Vor nicht einmal einer Woche kündigte der FC Zürich an, dass Trainer Bo Henriksen seinen Ende Saison auslaufenden Vertrag nicht verlängern wolle. Dennoch kam der vorzeitige Abgang des Dänen, der per sofort in die Bundesliga zu Mainz 05 wechselt, etwas überraschend. Hatten doch beide Seiten versprochen, bis im Sommer gemeinsam weiterzuarbeiten und den FCZ so nach Europa zu bringen, wie Henriksen sagte.
Es ist aber sowohl für den Klub als auch den Trainer die richtige Lösung – und ein einfacher Weg aus einer weniger einfachen Situation. Zwar konnte schon in der Vorwoche Klarheit geschaffen werden, was dem Team guttat, wie sich mit dem Derbysieg vom Wochenende zeigte. Auch wenn dieser wenig überzeugend war, ist es wohl kein Zufall, dass die Zürcher eine solche Partie ausgerechnet dann gewannen, als die unsichere Zukunft ihres Trainers geklärt worden war. Zuvor war der FCZ in sieben Ligaspielen ohne Sieg geblieben, obwohl er teilweise das bessere Team gewesen war.
Dennoch befand sich Henriksen bei den Zürchern in einer speziellen Position. Er war sozusagen ein Interimstrainer, ohne ein Interimstrainer zu sein. Schliesslich war allen klar, dass er im Sommer ohnehin weg sein würde. Meist führt eine solche «lahme Ente» nicht zu Erfolg. Die Ersatzspieler haben einen kleineren Anreiz, sich besonders aufzudrängen, was auch einen negativen Effekt auf die Stammkräfte haben kann. Und der Trainer selbst wird wohl auch nicht mehr mit letzter Konsequenz an seinem System feilen, wenn er die Früchte davon nicht mehr selbst ernten kann.
Dazu kam der schwelende Konflikt zwischen Henriksen und Sportchef Milos Malenovic, die unterschiedliche Philosophien verfolgten. Der 49-jährige Trainer setzte vorwiegend auf die bewährten Kräfte und stellte jeweils das Team auf, bei dem die Chancen auf einen Sieg seiner Meinung nach am grössten waren. Für einen Trainer eine mehr als verständliche Denkweise, nur kann das einerseits zur Folge haben, dass die Spieler gegen Ende der Saison müde werden und nicht genügend Erholungszeit haben. Andererseits konnten sich die jüngeren Spieler und Talente nicht so entwickeln, wie es Malenovic und auch Präsident Ancillo Canepa eigentlich gern gehabt hätten.
Auch hier kommt den FCZ-Machern die Trennung von Henriksen entgegen. Die beiden Interimstrainer Murat Ural und Umberto Romano können die Entwicklung hin zu einem Verein, in dem von der Jugend an dasselbe System gespielt wird, und in dem Eigengewächsen eine grössere Bedeutung zugemessen wird, wie sich das Malenovic und Canepa wünschen, einige Monate früher als geplant in die Wege leiten. Bis zum Sommer kann dann, wie schon seit letzter Woche klar, ein Trainer gesucht werden, der besser zum neuen Konzept der Zürcher passt als Henriksen.
Dennoch muss der Weggang von Henriksen auch als Verlust gesehen werden. Im Oktober 2022 hatte er den zu dem Zeitpunkt sieglosen Tabellenletzten übernommen und zum Klassenerhalt geführt. In seiner zweiten Saison stand der FCZ dann zwischenzeitlich gar an der Tabellenspitze, schlug YB und verlor von den ersten 16 Super-League-Spielen nur eines. Derzeit stehen die Zürcher immerhin noch auf Platz 3.
Ausserdem war Henriksen bei seinen Spielern wie bei den Fans beliebt. Aufgrund seiner lockeren und sympathischen Art bekam er den Spitznamen «Happy Bo» verpasst. Obwohl er in den letzten Wochen rund um die Vertragsverhandlungen auch einige Sympathien verspielt hat, hat er zuvor gezeigt, dass er den FCZ zum Erfolg führen könnte. Noch einmal einen solchen Trainer zu finden, wird nicht einfach. Alleine Henriksens zwei Vorgänger haben gezeigt, wie breit das Spektrum ist. Zwischen André Breitenreiter und Franco Foda ist alles möglich.
Zürich zu verlassen, war aber Henriksens Wunsch – schon vor der Anfrage von Mainz. Dass der Däne neue Herausforderungen sucht, wie er in der letzten Woche nach den abgebrochenen Verhandlungen mit dem FCZ sagte, kann man den Zürcher Verantwortlichen nicht vorwerfen. Diese findet er nun im Abstiegskampf der Bundesliga. Und für seinen Ex-Klub kommt diese Veränderungen gerade zur rechten Zeit.