Jürgen Klopp muss lachen, aber die Erinnerung schmerzt ein bisschen. Der europäische Supercup sei «nicht das Spiel, das ich mir in der Vergangenheit gerne angeschaut habe», sagte der deutsche Trainer von Liverpool gut gelaunt im Video-Interview der UEFA.
«Ich war so oft in Endspielen – und der Supercup ist dann der endgültige Beweis, dass man nicht gewonnen hat.» In diesem Jahr aber, am Mittwoch gegen Chelsea, sei das «ganz anders». Um den ersten internationalen Titel der Saison spielen der Gewinner der Champions League und der Sieger der Europa League, die zwei besten Teams der Vorsaison. Dreimal war Klopp bereits in einem grossen europäischen Final gescheitert und mied deshalb bei der Supercup-Übertragung den Fernseher. In der türkischen Metropole ist der 52-Jährige aber nun mittendrin – und der klare Favorit.
Sein Gegenüber, der englische Ex-Internationale Frank Lampard, steht nach dem misslungenen Saisonstart in der Premier League dagegen schon unter Druck. Chelsea hatte am Sonntag zum Auftakt 0:4 bei Manchester United verloren. Liverpool gewann 4:1 gegen Aufsteiger Norwich City.
Im Gegensatz zu Klopp hat Shaqiri den europäischen Supercup schon mal gewonnen. Der Basler setzte sich 2013 mit Bayern München gegen Chelsea durch. Er war damals zu Beginn der Verlängerung eingewechselt worden und hatte im Penaltyschiessen den letzten und schliesslich entscheidenden Versuch der Deutschen verwertet. Kurz darauf scheiterte Chelseas Romelu Lukaku.
Welche Spieler in Istanbul im Blickpunkt stehen werden, ist noch offen. Klar ist aber, dass der Referee speziell beobachtet wird. Erstmals in einem wichtigen UEFA-Pflichtspiel im Männerfussball wird mit der Französin Stéphanie Frappart eine Schiedsrichterin zum Einsatz kommen. Sie fühlt sich «bereit» für ihre Premiere. Die 35-Jährige hatte den Final der Frauen-WM zwischen den USA und den Niederlanden (2:0) in ihrer Heimat geleitet. Im April war sie erstmals in der französischen Ligue 1 zum Einsatz gekommen und gehört nun zum festen Schiedsrichter-Pool in der höchsten französischen Liga.
«Es ist an der Zeit, dass das passiert», findet Klopp. «Es gibt so viele Dinge in der Welt, bei denen wir offensichtlich nicht klug sind, die richtige Entscheidung zu treffen. Das hier ist eine sehr kluge Entscheidung, eine Schiedsrichterin in einem sehr, sehr wichtigen, einem grossen Spiel einzusetzen. Es ist das erste, aber ich hoffe nicht das letzte Mal.»
Liverpools Abwehrchef Virgil van Dijk betonte, dass es keine Rolle spiele, wer die Partie leite:
«Für mich ist es dasselbe. Der Fussball ist derselbe, die Regeln sind dieselben», betonte Frappart. Unterstützt wird sie von ihren Assistentinnen Manuela Nicolosi und Michelle O'Neal. Als erste Frau überhaupt im UEFA-Männerfussball hatte die Schweizerin Nicole Petignat zwischen 2003 und 2009 drei Qualifikationspartien im UEFA-Cup gepfiffen. (ram/sda/dpa/apa)