg und werden nochmals auf das aktualisierte Tagesprogramm aufmerksam gemacht.
Im Gespräch unter vier Augen erläutert uns Stephan Lichtsteiner: «Ich habe die Steuererklärung bereits Ende Januar auf die Post gebracht. Deswegen habe ich Zeit, um am Morgen in die Käserei zu gehen und das Team-Essen bei mir zuhause zu organisieren.»
Pünktlich um 10 Uhr trudelt die Equipe von Vladimir Petkovic vollständig – abgesehen von Lichtsteiner – im Theorieraum ein. Wobei, halt: Wo sind Ricardo Rodriguez und Marwin Hitz?
Haris Seferovic bemerkt unsere Verwirrung und streckt uns sein Handy unter die Nase.
«Ricardo Rodriguez verbringt seine Freizeit gerne mit FIFA-Zocken auf der Playstation», erzählt uns Seferovic. Überraschen tut uns das nicht. Rodriguez verriet uns nämlich in einem Youtube-Clip unlängst, dass seine «geheime Leidenschaft» der «Fussball» sei.
Nati-Trainer Petkovic geht gerade mit den Spielern die ersten Schritte durch. «Ist alles klar bei dir, Roman? Beruf: Fussballer, Arbeitgeber: SC Freiburg!» Da steht plötzlich ein etwas verunsicherter Breel Embolo von seinem Schreibtisch auf und sagt:
Betretenes Schweigen im Theorieraum: Versucht sich der Newcomer etwa bereits im ersten Nati-Zusammenzug vor der Arbeit zu drücken?
Silvan Widmer – zweitjüngster im Kader mit Jahrgang 1993 – erfasst die Situation am schnellsten: «Hey Breel, dis Geburtstagsdatum isch doch de 17. Februar 1997?! Du bisch ersch grad 18ni worde. Muesch no gar kei Stüüre zahle das Jahr!»
Übungsleiter Petkovic entlässt den Youngster darauf aus dem Theorieraum: «Ist gut, Breel. Du darfst rausgehen und mit dem Ball spielen.»
Wie ein Blick auf die Facebook-Timeline von Steve von Bergen verrät, hat für den Verteidiger der Kampf mit der Steuererklärung schon voll begonnen.
Petkovic: «Xherdan, darf ich mal sehen? Hast du beschränkt erwerbsfähige Personen, die du mit einem jährlichen Beitrag von mindestens 6500 Franken unterstützt?»
Ein Blick auf Shaqiris Steuerformular zeigt uns: Der Inter-Stürmer meint es besonders gut mit den Behörden. Er scheut keinen Aufwand und nimmt auch mal einen Klebestreifen und eine Schere zur Hand.
Valon Behrami hat sich von Kollege Xherdan Shaqiri inspirieren lassen. Der Theorieraum im Panorama Resort & Spa Feusisberg gleicht immer mehr einer Bastelstube.
watson weiss: Valon Behrami denkt des öfteren ans Basteln. «Ich geniesse es sehr, wenn ich zusammen mit Tochter Sofia (6) Nachmittage lang am Tisch sitzen und leimen, schneiden und malen kann», verrät uns der sonst so bullig auftretende Mittelfeld-Terrier.
«Leider habe ich aber viel zu wenig Zeit dafür», fährt der 29-jährige Familienvater fort, «neben meinem Hauptjob als Fussballer arbeite ich nebenbei noch als Baggerfahrer.» Auf den Einwand, dass er als Profi beim HSV doch schon genug verdiene, entgegnet er: «Im Rasen rumzuackern macht mir einfach irre Spass – ich kann kaum genug davon bekommen.»
Und Yann Sommer? Unser Nati-Keeper ist schon den ganzen Morgen so ruhig, starrt aber andauernd in sein Smart-Phone. Was er wohl treibt?
Als wir ihn fragen, ob wir kurz einen Blick auf sein Handy werfen dürfen, wirkt er wie auf frischer Tat ertappt. Nach ein paar Handgriffen ist der Gladbach-Goalie aber so lieb und zeigt uns seinen Handy-Screen.
«Ich habe ja jetzt 1 Fahrrad in Basel und 1 Fahrrad in Gladbach, deswegen musste ich schnell zusammenrechnen, wie viele Fahrräder ich von meiner Steuer abziehen kann», meint Sommer nun sichtlich gelassen.
Doch mit dieser Erklärung geben wir uns nicht zufrieden. Irgendetwas hat uns stutzig gemacht. Wir wissen nur noch nicht was.
Aha, wussten wir's doch!
Wie unvorsichtig von Sommer: Als er schnell aufs Klo muss, lässt er sein Handy liegen. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf und werfen einen Blick drauf. Und siehe da: Von wegen Taschenrechner! Sommer war die ganze Zeit auf «Tinder», deswegen war er so ruhig den ganzen Morgen.
Doch es kommt noch dicker: Wir glauben nämlich, dass Allison gar nicht Allison ist, sondern Mirka Federer, die sich ein Fake-Profil zugelegt hat. Wenn sich da mal nicht Riesenzoff in der Schweizer Sport-Szene anbahnt!
Ganz andere Sorgen hat derweil Stephan Lichtsteiner, wie wir per Twitter mitbekommen.
Gesprächsthema Nummer 1 im Theorieraum in Feusisberg ist längst nicht mehr die Steuererklärung, sondern: Was macht Mirka Federer auf Tinder und weshalb hat sie bei Yann Sommer auf das Herz gedrückt?
Für Action im Schweizer Nati-Camp ist gesorgt. Valentin Stocker fordert schon mal eine Ladung Williams für den gemeinsamen Fondue-Abend!
So, alle Steuererklärungen sind weg und auf dem Weg zu den Behörden. Die Spieler gehen nun zum Mittagessen und gönnen sich danach ein wenig Ruhe (falls dies wegen der ganzen Aufregung um #Mirkagate überhaupt noch möglich ist) oder gehen auf Rodriguez' Zimmer FIFA spielen.
Wir verabschieden uns ebenfalls und melden uns um 18:08 Uhr wieder mit dem Liveticker zum Spiel Schweiz gegen USA!
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