Tschechien, Bulgarien, Argentinien, die Elfenbeinküste, Albanien, Schweden, Ägypten, Italien, Paraguay, Japan, Kamerun – die Mannschaft des FC Basel hat Wurzeln in aller Welt. Alles kein Problem für die Fans. Wer Tore schiesst, ist Basler. So einfach ist das. Eigentlich.
Denn Basler können sich zwar in dribbelnde Ägypter verlieben, sie haben ein Herz für stürmende Japaner und sie besingen ihre albanischen Helden. Doch eine Sorte Mensch, die mag der homo basiliensis so gar nicht. Es ist die Sorte Mensch, die aus Zürich kommt.
Dass sich Basler und Zürcher nicht mögen, das ist selbst bis ins entfernte Toggenburg vorgedrungen. Und diese Tatsache – ist es wirklich Hass oder doch eher Hassliebe? – war in der Vergangenheit schon oft ein hitzig diskutiertes Thema. Der «Tages-Anzeiger» schickte einen Blogger nach Basel und die «Basellandschaftliche Zeitung» fand heraus, dass jeder dritte Baselbieter die Zürcher unsympathisch findet. Das Schweizer Fernsehen liess gar die Gene der beiden Ethnien analysieren. Es kam zum Fazit: Die genetischen Unterschiede zwischen Baslern und Zürchern seien tatsächlich gross.
Urs Fischer interessiert all dies wenig. Er ist seit gestern der neue Trainer des FC Basel, der zuletzt sechs Mal in Folge Schweizer Meister geworden ist. Der 49-Jährige hat einen schwierigen Stand bei den Fans: Denn er ist nicht nur in Zürich geboren, er ist auch noch eine Ikone des FC Zürich, dem historischen Erzrivalen des FC Basel.
Er habe ja gar nicht so eine extreme «Zürischnurre», meinte Fischer bei seiner Vorstellung in Basel. Und die Bezeichnung «Urgestein» habe für ihn auch Positives, «das heisst, dass sich jemand mit einem Klub identifizieren kann». Und schliesslich, so Fischer, habe er acht Saisons in St.Gallen gespielt und zuletzt während zweieinhalb Jahren den FC Thun trainiert. «Das hat auch geklappt.»
Wenn sich Fischer da bloss nicht täuscht. Denn in Basel sind die Fans zuletzt erfolgsverwöhnt und deshalb so arrogant, dass sie selbst durch Titel nicht zufrieden zu stellen sind. Paulo Sousa mochten sie nie, obwohl Basel souverän Meister wurde und in der Champions League anstelle von Liverpool in die K.o.-Phase vorstiess. Im Prinzip kann Fischer die Herzen der Anhänger gar nicht erobern, denn mehr Erfolg als seine Vorgänger kann er kaum haben. Und Erfolg ist die Währung in diesem Geschäft.
Dabei muss es einem als Fussballfan beinahe schwer fallen, einen Typen wie Urs Fischer nicht zu mögen. Er ist hemdsärmelig, wirkt kumpelhaft, geerdet und sehr authentisch. Fischer spricht die Fussballersprache des einfachen Mannes, bei ihm ist der Ball gerne mal «ein Sack». Wüsste man nicht um seine erfolgreiche Arbeit in der Super League, man könnte ihn sich auch gut in der Kabine einer Senioren-Mannschaft vorstellen, in der es penetrant nach Dul-X riecht.
Der Entscheid der Basler Klubführung, Urs Fischer als neuen Trainer einzusetzen, ist mutig. Aber nicht deshalb, weil er Zürcher ist. Sondern, weil der FCB einen Trainer aus der beschaulichen Fussballprovinz Thun ins Epizentrum des Schweizer Fussballs geholt hat. Das ist ein grosser Schritt, auch wenn Fischer sagt, es gehe auch in Basel in jedem Spiel einfach um drei Punkte.
Urs Fischer erhält die Chance, beim begehrtesten Trainerjob des Landes sein Können unter Beweis zu stellen. «Eine vo uns» wird er für die Fans zwar auch dann nicht, wenn er das schafft. Aber eines Tages werden sie ihn in der Muttenzerkurve vielleicht zumindest akzeptieren.
Ob das Transparent am leeren Stadioneingang hängt, oder in einem vollbesetzten Stadion, verzerrt die Botschaft des Bildes extrem.
Basel hatte in den letzten 15 Jahren so oft Freude an Zürchern und auf der anderen Seite gabs in Zürich vor drei Jahren auch schon Deppen, die den Fischer vom Hof jagen wollten.
Von allen Basler Trainern hat womöglich Yakin am meisten aufs Dach bekommen. Was sagt uns das nun? Das die Basler keine Basler mögen?