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Der FCZ feiert den Cupsieg kurz aber heftig – reicht das, um Chikhaoui umzustimmen?

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Der FCZ feiert den Cupsieg kurz aber heftig – reicht das, um Chikhaoui umzustimmen?

Basel hadert, Zürich feiert. watson hat den Cupsieger hautnah begleitet und erklärt, warum Trainer Urs Meier in der Stunde des Triumphs doch noch auf eine Wende im Fall von Yassine Chikhaoui hofft. 
22.04.2014, 03:3224.06.2014, 13:21
Alex Dutler
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Schluss mit Aberglaube, Schluss mit falscher Bescheidenheit! Der FCZ packt die Cupsieger-Shirts im Stade de Suisse schon zwei Minuten vor dem Abpfiff aus. Die Zürcher wissen: Komme was wolle, für sie läuft hier nichts mehr schief. Nicht beim Stand von 2:0 nach einer Doublette von Mario Gavranovic. Und schon gar nicht gegen neun ausgepumpte Basler, die ihre letzten Kraftreserven darauf verwenden, mit sich, der Welt und Schiri Graf zu hadern. In 120 Sekunden ist der achte Cupsieg in der FCZ-Vereinsgeschichte perfekt.

Um 16.31 Uhr ist es vollbracht. Fünf Tage nach der missglückten Hauptprobe in der Meisterschaft hat sich der FC Zürich revanchiert. Basel kann weiterhin keinen Cupfinal gegen den Erzrivalen gewinnen und Murat Yakin stolpert beim Versuch, den Kübel als Trainer zu erobern bereits zum dritten Mal in Folge auf der Zielgeraden. 

Zürichs Freude und Basels Wut

Beim frischgebackenen Cupsieger brechen alle Dämme. Der gesperrte Pedro Henrique stürmt den Platz in Jeans und mit einem FCZ-Bandana um den Kopf. Trainer Urs Meier wird von seinem Assistenten abgeknutscht und Goalie Da Costa tanzt sich vor der Fankurve mit einer Portugal-Flagge in den Rausch. Blau-weisses Delirium in Bern.

Dieser Anblick ist zuviel für Serey Die. Bei Basels Terrier brennen – wieder einmal – die Sicherungen durch. Nur mit Mühe können Murat Yakin und Marco Walker den Ivorer gemeinsam daran hindern, dem Schiedsrichtergespann mit den Fäusten zu erklären, was er von ihrer kapitalen Fehlentscheidung in der 99. Minute hält.

Serey Die will sich Schiedsrichter Graf vorknöpfen und wird vom FCB-Tross gestoppt.
Serey Die will sich Schiedsrichter Graf vorknöpfen und wird vom FCB-Tross gestoppt.Bild: freshfocus
«Offenbar nützt es, wenn man jammert. Man kommt recht weit damit.»
Murat Yakin, FCB-Trainer

Nach dem Tumult stehen die Bebbi für den Cupsieger Spalier. Danach ist es an Murat Yakin, eine Breitseite gegen die Offiziellen abzufeuern: «Ich weiss nicht, ob wir heute verdient verloren haben. Die zweite rote Karte, oder eben der Penalty, war die entscheidende Szene für mich. Offenbar nützt es, wenn man jammert. Man kommt recht weit damit.»

Die Zürcher bekommen davon nichts mehr mit. Auf dem Tribünen-Balkon nehmen sie erstmals seit neun Jahren die begehrte Trophäe in Empfang und posieren nach der obligatorischen Weissweinschlacht ausgelassen für das Siegerfoto. 

Selfie für Fortgeschrittene – der FCZ beim Siegerporträt.Bild: freshfocus
«Für die Stimmung haben wir andere DJs und Tätschmeister. Da muss ich in meinem Alter nicht mehr helfen.»
Urs Meier, FCZ-Trainer

Meier hofft auf eine Wende bei Chikhaoui

Auch bei Urs Meier ist der Stolz über den seinen ersten Titel als Trainer nicht zu überhören: «Damit ist der Erfolg zurück in Zürich. Ich will, dass die Spieler auch entsprechend feiern und diese Emotionen heute Nacht aufsaugen. Denn wenn man das Gefühl des Sieges kennt, dann bringt einen das in der persönlichen Entwicklung enorm weiter.» Die Party sollen die Spieler aber dann doch selber schmeissen: «Für die Stimmung haben wir andere DJs und Tätschmeister. Da muss ich in meinem Alter nicht mehr helfen.»

Viel mehr erstaunt aber, was Meier über Yassine Chikhaoui zu sagen hat. Der sensible Tunesier hat einen überragenden Cupfinal gespielt. Und obwohl sein Abgang schon längst beschlossene Sache scheint, hat der FCZ-Trainer die Hoffnung auf einen Wende offenbar noch nicht ganz aufgegeben: «Das hat mir sehr gut gefallen heute, Yassine im FCZ-Tenue und mit dem Pokal. Davon würde ich gerne noch mehr sehen. Er soll jetzt mal auf den Helvetiaplatz zur Feier gehen – und wer weiss, vielleicht sieht morgen alles anders aus.»

Offenbar hofft Meier, dass Chikhaoui unter dem Einfluss der Emotionen seine Lohnforderungen überdenkt. Bisher soll der verletzungsanfällige Zauberer 700'000 Franken pro Saison kassiert haben – zu viel für den FCZ. Im Stadion geht diese Rechnung schon einmal auf. Als Chikhaoui sich bei den Fans bedankt, kann er seine Tränen kaum zurückhalten.

Abschiedstränen, oder der Beginn des zweiten Zürcher Aktes? Yassine Chikhaoui gibt weiter Rätsel auf.Bild: KEYSTONE

Ein Zwischenstopp vor dem grossen Empfang

Für die Cupsieger folgt die Triumphfahrt zurück nach Zürich. Unterwegs legen sie in Aarau Ost einen Zwischenstopp an einer Tankstelle ein. Auch um die Bierreserven aufzustocken. Dem Vernehmen nach hat sich Routinier Alain Nef scherzhaft darüber beschwert, «dass die Jungen alle nur Erfrischungsgetränke saufen» und Gegenmassnahmen ergriffen.

Shopping mit Pokal. Der FCZ deckt sich mit Nachschub ein.
Shopping mit Pokal. Der FCZ deckt sich mit Nachschub ein.Bild: freshfocus

Um 20.48 Uhr folgt der grosse Auftritt am Helvetiaplatz. Tausende Fans haben sich vor dem «Volkshaus» versammelt, um ihre Cuphelden gebührend zu feiern. Als Erster stürmt Loris Benito den Balkon. Er, der nach der harten roten Karte vom vergangenen Mittwoch in diesem Final nur zuschauen durfte, holt sich jetzt seinen verdienten Kick. Die Kollegen folgen und während in Basel am Barfüsserplatz gespenstische Ruhe herrscht, erreicht die Stimmung in Zürich ihren Höhepunkt.

Eine Liveschaltung nach Brasilien und die grosse Müdigkeit

Für den grössten Lacher sorgt wieder Partytiger Pedro Henrique. Der Brasilianer ist via Telefon mit der Heimat verbunden und fordert den Anhang auf, seine Verwandten wissen zu lassen, wie man ihn in Zürich so findet. Die Fans skandieren brav seinen Namen und werden dafür mit Bierdosen belohnt.

Nach einer halben Stunde ist der Balkon-Zauber für die meisten Spieler vorbei. Drinnen fläzen sie sich in die bequemen Sessel, hängen am Handy oder bei ihren Freundinnen und Frauen. Heliane Canepa sitzt da schon länger. Eine sperrige Beinschiene verunmöglicht ihr derzeit grosse Sprünge. Die macht jetzt aber auch sonst fast keiner mehr. Die Stimmung beim FCZ-Tross ist freudig, aber nicht überbordend. Es war ein langer Tag – und das spüren die Akteure jetzt.

Während sich die Fanreihen draussen lichten, verabschiedet sich der FCZ eine knappe Stunde nach der Ankunft schon zum Nachtessen im Restaurant «Bocciodromo». Die Feierfraktion zieht danach zwar noch ins «Mascotte» weiter, aber Zürich hat definitiv schon wildere Partynächte erlebt.

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