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«Der Zürcher Urs Fischer wird die Basler Herzen nie erobern können – er wird höchstens akzeptiert»

Keine nette Begrüssung der Basler Fans: Transparent am Stadioneingang.
Keine nette Begrüssung der Basler Fans: Transparent am Stadioneingang.Bild: watson

«Der Zürcher Urs Fischer wird die Basler Herzen nie erobern können – er wird höchstens akzeptiert»

Urs Fischer hatte seine Antritts-Medienkonferenz noch nicht einmal beendet, da hing schon ein Transparent am St.Jakob-Park: «Fischer, nie eine vo uns!!!» Der neue Trainer folgt beim FC Basel auf viele andere, die durch ihre Zürcher Vergangenheit zum roten Tuch bei den Rot-Blauen wurden.
19.06.2015, 06:4019.06.2015, 09:09
Ralf Meile
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Tschechien, Bulgarien, Argentinien, die Elfenbeinküste, Albanien, Schweden, Ägypten, Italien, Paraguay, Japan, Kamerun – die Mannschaft des FC Basel hat Wurzeln in aller Welt. Alles kein Problem für die Fans. Wer Tore schiesst, ist Basler. So einfach ist das. Eigentlich.

Denn Basler können sich zwar in dribbelnde Ägypter verlieben, sie haben ein Herz für stürmende Japaner und sie besingen ihre albanischen Helden. Doch eine Sorte Mensch, die mag der homo basiliensis so gar nicht. Es ist die Sorte Mensch, die aus Zürich kommt.

Dass sich Basler und Zürcher nicht mögen, das ist selbst bis ins entfernte Toggenburg vorgedrungen. Und diese Tatsache – ist es wirklich Hass oder doch eher Hassliebe? – war in der Vergangenheit schon oft ein hitzig diskutiertes Thema. Der «Tages-Anzeiger» schickte einen Blogger nach Basel und die «Basellandschaftliche Zeitung» fand heraus, dass jeder dritte Baselbieter die Zürcher unsympathisch findet. Das Schweizer Fernsehen liess gar die Gene der beiden Ethnien analysieren. Es kam zum Fazit: Die genetischen Unterschiede zwischen Baslern und Zürchern seien tatsächlich gross.

Die grössten Zürcher Reizfiguren in Basel – alle hatten anders als Urs Fischer eine GC-Vergangenheit:

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Zürcher Reizfiguren beim FC Basel
Christian Gross. Zürcher Polizistensohn. Als Spieler und Trainer erfolgreich bei GC, von 1999 bis 2009 Trainer des FC Basel.
quelle: keystone / patrick straub
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Fischer: «Habe ja keine extreme Zürischnurre»

Urs Fischer interessiert all dies wenig. Er ist seit gestern der neue Trainer des FC Basel, der zuletzt sechs Mal in Folge Schweizer Meister geworden ist. Der 49-Jährige hat einen schwierigen Stand bei den Fans: Denn er ist nicht nur in Zürich geboren, er ist auch noch eine Ikone des FC Zürich, dem historischen Erzrivalen des FC Basel.

Er habe ja gar nicht so eine extreme «Zürischnurre», meinte Fischer bei seiner Vorstellung in Basel. Und die Bezeichnung «Urgestein» habe für ihn auch Positives, «das heisst, dass sich jemand mit einem Klub identifizieren kann». Und schliesslich, so Fischer, habe er acht Saisons in St.Gallen gespielt und zuletzt während zweieinhalb Jahren den FC Thun trainiert. «Das hat auch geklappt.»

Gemeinsam in die Zukunft: Basel-Präsident Bernhard Heusler, Trainer Urs Fischer und Sportdirektor Georg Heitz.
Gemeinsam in die Zukunft: Basel-Präsident Bernhard Heusler, Trainer Urs Fischer und Sportdirektor Georg Heitz.Bild: KEYSTONE
Kaum Wechsel zwischen den Klubs
Direkte Transfers zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich sind gemäss Angaben von transfermarkt.ch sehr selten. Ex-Nationalspieler Erni Maissen ging 1983 von Basel zum FCZ – und kehrte eine Saison später zurück.

In den 90er-Jahren wechselte Robert Kok vom Letzigrund nach Basel, Bruno Sutter und Mario Frick gingen den umgekehrten Weg. Den letzten direkten Wechsel gab es vor mehr als zehn Jahren: 2004 lieh der FCZ seinen erfolglosen Stürmer «Pancho» Guerrero für ein halbes Jahr nach Basel aus.

Der hemdsärmelige Kumpeltyp

Wenn sich Fischer da bloss nicht täuscht. Denn in Basel sind die Fans zuletzt erfolgsverwöhnt und deshalb so arrogant, dass sie selbst durch Titel nicht zufrieden zu stellen sind. Paulo Sousa mochten sie nie, obwohl Basel souverän Meister wurde und in der Champions League anstelle von Liverpool in die K.o.-Phase vorstiess. Im Prinzip kann Fischer die Herzen der Anhänger gar nicht erobern, denn mehr Erfolg als seine Vorgänger kann er kaum haben. Und Erfolg ist die Währung in diesem Geschäft.

Dabei muss es einem als Fussballfan beinahe schwer fallen, einen Typen wie Urs Fischer nicht zu mögen. Er ist hemdsärmelig, wirkt kumpelhaft, geerdet und sehr authentisch. Fischer spricht die Fussballersprache des einfachen Mannes, bei ihm ist der Ball gerne mal «ein Sack». Wüsste man nicht um seine erfolgreiche Arbeit in der Super League, man könnte ihn sich auch gut in der Kabine einer Senioren-Mannschaft vorstellen, in der es penetrant nach Dul-X riecht.

Passt Urs Fischer zum FC Basel?

Eines Tages werden ihn die Fans vielleicht zumindest akzeptieren

Der Entscheid der Basler Klubführung, Urs Fischer als neuen Trainer einzusetzen, ist mutig. Aber nicht deshalb, weil er Zürcher ist. Sondern, weil der FCB einen Trainer aus der beschaulichen Fussballprovinz Thun ins Epizentrum des Schweizer Fussballs geholt hat. Das ist ein grosser Schritt, auch wenn Fischer sagt, es gehe auch in Basel in jedem Spiel einfach um drei Punkte.

Urs Fischer erhält die Chance, beim begehrtesten Trainerjob des Landes sein Können unter Beweis zu stellen. «Eine vo uns» wird er für die Fans zwar auch dann nicht, wenn er das schafft. Aber eines Tages werden sie ihn in der Muttenzerkurve vielleicht zumindest akzeptieren.

Als der FC Zürich 2006 in Basel durch ein Tor von Iulian Filipescu in der 93. Minute Schweizer Meister wurde:

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FCZ-Meistermacher Iulian Filipescu am 13. Mai 2006 in Basel
Der wichtigste Moment in Filipescus FCZ-Karriere: Sein Siegtor in der 93. Minute gegen Basel, das den Meistertitel 2006 brachte.
quelle: keystone / patrick b. kraemer
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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The Kurt
19.06.2015 08:01registriert April 2015
Ist aber nicht euer Ernst mit dem Teaser-Bild, oder?
Ob das Transparent am leeren Stadioneingang hängt, oder in einem vollbesetzten Stadion, verzerrt die Botschaft des Bildes extrem.
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Luki Bünger
19.06.2015 09:59registriert Dezember 2013
Aso chumetz, das Transparent ist doch bloss richtig, richtig peinlich und wurde höchstwahrscheinlich auch von richtig peinlichen Gesellen angebracht. Daraus nun auf grundsätzliche Basler Ablehnung gegenüber dem Zürcher Fischer zu schliessen, ist etwa so sinnfrei, wie alljährlich am 2. Mai die gesamte Zürcher Stadtbevölkerung als gewalttätig abzustrafen.
Basel hatte in den letzten 15 Jahren so oft Freude an Zürchern und auf der anderen Seite gabs in Zürich vor drei Jahren auch schon Deppen, die den Fischer vom Hof jagen wollten.
Von allen Basler Trainern hat womöglich Yakin am meisten aufs Dach bekommen. Was sagt uns das nun? Das die Basler keine Basler mögen?
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Jol Bear
19.06.2015 09:09registriert Februar 2014
Das SRF habe die genetischen Unterschiede zwischen Zürchern und Baslern untersucht und starke Verschiedenheit festgestellt. Wäre interessant zu wissen, in welchem Bereich die Differenzen sind, waren die Probanden Durchschnittsmenschen oder Fußballfans? Bekanntermaßen ist beispielsweise das Erbgut des Schimpansen zu etwa 98 % mit jenem des Menschen identisch, bei Frauen mit geringfügig größerer Differenz. Bei den Untersuchungen von SRF-Claude Longchamp haben wir uns unterdessen an Differenzen im zweistelligen Prozentbereich gewöhnt. Hat er die Zürcher und Basler verglichen? Welche Spezies liegt näher beim Schimpansen? Wieviele % fehlen einer oder beiden, um mit dem Schimpansen gleichzuziehen. Gab es eine "Kontrollgruppe", z.B. Berner oder Orang Utans? Wahrlich, ein weites Feld tut sich auf...
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