Der FC Luzern ist alles andere als in Topform. In der Meisterschaft gab es in diesem Jahr aus acht Partien fünf Niederlagen, zuletzt das 0:1 gegen Lausanne. Nach einer hervorragenden Ausgangslage in der Winterpause hat sich die Mannschaft selber aus dem Titelkampf genommen.
Es sind nicht nur die Resultate, die im Umfeld des FC Luzern für Unruhe gesorgt haben. Nährboden für Diskussionsstoff boten auch die Interna, die an die Öffentlichkeit gelangten. Die Zeitungen durften ausschlachten, dass sich die Spieler und Sportchef Alex Frei über die Cup-Prämien nicht einig waren. Dies brachte weitere unerwünschte Nebengeräusche mit sich. Der Einzug in den Cupfinal würde die Unruhe im Keim ersticken.
Trainer Carlos Bernegger schwärmt unterdessen von den Baslern Sommer, Frei, Stocker und Streller, die in der Lage seien, unter höchstem Druck das Optimum abzurufen und gleichzeitig ihre Teamkollegen mitzureissen. Ihn beeindrucken die Sieger-Mentalität und der Erfolgshunger der Rot-Blauen. «Ich würde am liebsten jede Woche gegen den FC Basel spielen», sagt Bernegger, «denn wenn man sich mit den Besten misst, kann man am meisten lernen.»
Zuversicht für den Cup-Halbfinal schöpfen die Luzerner aus den Vergleichen mit dem FCB aus der jüngeren Vergangenheit. In der aktuellen Meisterschaft haben die zwei bisherigen Duelle 1:1 geendet. Und als sich die beiden Klubs im Mai 2012 im Cup-Final gegenüber standen, hatte Luzern eine formidable Leistung abgeliefert und sich erst im Penaltyschiessen geschlagen geben müssen.
Goalie Yann Sommer wurde damals zum Basler Penalty-Helden nach zwei Paraden. Auf die Frage, wie man Sommer überlisten wolle, falls es wieder zu einer derartigen Nervenprobe komme, antwortete Bernegger scherzhaft: «Yann ist ja wieder Single. Wir schauen, dass zwei schöne Mädchen an der Seite stehen.»
Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres bietet sich dem FCZ die Möglichkeit, erstmals seit dem Cupsieg 2005 unter Lucien Favre wieder ins Endspiel vorzustossen. 2013 scheiterte der achtfache Finalist an GC. Nun steht mit dem FC Thun ein Kontrahent gegenüber, der in seiner 116-jährigen Vereinsgeschichte nur 1955 den Final erreichte.
Vor dem wichtigsten Spiel seit dem markanten Aufschwung in der Rückrunde hat FCZ-Sportdirektor Marco Bernet ein gutes Gefühl: «Die Voraussetzungen sind nicht schlecht. Die Mannschaft hat den Wettkampf in sich drin, sie ist gespannt.»
Mit einem Erfolg gegen die Berner Oberländer könnte Zürich, das 2014 nur einmal verloren hat, den Eindruck der schwachen ersten Saisonhälfte endgültig beseitigen. Bernet glaubt, sie hätten vor allem viel zu gewinnen. Er betrachtet das Heimspiel als verlockende Chance und spricht von «schönen Perspektiven».
Doch auch der FC Thun hat das selbe Ziel vor Augen: «Wir wollen den Cup gewinnen», sagt Trainer Urs Fischer unmissverständlich. Es gehe im 43. (!) Spiel der Saison darum, dass jeder Einzelne an den «Big Point» glaube. «Diese Haltung müssen wir auf dem Platz vermitteln.»
Obschon Zürich zuletzt wieder in Form gekommen sei, hält Fischer den Coup durchaus für möglich. Die Bedeutung der Partie will der langjährige FCZ-Captain und Ex-Trainer der Stadtzürcher zwar bewusst nicht überhöhen, aber «UF» gibt schon auch zu, «dass es für den gesamten FC Thun und das Umfeld ein spezielles Spiel ist. In einem Halbfinal steht man nicht jedes Jahr.»