Der Schweizer Fussball erwacht langsam aus dem Winterschlaf, am Samstag startet die Rückrunde. Doch die Sorge, dass ähnlich wie etwa unlängst in der Premier League regelmässig Spiele verschoben werden müssen, ist berechtigt. Gegen drohende Quarantänen und Langzeitfolgen wäre die Impfung die einfachste Lösung. Eine Umfrage unserer Zeitung bei den zehn Klubs der Super League zeigt aber, dass längt noch nicht alle Spieler geimpft sind. Zudem gibt es zwischen den Klubs frappante Unterschiede.
Geht es nach dem Impffortschritt, sind die Young Boys bereits Meister. Das gesamte Kader inklusive dem Staff ist geboostert. Den dritten Piks erhielten alle bereits nach dem letzten Spiel der Hinrunde. Bei YB ist man stolz darauf. Medienchef Albert Staudenmann sagt: «Es war ein wegweisendes Zeichen, dass die sportliche Führung mit gutem Beispiel voranging.» Überredungskünste habe es keine gebraucht: «Unser Ärzteteam stand für Fragen zur Verfügung. Es gab die eine oder andere Frage, aber es brauchte keine Überredungsarbeit.»
Deutlich weniger geimpfte Spieler hat derweil der FC Basel. Beim FCB heisst es auf Anfrage, dass eine «absolute Mehrheit» inzwischen geimpft sei. Dabei ist es anders als an anderen Standorten erst zum Ende der Hinrunde zum kleinen Impfschub gekommen. In der FCB-Kabine gab es lange Unsicherheiten. Der Ursprung darin soll im «Fall »von Michael Perrier bei Stade Lausanne Ouchy begründet sein.
Nach der Publikmachung des «Falls Perrier» hätten sich einige Basel-Spieler vor der Impfung gefürchtet. FCB-Captain Valentin Stocker lief einmal, als er nach seinem Impfstatus gefragt wurde, von einer Medienkonferenz davon und sagte: «Diese Frage ist mir zu privat.» So überraschte es wenig, dass der FCB zuletzt viele positive Fälle zu beklagen hatte. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass die Fälle in der Vorbereitung für den Meisterschaftskampf gut sein könnten, da Spieler nicht erneut ausfallen würden.
Weder Impf-Streber noch Impf-Trödler ist der FC Zürich. Beim Leader sind zwar sämtliche Spieler und Staffmitglieder der ersten Mannschaft doppelt geimpft, aber im Gegensatz zu YB erst einige geboostert.
Die Umfrage zeigt weiter, dass beim FC Luzern 99 Prozent der Staffmitglieder und Spieler entweder geimpft oder genesen sind, und beim FC St. Gallen diese Quote derzeit 90 Prozent beträgt. Der FC Lugano hat derweil nur eine ungeimpfte Person. Bei den Grasshoppers heisst es: «Die Mehrheit der Spieler ist geimpft, acht Spieler erhielten die Boosterimpfung.»
Weniger Informationen geben derweil die Westschweizer Klubs. Lausanne weist darauf hin, dass der Klub im Herbst gemeinsam mit YB über die höchste Impfquote verfügt habe, gab den aktuellen Status aber nicht preis. Servette schreibt, dass «solche Thematiken nicht kommuniziert werden», Sion schweigt ebenso.
Bei der Liga heisst es, dass man an die Vernunft der Klubs und Spieler appelliere, eine Impfpflicht sei nicht in Frage gekommen. Philippe Guggisberg, Kommunikationsverantwortlicher der SFL, sagt:
Deshalb sei die Impfquote zuletzt gestiegen. Dass man mit Spielverschiebungen rechnen müsse in der 2. Phase der Meisterschaft, sei in der aktuellen Coronasituation schlicht Realität. Guggisberg sagt aber: «Wir alle haben gelernt, flexibel zu sein.»
In der Challenge League ist es übrigens schon zur ersten Spielverschiebung gekommen. Die Partie zwischen Schaffhausen und Thun vom Freitagabend musste verschoben werden. Thun hat mehr als zehn Coronafälle. Dem Team stehen nicht mehr die geforderten 14 Spieler und zwei Torhüter zur Verfügung. (aargauerzeitung.ch)