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UEFA-Boss Platini soll Blatters Bruder eingeschüchtert haben: «Richte Sepp aus, dass er sich vor der Wahl zurückziehen muss, sonst kommt er ins Gefängnis»

Mai 2015 im Hallenstadion: Was bedeutet dieser Händedruck zwischen Sepp Blatter und Michel Platini genau?
Mai 2015 im Hallenstadion: Was bedeutet dieser Händedruck zwischen Sepp Blatter und Michel Platini genau?Bild: EPA/KEYSTONE

UEFA-Boss Platini soll Blatters Bruder eingeschüchtert haben: «Richte Sepp aus, dass er sich vor der Wahl zurückziehen muss, sonst kommt er ins Gefängnis»

UEFA-Chef Michel Platini soll die Familie von Sepp Blatter unter Druck gesetzt haben, um den FIFA-Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen. Das behauptet Blatter in einem Interview mit der niederländischen Zeitung «De Volkskrant». 
15.08.2015, 07:5015.08.2015, 09:11
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Die Szenen sollen sich während des 65. FIFA-Kongresses im Mai in Zürich abgespielt haben. Laut Sepp Blatter sprach damals Platini den 80-jährigen Bruder von Blatter, Peter, an. «Er sagte: ‹Richte Sepp aus, dass er sich vor der Wahl zurückziehen muss, sonst kommt er ins Gefängnis.›» Blatters Bruder soll darauf – nach Auskunft eines Augenzeugen, der anonym bleiben wolle – in Tränen ausgebrochen sein, schreibt die Volkskrant.

Zwei Tage vor den Wahlen waren auf Ansuchen der amerikanischen Behörden sieben hochrangige FIFA-Funktionäre im Zürcher Hotel verhaftet worden. Wenig später wurde Blatter trotzdem zum vierten Mal als FIFA-Präsident wiedergewählt. Sein einziger Herausforderer war der jordanische Prinz Ali Bin Al-Hussein, der von Platini und der UEFA unterstützt worden war.

«Er sagte: ‹Richte Sepp aus, dass er sich vor der Wahl zurückziehen muss, sonst kommt er ins Gefängnis.›»

Platini will diese happigen Anschuldigungen nicht kommentieren, schreibt die «Volkskrant» weiter. Eine Quelle aus seinem Umfeld weist die Vorwürfe jedoch zurück: «Diese falsche Geschichte ist der bisher letzte Versuch von Zürich, die Welt von den wahren Problemen abzulenken, mit denen die FIFA konfrontiert ist. Der UEFA-Präsident wird sich nicht dazu herablassen, auf diese lächerlichen Bezichtigungen zu reagieren. Michel Platini ist derzeit – zusammen mit den vielen nationalen Verbänden, die ihn unterstützen – mit der Vorbereitung eines Programms beschäftigt, das das Image und die Reputation der FIFA wiederherstellen kann. Und vor allem die Entwicklung des Fussballs in der ganzen Welt.» Der Franzose hat gute Chancen, Blatter zu beerben, wenn am 26. Februar 2016 der neue FIFA-Präsident gewählt wird.

Was genau hinter den Kulissen der denkwürdigen Wahl am 29. Mai in Zürich passiert ist, bleibt schleierhaft. Platini hat laut eigenen Aussagen Blatter vor der FIFA-Wahl im Mai zu einem Rücktritt gebeten – unter Tränen: «Ich habe Sepp in die Augen geschaut und gesagt: Tritt zurück! Hör auf!» Doch Blatter, 79, habe abgelehnt mit den Worten: «Es tut mir leid, ich kann nicht. Nicht jetzt, zu Beginn dieses Kongresses. Es ist zu spät.» Dies sagte Platini auf einer Pressekonferenz in Zürich im Mai kurz vor dem FIFA-Kongress, nachdem die FIFA-Funktionäre verhaftet wurden.

Blatter reist kaum mehr – aus Angst vor den US-Behörden

Vier Tage nach dem FIFA-Kongress und seiner Wahl in Zürich kündigte dann Blatter doch unerwartet an, dass er sein Mandat beim Weltfussballverband gedenke niederzulegen. Er dementiert im Interview, dass dieser Beschluss durch den Einschüchterungsversuch von Platini beeinflusst wurde. Blatter sagte laut «Volkskrant», er habe dies allein getan, um seine Familie und die FIFA gegen «die Angriffe» zu beschützen.

«Diese falsche Geschichte ist der bisher letzte Versuch von Zürich, die Welt von den wahren Problemen abzulenken, mit denen die FIFA konfrontiert ist.»
Stimmen aus dem Umfeld von Platini zu den Vorwürfen

In seinem letzten Halbjahr bei der FIFA reist Blatter kaum mehr umher. Grund dafür sind die Ermittlungen der US-Behörden. «Das System ist nun einmal so, dass man verhört werden kann, wenn man in einem Land ist, in dem Amerika Einfluss hat. Vor ein paar Wochen haben die Amerikaner einen Schweizer Bankier in Italien verhaftet. Vierundzwanzig Stunden später war er in Miami. Darum gehe ich nirgendwo hin.» (dhr/kub)

Macht und Einfluss: ESPN kürt die dicksten Fische im Weltfussball

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Macht und Einfluss: ESPN kürt die dicksten Fische im Weltfussball
1. Platz: Michel Platini thront als UEFA-Präsident und potentieller Nachfolger von Sepp Blatter im Macht-Ranking des amerikanischen TV-Senders ESPN ganz oben.
quelle: epa/epa / tatyana zenkovich
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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zarclay
15.08.2015 09:02registriert August 2015
Lieber Platini, ja stimmt, wir wollen Blatter nicht mehr. Es stimmt aber auch, dass wir DICH auch nicht wollen. Oder braucht jemand einen Job im Katar? Dein Sohn lässt grüssen.
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Dä Brändon
15.08.2015 11:12registriert August 2015
Glaubt ihr wirklich wenn Sepp weg ist das es besser wird? Wieso haben die USA eigentlich soviel Interesse daran diese Funktionäre und Sepp einzubuchten? Weil sie selber an der Spitze kommen möchten, die Fifa ist eine Lizenz zum Geld drucken und genau das wollen die USA.
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