Ja, Singapur war nur ein Ausrutscher. Eindrücklicher hätte dies Max Verstappen in Japan nicht beweisen können, nachdem eine Woche zuvor seine Rekordserie von zehn Siegen am Stück gerissen war. Auf die drei Bestzeiten in den Trainings und der überlegen herausgefahrenen Pole-Position im Qualifying folgte auf der Traditionsstrecke in Suzuka im Rennen die nächste Machtdemonstration.
Der Niederländer wirkte nach dem durchwachsenen Wochenende in Singapur fest entschlossen und fand dort, wo er vor einem Jahr mit einem Sieg seinen zweiten WM-Titel klar gemacht hatte, wieder zu jener Dominanz zurück, die ihn und sein Red-Bull-Team in dieser Saison bislang auszeichnet. Verstappen demonstrierte über die 53 Runden mit der gewohnten Souveränität seine Ausnahmeklasse und Überlegenheit; für die Konkurrenz war er wieder unantastbar.
Der verdiente Lohn für seine One-Man-Show war der 13. Sieg im 16. Rennen in diesem Jahr. Mit seinem insgesamt 48. GP-Triumph in der Formel 1 und dem Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde baute Verstappen als Führender in der WM-Wertung seinen Vorsprung auf den zweitplatzierten Teamkollegen Sergio Perez auf 177 Punkte aus. Der Mexikaner sah in Japan die Zielflagge nicht.
Damit kann Verstappen in zwei Wochen in Katar aus eigener Kraft seinen dritten WM-Titel in Folge perfekt machen. Die vorzeitige Krönung seiner Super-Saison könnte bereits im Sprintrennen vom Samstag erfolgen. Um das zu verhindern, muss Perez sechs Punkte mehr gewinnen als der WM-Leader.
Grund zum Feiern hatte Verstappen sechs Tage vor seinem 26. Geburtstag schon in Suzuka genug. Trotz des Ausfalls von Teamkollege Perez sicherte sich Red Bull auf der Heimstrecke von Motorenpartner Honda frühzeitig den zweiten Konstrukteurs-Weltmeistertitel nacheinander, den sechsten insgesamt. In den noch ausstehenden sechs Grands Prix können die Roten Bullen von den Verfolgern Mercedes und Ferrari nicht mehr von der Spitze verdrängt werden.
The moment the Constructors' Championship was clinched... 🥹 #F1 pic.twitter.com/rDdiG0uHg6
— Oracle Red Bull Racing (@redbullracing) September 24, 2023
Während sich Red Bulls Teamchef Christian Horner vor Verstappen verneigte («Max, das war absolut fantastisch»), war auch der Erfolgsgarant voll des Lobes für sein Team: «Wir haben ein unglaubliches Jahr und ich bin auf jeden Einzelnen stolz. Ihr habt eine Rakete von einem Auto gebaut.»
Wie überlegen Verstappen in diesem Jahr ist, verdeutlicht auch, dass er mit seinen bislang gewonnenen 400 Punkten auch ohne Perez die Team-Wertung vor der Konkurrenz anführen würde. Perez erwischte in Suzuka einen rabenschwarzen Tag, verursachte zwei Kollisionen, wurde zwei Mal bestraft und parkierte sein Auto schliesslich nach nur 15 Runden an der Box, um fast Dreiviertelstunden später nochmals auf die Strecke geschickt zu werden, um eine Strafe abzusitzen, die damit nicht im nächsten Rennen fällig wird.
Die Verantwortlichen von Red Bull beteuern zwar, dass der Mann aus Guadalajara einen Vertrag für 2024 hat. Ob Perez aber angesichts seiner durchwachsenen Leistungen auch tatsächlich über diese Saison hinaus Teamkollege von Verstappen bleibt, ist weiter fraglich. Die Geduld mit dem Mexikaner könnte bald erschöpft sein.
Auf der Suche nach einem Fahrer, der Verstappen dereinst auf Augenhöhe begegnen könnte, rücken vor allem die Jungen in den Fokus. Supertalente wie Lando Norris (23) oder Oscar Piastri (22), die am Sonntag zusammen mit dem Saison-Dominator aufs Podest gestiegen sind.
Für Piastri war es in seinem erst 16. Grand Prix die erste Top-3-Platzierung, für das aufstrebende Team McLaren das erste Doppel-Podest seit dem Doppelsieg von Daniel Ricciardo und Norris vor ziemlich genau zwei Jahren in Monza. Mit zwei Nullern miserabel in die Saison gestartet, ist McLaren drauf und dran, Mercedes und Ferrari im Kampf um Platz 2 in der Konstrukteurs-WM noch zu überholen. (kat/sda)