Am Vorabend des FIFA-Kongresses in São Paulo wurde Präsident Joseph Blatter von europäischen Funktionären aufgefordert, auf eine weitere Amtszeit zu verzichten. Der Walliser hatte zuvor seinen Willen zur Kandidatur 2015 verkündet.
In einer sehr angespannten Atmosphäre sei die Sitzung der UEFA-Vertreter mit Blatter im Kellersaal des Hotels Renaissance im Herzen von São Paulo vonstatten gegangen, berichteten Teilnehmer. «Das ist relativ sachlich abgelaufen, sehr, sehr kühl auch. Es hat bei der Ankündigung keine Beifallsstürme gegeben», sagte Wolfgang Niersbach, der Chef des Deutschen Fussball-Bundes.
Der holländische Verbandschef Michael van Praag machte Blatter für das schlechte FIFA-Image verantwortlich. «Das ist nicht persönlich, aber wenn man den Ruf der FIFA in den letzten sieben Jahren sieht, verbinden die Menschen die FIFA mit Korruption und Bestechung. Die FIFA hat einen exekutiven Präsidenten und das bedeutet, dass dieser verantwortlich ist.» Blatter reagierte pikiert auf die Vorwürfe, berichteten Augenzeugen.
Zuvor war Blatter von den Delegierten der fünf anderen FIFA-Konföderationen für seinen Plan einer weiteren Amtszeit gefeiert worden. Die UEFA stellt 53 von insgesamt 209 Delegierten, die am 29. Mai 2015 den FIFA-Präsidenten für die vierjährige Amtszeit küren werden. Blatter steht seit 1998 an der Spitze der FIFA.
Vor den Delegierten der anderen Konföderationen hatte Blatter am Montag und Dienstag von «Feinden der FIFA» berichtet und erfolgreich Solidarität im Kampf gegen jene Gegner eingefordert. Gegenüber den afrikanischen Vertretern sprach er von rassistischem Verhalten insbesondere der englischen Medien.
«Wieder gibt es eine Art Sturm gegen die FIFA in Verbindung mit der Katar-WM. Leider gibt es eine grosse Portion Diskriminierung und Rassismus, und das tut mir weh», sagte Blatter. Die «Sunday Times» hatte bei ihren Enthüllungen zu angeblichen Bestechungen durch den Katarer Mohamed bin Hammam über Millionenzahlungen an Funktionäre aus Afrika und Asien berichtet. (pre/si)