Sponsor des FC Basel ist mit der Islamisten-Szene verstrickt
«Gisada» prangt auf dem Männertrikot des FC Basel. Der diesjährige Schweizermeister lässt sich von einer Winterthurer Parfümmarke sponsern, die einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat. Die Erfolgsgeschichte, die mit dem FCB-Trikot einen Höhepunkt erreichte, hat aber einen Haken: Hinter Gisada stehen in Tat und Wahrheit frühere Drahtzieher der berüchtigten Koranverteilaktion Lies!.
Bei den illustren Hintermännern handelt es sich um die Winterthurer Gebrüder Ademi. Zwei von ihnen verteilten den Koran an Ständen von Lies!, was aus Bildmaterial hervorgeht, das ch media vorliegt. Der älteste Bruder, Arben, hielt sich dagegen im Hintergrund, griff den Koranverteilern laut Justizakten aber finanziell unter die Arme. Ademi bestreitet sämtliche in diesem Artikel angeführten Vorwürfe. Mit extremistischem Gedankengut habe er gar nichts zu tun. Heute ist Ademi Geschäftsführer der Swiss Fragrance GmbH. Diese hält seit 2014 die internationalen Markenrechte an Gisada.
Kontakt mit IS-Anhängern
Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass niemand bemerkt haben will, wer wirklich hinter Gisada steckt: Weder der FCB noch die Verkehrsbetriebe Zürich, die – für gutes Geld – ein Gisada-Tram durch die Stadt fahren lassen. Dabei hatten die Gebrüder ausgiebig Kontakt mit Anhängern der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Winterthur.
Darunter befand sich zum Beispiel Sandro V., der «Emir» des Lies-Projekts, den Arben Ademi noch aus der Primarschule kennt. Sandro V. reiste Ende 2013 als Jihadist nach Syrien. Dafür wurde er am Ende vom Bundesstrafgericht in Bellinzona zu drei Jahren Haft verurteilt.
Kurz bevor sich Sandro V. nach Syrien aufmachte, hatte er mit dem jüngsten Ademi-Bruder in Bern Lies-Korane verteilt. Dieser Bruder ist heute unternehmerisch tätig, im Bereich Internet-Plattformen und digitalen Marktplätzen sowie in der Immobilienbranche. Er war es auch, der 2013 die Swiss Fragrance GmbH gründete, die Besitzerin der Marke Gisada. 2022 verkaufte er die Firma an Arben Ademi, für 300’000 Franken. Er sei nie stark in das Lies-Projekt involviert gewesen und habe nur ab und zu bei bewilligten Standaktionen mitgemacht, schreibt der ehemalige Koranverteiler auf Anfrage.
«Entfacht die Hölle»
Das inzwischen gelöschte Facebook-Profil des Lies-Projekts Schweiz verbreitete IS-Propaganda, darunter einen A-Capella-Gesang, der die Terrororganisation verherrlicht: «Nehmt das Banner des Jihad auf eure Stirn» oder «Nehmt den Tod in Kauf und greift an, entfacht die Hölle».
Mit seinem eigenen – mittlerweile ebenfalls verschwundenen – Facebook-Konto versah der jüngste Ademi-Bruder im Mai 2013 ein Foto von einem Mädchen mit einem «Like». Das Mädchen ist schwarz verhüllt und trägt eine Tasche mit einem grossen schwarz-weissen IS-Emblem. Dazu sagt er heute, dass er dieses Bild nicht «geliked» habe und sich auch von jeglichen extremistischen Ideologien distanziere. Ausserdem habe er schon lange kein Facebook-Profil mehr.
Zwischen 2012 und der Selbstauflösung des Koran-Projekts im Jahr 2017 standen Lies-Aktivisten in verschiedenen Schweizer Städten auf den Strassen, um das heilige Buch der Muslime unter die Leute zu bringen – in deutscher Übersetzung. Arben Ademi behauptet, nie an einem Koran-Stand gestanden zu haben, er sei höchstens mal daran vorbeigegangen. Ein Video, das im September 2013 von der inzwischen verbotenen deutschen Lies-Stiftung verbreitet wurde, zeigt ihn allerdings zusammen mit seinem jüngsten Bruder direkt neben einem solchen Infostand vor der Zürcher Pestalozzi-Anlage.
Offiziell ging es um die «Einladung» der Ungläubigen zum Islam. Es waren freundliche Männer, oft mit starkem Bartwuchs, die Passanten in Gespräche verwickelten und sie von den Vorzügen der «einzig wahren Religion» zu überzeugen versuchten. Inoffiziell hatte die Aktion aber einen ganz anderen Effekt: Viele Koranverteiler liessen sich für Terrororganisationen in Syrien und im Irak rekrutieren. Allein in Deutschland reisten 140 Koranverteiler aus, um sich dem IS anzuschliessen. Auch mindestens zehn Lies-Aktivisten aus der Schweiz begaben sich nach Syrien.
«Inschallah machen wir es»
Anfang Juli 2013 schrieb Sandro V. dem mittleren Ademi-Bruder eine Kurznachricht: «Friede sei mit dir, wir hatten gestern eine Sitzung, Gott sei Dank, das Lies-Projekt wurde angenommen, und zwar im Fünf-Säulen-Projekt von Arben. Das heisst, erste Säule Einladung der Ungläubigen zum Islam, Startkapital 15’000 Franken.» Und: «Weil wir das jetzt übernehmen, und Arben will das Geld nicht zurück.» Gleichentags meldete sich Sandro V. auch beim deutschen Hassprediger Ibrahim Abou Nagie, dem Gründer der deutschen Lies-Stiftung: «Ich habe sehr gute Neuigkeiten, das Projekt wurde angenommen, das Startkapital von 15’000 gehört uns.»
Auch in einem Bericht des Bundesamts für Polizei (Fedpol) heisst es klar und deutlich, dass Arben Ademi das Lies-Projekt mit «bedeutenden Geldbeträgen» unterstützt habe. Darüber hinaus erzählte Sandro V. im Mai 2014 Arben Ademi von einer Offerte einer spanischen Firma, die den Druck von Tausenden Exemplaren für die Lies-Stiftung betraf. Kostenpunkt 11’700 Euro. Ein paar Tage später meldete sich der Jihadist nochmals bei Ademi, diesmal in dringenderem Tonfall: «Bruder, bitte das Geld muss vor Freitag überwiesen werden.» Arben Ademi antwortete: «So Gott will, machen wir’s.»
Tatsächlich scheint das Geschäft zustande gekommen zu sein. Jedenfalls reiste Sandro V. mit dem inzwischen untergetauchten Lies-Gründer Ibrahim Abou Nagie nach Spanien, um Druckexemplare in Empfang zu nehmen. Auch davon gibt es Fotos, die dieser Zeitung vorliegen.
Reichliche Belohnung für den «Bruder-Sponsor»
Arben Ademi unterstützte aber nicht nur das Lies-Projekt, sondern war auch heimlicher Financier der El-Furkan-Moschee in Embrach. Dort trafen sich einige Jihadisten, bevor sie Hausverbot erhielten und nach Winterthur in die An-Nur-Moschee auswichen. Im erwähnten Fedpol-Bericht wird Ademi als Sponsor des Embracher Gotteshauses angeführt. In einem Gruppenchat der El-Furkan-Moschee schrieb ein Teilnehmer: «Möge Allah alle Brüder reichlich belohnen, die mitgeholfen haben, und unseren Sponsor-Bruder Arben ganz besonders.» Tatsächlich frequentierte Arben Ademi damals die El-Furkan-Moschee, wie ein ehemaliger Imam des Gotteshauses im Polizeiverhör erklärte. Es ist nicht verboten, Moscheen oder Koranverteiler mit Spenden zu unterstützen, deshalb gab es auch nie ein Strafverfahren gegen Arben Ademi.
Kurz bevor Sandro V. nach Syrien reiste, fuhr er mit einem Niederländer und dem mittleren Ademi-Bruder nach Bosnien zum bekannten Hassprediger und IS-Rekrutierer Bilal Bosnic. Die Schweizer Ermittler gingen damals davon aus, dass Sandro V. sich von Bosnic ein Empfehlungsschreiben erhoffte, dank dem er beim IS in Syrien unterkommen könne. Der Mercedes, mit dem das Trio unterwegs war, gehörte der Firma Globalcom von Arben Ademi. Bei der Rückkehr in die Schweiz wurde das Fahrzeug an der Grenze kontrolliert – mit Sandro V. am Steuer.
Vier Tage später reisten Sandro V. und der Niederländer über die Türkei nach Syrien. Dabei führten sie laut Fedpol rund 10’000 Franken mit, wobei der grösste Teil des Gelds von Arben Ademi gekommen sei. In einem Chat zwischen der Partnerin des Niederländers und der Ehefrau ist die Rede von 6000 Franken, die der Niederländer von Arben erhalten habe.
Rund einen Monat später, kurz bevor Sandro V. aus Syrien heimkehrte, kommunizierte er mit Arben Ademi und fragte diesen, wann es Flüge nach Zürich gebe. Seine Ankunft meldete der Jihadist dann ebenfalls dem Winterthurer Unternehmer. Dieser antwortete in dem polizeilich gesicherten Chat: «Wie Gott wollte, okay.»
Doch damit hörte das heimliche Engagement von Arben Ademi nicht auf. Bei Gisada beschäftigte er laut einem Insider verschiedene Winterthurer Islamisten und IS-Anhänger. Und noch 2019 bemerkten Ermittler, wie ein Audi, der auf Ademis Ehefrau eingelöst war, eine Gruppe deutscher IS-Anhänger von Deutschland aus über einen unbewachten Grenzübergang in die Schweiz lotste – und zwar zu einem Islamistenseminar im Kanton Zürich. Die Ademis nahmen an diesem Treffen allerdings nicht teil.
Der FCB schrieb, er habe keine Kenntnis von der Sache. «Wir nehmen diese Informationen aber sehr ernst, treffen die notwendigen Abklärungen und werden umgehend das Gespräch mit dem betroffenen Sponsor suchen. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, würde dies selbstverständlich dem Wertekatalog des FCB komplett widersprechen. Als Konsequenz würden wir notwendige Massnahmen ergreifen.» (riz/aargauerzeitung)
