Eine eh schon turbulente Woche beim FC Basel endet mit einem Knall. Sportchef Marco Streller tritt zurück. In einer SMS, die der «Blick» veröffentlicht, verabschiedet er sich: «Es bricht mir das Herz, euch mitzuteilen, dass ich per sofort als Sportdirektor zurücktrete. Es sind zwei, drei Dinge passiert, die ich nicht akzeptieren kann.» Später am Nachmittag bestätigt der FCB die Entscheidung per Communiqué. Dort lässt sich Streller mit den Worten zitieren: «Der FCB ist und bleibt für mich eine Herzensangelegenheit.»
Der Auslöser des Rücktritts der Vereinslegende – 324 Spiele, 144 Tore, 11 Titel – sind die gescheiterten Verhandlungen mit Strellers Wunschkandidat Patrick Rahmen. Der Trainer des FC Aarau hätte, so der Plan des jetzt Ex-Sportchefs, Marcel Koller ersetzen sollen. Rahmen hätte den Job gerne übernommen und der FCA hätte ihn wohl auch ziehen lassen. Doch die Verhandlungen scheiterten, weil sich der FCB intern nicht einigen konnte. Wieder einmal.
Es ist davon auszugehen, dass die Meinungsverschiedenheiten in der FCB-Führungsetage, insbesondere zwischen Streller und Burgener, den Rahmen-Deal am Ende haben platzen lassen. In deren Konsequenz sah auch Streller keine andere Lösung, als zurückzutreten. Denn eine weitere Zusammenarbeit mit Trainer Koller ist aufgrund der Vorgeschichte ebenso ausgeschlossen, wie eine Zusammenarbeit mit einem Präsidenten, der die Pläne des Sportchefs nicht mitträgt.
Das gescheiterte «Rahmenabkommen» ist nicht der erste Vorfall, bei dem Streller seine Ideen nicht umsetzen kann. Schon bei der ersten Trainerentscheidung wurde die mündliche Zusage des Sportchefs an seinen auch schon damaligen Favoriten Rahmen übergangen und am Ende doch Raphael Wicky verpflichtet. Nachdem Streller diesen dann nach dem ersten Spieltag der vergangenen Saison entliess, holte man Marcel Koller.
Doch auch der soll nicht die Wunschlösung von Streller gewesen sein. Er passe nicht ins Konzept, mit jungen Eigengewächsen attraktiven Fussball zu spielen, so die Bedenken, die sich aus Sicht des Sportchefs bestätigen sollten. Unter Koller verpasste der FCB das internationale Geschäft. Die so wichtigen Zusatzmillionen fielen plötzlich weg. Im September hagelte es in Bern ein 1:7. Der FCB wähnte sich am absoluten Tiefpunkt.
Nachdem YB im Dezember 2018 auch in Basel gewann, beklagte sich ein Grossteil der Spieler bei Streller und Burgener über den Trainer. Nach der Revolte sprach man sich aus, der FCB gewann Kollers Gnadenspiel gegen Zürich und verlor seitdem nur noch ein einziges von 23 Spielen. Doch trotz Cupsieg hatte die sportliche Führung um Streller weiterhin Zweifel am Trainer. Die Misstöne aus der Mannschaft blieben bestehen, ein öffentliches Bekenntnis blieb aus.
Bernhard Burgener verspielte unterdessen mit E-Sports, Indien-Investitionen und Stadion-Verkleinerungsplänen seinen Kredit bei den Fans. Seinem Sportchef Streller erteilte er die Devise, am besten noch in diesem Jahr 20 Millionen einzusparen. Trotzdem müsse der FCB wieder ins internationale Geschäft. Eine Monsteraufgabe für den Sportchef, der aber gewillt war, sich dieser zu stellen. Anfang Juni wurde Burgener an der GV nur noch mit 65 Prozent als Präsident wiedergewählt. Auch Streller wurde in seinen Positionen im Verwaltungsrat und im Vorstand bestätigt, doch die vielen Gegenstimmen regten den Sportchef auf der Bühne sichtbar zum Nachdenken an.
Streller wollte daraufhin einen Neustart. Mit seinem Trainer: Patrick Rahmen. Doch dazu kommt es nicht. Rahmen bleibt beim FC Aarau und Streller überlässt seinen Posten beim FCB einem anderen. Wer den rotblauen Trümmerhaufen wieder aufbauen soll, weiss aktuell niemand. Der Verein will zu Beginn der kommenden Woche eine Pressekonferenz abhalten. Am Dienstag ist Trainingsauftakt. Da sein Gegenpol Streller das Feld geräumt hat, ist es plötzlich nicht mehr undenkbar, dass Koller dann wieder das FCB-Training leitet. (aargauerzeitung.ch)