Für Barcelonas Brasilianer Neymar blätterte Paris Saint-Germain einst 222 Millionen Euro hin. Bis heute ist dieser Transfer im Sommer 2017 die Weltrekord-Ablöse im Fussball.
Bei den Frauen sind die Beträge noch etwas weniger hoch. Umgerechnet rund 770'000 Franken (inklusive möglicher Bonuszahlungen von 70'000 Franken) ist dem Bay FC in den Vereinigten Staaten die Unterschrift von Racheal Kundananji wert. Die pfeilschnelle Offensivspielerin aus Sambia, die zuletzt in Spanien für Madrid CFF spielte, ist damit neu die teuerste Fussballerin der Welt.
«Sie hat ein enormes Talent, ist dynamisch in der Offensive und physisch unglaublich gut», sagte Lucy Rushton, die General Managerin ihres neuen Klubs, über die 23-Jährige. «Racheal verfügt über eine Gelassenheit vor dem Tor und die natürliche Fähigkeit, mit verschiedenen Arten von Abschlüssen und aus verschiedenen Positionen zu treffen.»
33 Tore in 43 Einsätzen schoss Kundananji für Madrid CFF in der Liga aus dem Land der Weltmeisterinnen. Von dort geht es nun über den Atlantik und den gesamten amerikanischen Kontinent an dessen Westküste. Dort, im Grossraum San Francisco (der «Bay Area»), ist der Bay FC zuhause.
«Die Leute in Sambia werden von dieser Nachricht überrascht sein, aber sie werden sich freuen», sagte Kundananji zur BBC. Sie wolle den Fans des Bay FC «das geben, was sie wollen: dass sie Spiele geniessen, mich spielen und Tore schiessen sehen».
🫡 @KKundananji is ready to break records and so are we! 😤 Ku chalo!#BayFC #WeCameToPlay #BLegendary pic.twitter.com/zZoWCW41K2
— Bay Football Club (@wearebayfc) February 13, 2024
Der Klub hat noch kein Pflichtspiel bestritten, er wurde im vergangenen Jahr gegründet und nimmt in einem Monat den Spielbetrieb in der professionellen NWSL (National Women's Soccer League) auf. Da kann Publicity in Form eines Weltrekord-Transfers nicht schaden, zumal das US-Publikum mehr als andere auf Rekorde abfährt.
Kundananjis Engagement dürfte indes mehr als ein PR-Stunt sein. Man kann sich gut vorstellen, dass sie gerne von Grossklubs wie Real Madrid oder FC Barcelona verpflichtet worden wäre. Schliesslich machte sie sich gerade in Spanien schon einen Namen, noch bevor sie im vergangenen Sommer mit den «Copper Queens» an der WM in Australien und Neuseeland auflief. Madrid CFF hatte vor dem Turnier eine Ausstiegsklausel in ihren Vertrag geschrieben, die nun eingelöst wurde.
Natürlich profitiert nicht nur ihr alter Arbeitgeber vom Transfer. Für vier Saisons kassiert Kundananji insgesamt 2,5 Millionen Dollar, ihr Kontrakt enthält die Option auf ein fünftes Vertragsjahr.
Die 23-Jährige ist keine Spielerin, die aus dem Nichts emporschoss. Vielmehr erfolgte ihr Aufstieg Schritt für Schritt. Mit 19 Jahren wechselte Kundananji nach Kasachstan, spielte dort in der Champions League, schoss für BIIK Kazygurt vier Tore in der Königsklasse.
Nach zwei Saisons zog sie weiter in eine Top-Liga. Der spanische Kleinklub Eibar wurde zur neuen Heimat. Nach acht Treffern in 21 Spielen lockte die Hauptstadt Madrid. In Spanien wurde sie vergangene Saison zur «Entdeckung der Saison» gewählt.
Ein dunkles Kapitel stellt der Afrika Cup 2022 dar, den sie unverschuldet verpasste. Bei ihr und drei Teamkolleginnen war ein zu hoher Testosteronwert gemessen worden, das Quartett fiel beim Geschlechtstest durch. Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Tests scharf.
Als Kind habe sie davon geträumt, wie es wohl wäre, eines Tages in den USA zu leben, verriet Kundananji gegenüber «Equalizer Soccer». Sie wuchs in Chililabombwe auf, der Stadt mit den grössten Kupferreserven im südlichen Afrika. Schwierig, es von da aus zu schaffen, «aber Aufgeben war keine Option», sagte die Stürmerin. Selbstbewusst kündigte sie nach der Unterschrift in den Vereinigten Staaten an: «Ich erwarte Herausforderungen und ich erwarte, dass ich diese Herausforderungen meistern werde.»
Im Silicon Valley, wo der Bay FC in San Jose spielt, wird Racheal Kundananji auf eine andere Afrikanerin treffen, die zuletzt in Spanien für Furore sorgte. Erst vor zwei Wochen wechselte Asisat Oshoala nach Kalifornien, für Barcelona schoss die Nigerianerin 85 Tore in 101 Spielen und gewann zwei Mal die Champions League.
Hinter dem Klub stecken die Investmentfirma Sixth Street und ehemalige US-Nationalspielerinnen um Brandi Chastain. Das erklärte Ziel ist der sofortige Erfolg.
(Quelle: Wikipedia)