In Nordamerika ist Fussball, also Soccer, so populär wie nie. Die US-Nationalmannschaft sorgte an der WM in Brasilien für neue TV-Rekorde und Begeisterung bei vielen Public Viewings, und selbst Präsident Barack Obama drückte vor dem Bildschirm die Daumen. In diesem Sog fand vor wenigen Tagen mit dem Champions Cup ein Turnier statt, das nicht nur hochkarätig besetzt war, sondern auch exzellent besucht. Beim Spiel zwischen Manchester United und Real wurde mit fast 110'000 Anwesenden gar ein neuer Zuschauerrekord für Fussball in den USA aufgestellt.
Gewiss, Kanada und die Vereinigten Staaten von Amerika sind zwei Paar Schuhe. Im Sport jedoch teilen sich die beiden Nachbarn die Leidenschaften: Eishockey (in Kanada die Nummer 1), Football (in den USA die Nummer 1), Basketball und Baseball sind seit langer Zeit die Favoriten – doch Soccer hat mächtig aufgeholt. Zwar erhoffte man sich schon von der WM 1994 in den USA einen Schub, doch dieser setzte erst jetzt richtig ein.
Kanada ist ein sportbegeistertes Land, das mit der nun laufenden U20-Frauen-WM nicht zum ersten Mal ein Turnier ausrichtet. So waren 2007 schon die männlichen Alterskollegen zu Gast, der heutige Superstar Sergio Agüero schoss Argentinien damals zum Titel. Zuvor fanden 1987 die U17-WM und 2002 bereits einmal die U20-Frauen-WM in Kanada statt.
Das Gerücht, wonach sich Kanada womöglich für die Männer-WM 2026 bewerben will, sickerte bereits während des Turniers in Brasilien durch. Nun, zum Start der U20-Frauen-WM sorgte FIFA-Präsident Sepp Blatter höchstpersönlich dafür, dass aus dem Gerücht vielleicht schon bald mehr wird. «Ich bin gespannt darauf zu sehen, ob ihr es schafft, die WM ins Land zu holen», sagte Blatter in Toronto. «Ich bin sicher, Kanada wird so friedlich sein, wie es jetzt ist. Hier fühle ich mich äusserst willkommen.»
Canada is considering a bid to host the Men’s World Cup in 2026. This shows their great commitment to promote the Game.
— Joseph S Blatter (@SeppBlatter) 5. August 2014
Das gestern gestartete Juniorinnen-Turnier bezeichnete der FIFA-Präsident als einen notwendigen Schritt für eine erfolgreiche Kandidatur für 2026. «Wenn man eine Männer-WM austragen will, benötigt man Zeit und Erfahrungen. Der kanadische Verband war mutig genug, eine Frauen-WM mit 24 Teilnehmern auf die Beine zu stellen», nahm Blatter auf das Turnier im nächsten Jahr Bezug.
Die WM in Brasilien habe Kanada gezeigt, dass es ebenfalls eine Weltmeisterschaft ausrichten könne, so Blatter weiter. «In Brasilien waren die Distanzen zwischen den Städten ebenfalls gross und es gab drei verschiedene Klimazonen. In Kanada wird das Klima überall gleich sein und Distanzen spielen sowieso keine Rolle.»
Ohne Zweifel: Nach der umstrittenen Vergabe der WM 2018 an Russland und der WM 2022 an Katar käme es der FIFA wohl mehr als nur gelegen, den grössten Sportanlass der Welt wieder einmal in einem ruhigen, wenig umstrittenen Land auszutragen. Ist das Rennen also etwa bereits entschieden, noch bevor überhaupt Kandidaturen bekannt sind?