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Formel 1: Der GP von Monaco droht, aus dem Rennkalender zu fallen

Wie lange gibt es den GP von Monaco noch?
Wie lange gibt es den GP von Monaco noch?Bild: IMAGO / PanoramiC

War es die Dernière? Der GP von Monaco droht, aus dem Formel-1-Kalender zu fallen

Keine Spannung, biedere TV-Bilder und Vertragsknatsch: Der Grand Prix von Monaco ist trotz grosser Tradition nicht mehr unantastbar – und 2023 vielleicht nicht mehr im Rennkalender.
30.05.2022, 11:0731.05.2022, 05:22
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Die Formel 1 ist so beliebt wie schon lange nicht mehr. Modernisierungen in den Übertragungen, wiedergefundenes Spektakel und die Netflix-Serie «Drive to Survive» haben insbesondere auch in Nordamerika einen Hype rund um die traditionsreiche Rennserie entfacht.

Da passt der Grand Prix von Monaco, der seit 1929 ausgetragen wird, irgendwie nicht mehr so ganz ins Bild. Auch wenn die Rennstrecke im Fürstentum grundsätzlich legendär ist, bietet sie all das nicht, was die Formel 1 eigentlich will: Spektakel, Modernität und innovative TV-Bilder.

Überholen ist auf dem schmalen Rundkurs an der Côte d'Azur praktisch nicht möglich. Auch bei der gestrigen Ausgabe waren einzig der starke Regen und ein krasser Strategiefehler von Ferrari dafür verantwortlich, dass es Verschiebungen im Klassement gab. SRF-Experte Marc Surer forderte schon vor einem Jahr Veränderungen: «Wenn man was ändern muss in Monte Carlo, ist es ganz sicherlich, dass wir eine Überholstelle haben müssen.» Sein Vorschlag: Die Fahrtrichtung umkehren: «Klingt jetzt verrückt, aber das würde gehen. Wir hätten dann nach dem Tunnel, bei der Portier-Kurve, die jetzt den Eingang vom Tunnel bestimmt, eine super Überholstelle.»

Wie schlecht die Strecke für die Spannung ist, zeigte das Beispiel von Fernando Alonso. Der Alpine-Fahrer wurde von seinem Team dazu aufgefordert, die Reifen zu schonen. Also fuhr er einfach rund drei Sekunden pro Runde langsamer als die Besten vor ihm und konnte von der Konkurrenz hinter ihm trotzdem nicht überholt werden.

Stau! Alonso hält das Feld auf.
Stau! Alonso hält das Feld auf.Bild: screenshot formula 1

Doch nicht nur die verhältnismässig langweilige Strecke gibt Anlass zu Kritik. Auch die Sonderstellung des GP von Monaco wackelt. Wie die NZZ berichtet, ist der Vertrag zwischen den monegassischen Organisatoren und dem Formel-1-Management mit dem gestrigen Rennen ausgelaufen. Und bei den Neuverhandlungen soll es gewaltig hapern, sodass es gar möglich scheint, dass das Traditionsrennen künftig aus dem Kalender gestrichen werden soll.

Die besten Szenen vom Rennen in Monaco.Video: YouTube/FORMULA 1

Die Formel 1 stellt grosse Forderungen an Monaco. So soll den Monegassen das Anrecht auf einen Fixtermin im Mai gestrichen werden. Zudem soll der lokalen Produktionscrew das Exklusivrecht für die Produktion der TV-Bilder gestrichen werden. Ferner will die FIA das Antrittsgeld, das sich angeblich zwischen 12 und 15 Millionen Dollar bewegt, um eine zweistellige Millionensumme erhöhen.

Nicht nur auf der Strecke ist es in Monaco eng.
Nicht nur auf der Strecke ist es in Monaco eng.Bild: IMAGO / PanoramiC

Es gibt in Monaco aber auch noch andere Streitpunkte: Die Hauptsponsoren der Formel 1 erhalten im Fürstentum nicht wie sonst üblich die Werbeflächen an der Rennstrecke. Stattdessen haben die Organisatoren an der Côte d'Azur eigene Sponsoren. Und auch den Teamverantwortlichen passt es trotz der Tradition immer weniger im Stadtstaat. Die engen Verhältnisse am monegassischen Hafen stehen immer mehr in der Kritik.

Die Fahrer sehen dies allerdings gänzlich anders. Kaum einer spricht sich von einer Abkehr aus Monaco aus: «Ich denke, das Rennen muss Teil des WM-Kalenders bleiben. Ich sehe auch keinen Grund, warum man es nicht mehr durchführen sollte. Weil das Überholen schwierig ist? Das ist es auch in Singapur und das war es vor der Einführung des DRS auch in Barcelona und Budapest», sagt etwa der zweifache Weltmeister Fernando Alonso.

«Die Formel 1 ohne Monte Carlo wäre nicht mehr die echte Formel 1. Beide brauchen sich gegenseitig», erklärt wenig überraschend der monegassische Fahrer Charles Leclerc. Und auch Max Verstappen ist die Tradition wichtig: «Wenn sich ein Kurs mit diesem Layout heute bewerben würde, würde er nicht mehr akzeptiert werden. Aber Monte Carlo ist Teil der Geschichte. Und diese Strecke hat so viele Geschichten geschrieben, dass sie einen Platz in der Formel 1 verdient hat.»

Dass der GP von Monaco tatsächlich aus dem Rennkalender gestrichen wird, scheint auch deshalb unrealistisch. Doch die Premiere von Miami und neue geplante Rennen in Las Vegas, Südafrika und Katar zeigen, dass dem aktuellen Formel-1-Publikum Tradition nicht sonderlich wichtig ist. Die Organisatoren von Monaco werden also einige Abstriche hinnehmen müssen, damit etwas Tradition erhalten bleibt.

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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UrsK
30.05.2022 12:58registriert März 2017
Die aktuellen Zuschauer? Das ist nur eine Momentaufnahme. Die F1 kommt immer blutleerer daher. Wenn dann auch noch Monaco, Monza und Silverstone verschwinden, ist sie für mich gestorben. Diese Retorten-Veranstaltungen im Nahen Osten, China und neuerdings in den USA werden das auf die Dauer nicht kompensieren können. Die F1 lebt auch von der Tradition. Löscht man sie aus, wird sie früher oder später obsolet.
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Darkside
30.05.2022 12:14registriert April 2014
Die Tradition ist natürlich riesig, ist immerhin eines der drei Monumente des Motorsports. Nur, eigentlich ginge es ja um das Racing. Aber in Monaco kann eigentlich nur drauf warten dass es regnet, jemand in die Wand fährt oder an der Box etwas passiert, denn das Racing selber bringt auf dieser Strecke wenig bis gar nichts. Wenn sie Monaco tatsächlich rausnehmen wünschte ich einfach, dass der Termin wenigstens mit einer traditionellen europäischen Strecke ersetzt wird.
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Eisenhorn
30.05.2022 11:56registriert September 2014
Lass uns doch Monaco auch noch durch ein Grand Prix in einem autoritären Staat ersetzten. Wir haben davon noch nicht genug. Abu Dhabi, Bahrain, Saudi Arabien, Azerbaijan, wie wärs mit Nord Korea oder Weissrussland? /S
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