Sepp Blatter war diese Woche auf Asienreise. Dabei reiste der FIFA-Präsident unter anderem auf die Philippinen und nach Sri Lanka. Der Schweizer besuchte dort Projekte des FIFA-Goal-Programms. Dieses unterstützt «benachteiligte Verbände» und soll ihnen helfen, den Fussball im eigenen Land weiterzuentwickeln. So werden mit den FIFA-Geldern zum Beispiel Fussballplätze und Sportinternate gebaut.
Am meisten zu Reden gab jedoch nicht die FIFA-Entwicklungshilfe, sondern eine Aussage von Blatter während der Pressekonferenz vom Dienstagabend in Colombo. Dort lobte Blatter zunächst während eines gut zehnminütigen Monologs die Rolle der FIFA als Heilsbringer. Die FIFA sei eine Organisation, die Völker verbinde, für Frieden sorge und für die Ärmsten der Armen schaue. Wie zum Beweis, ergänzte er: «Die syrische Jugend-Nationalmannschaft hat sich soeben für die WM qualifiziert».
Als dann aber ein Reporter die Frage aufwirft, wie es denn mit den Arbeitern in Katar aussehe, will Blatter von der sozialen Verantwortung der FIFA plötzlich nichts mehr wissen.
Zunächst bedankt sich der FIFA-Präsident beim Journalisten gleich zweimal für die Frage: «Thank you for the question, thank you for the question». Die Gestik und der Tonfall des Schweizers wirken ziemlich inszeniert. Danach gerät Blatter merklich ins Stottern. Er sei selber Mitglied in der FIFA-Gewerkschaft und er sei FIFA-Präsident. Er trage doch bereits Verantwortung für das Wohlbefinden der 400 FIFA-Mitarbeiter. «Auf keinen Fall kann die FIFA akzeptieren, dass sie verantwortlich gemacht wird für Arbeiter, welche zu Firmen aus anderen Ländern gehören.»
Diese Aussage von Blatter steht nicht nur im scharfen Kontrast zu den hochgejubelten Projekten des Goal-Programms, sondern auch zum Abschnitt 3.8 des FIFA-Verhaltenskodex. Dort steht nämlich: «Wir stehen zu unserer sozialen und ökologischen Verantwortung. Wir setzen uns mithilfe des Fussballs für positive soziale Veränderungen ein und sind bestrebt, die negativen Folgen unserer Tätigkeit für die Umwelt möglichst gering zu halten und in unserem Einflussbereich die Nachhaltigkeit zu fördern.»
Wie steht es also nun um die soziale und ökologische Verantwortung der FIFA? Geht es um «kleine» Projekte wie beim Goal-Programm, scheint sie oberste Priorität zu haben. Stehen jedoch 200-Milliarden-Projekte (vier Mal teurer wie die Olympiade in Sotschi) wie die WM in Katar an, scheinen auf einmal andere – vor allem wirtschaftliche – Aspekte in den Vordergrund zu rücken.