Normalerweise freut sich jede Fussballerin auf die Spiele. Ob das auch für Dani Neuhaus zutrifft? Sie ist Torhüterin der brasilianischen Nationalmannschaft und von SL Benfica. Dort dürfte sie in den Trainings mehr zu tun haben als in den Ernstkämpfen. Denn ihre Mitspielerinnen sind viel zu gut für die Gegnerinnen. Weshalb diese Überlegenheit? Wie kam es zur makellosen Bilanz von 21 Siegen in 21 Spielen und unerreichten 309:0 Treffern?
Es ist keine eineinhalb Jahre her, als Benfica beschloss, ein Frauenteam zu gründen. Im Dezember 2017 wurde es aus der Taufe gehoben, im September 2018 absolvierte es das erste Pflichtspiel. Weil das Team neu war, musste es in der zweiten Liga antreten. Gespickt mit zahlreichen Nationalspielerinnen schlug Benfica das bedauernswerte UD Ponte de Frielas 28:0.
In diesem Stil ging's weiter. Die Klubkolleginnen von Nati-Stürmer Haris Seferovic gewannen alle 16 Spiele der Qualifikationsphase und auch alle fünf bisherigen Partien der Aufstiegsrunde. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass die Frauen in 21 Spielen – mehr als dreissig Stunden Fussball – keinen einzigen Gegentreffer kassierten. Der höchste Sieg war Ende Januar ein 32:0 gegen den Tabellenletzten CP Pego.
Der Aufstieg ist Formsache – und eine Liga höher könnte ein anderer Wind wehen für Benficas Startruppe. Denn im Cup gab's nach zwei hohen Siegen zuerst ein Gegentor beim 5:1-Sieg über Maritimo und im Halbfinal-Hinspiel gegen den Erstliga-Spitzenreiter Braga sogar die erste Niederlage. Das 1:2 korrigierte Benfica mit einem 4:2-Sieg im Rückspiel. In zwei Wochen bietet sich im Final die Chance auf den ersten Frauenfussball-Titel der Klubgeschichte.
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— SL Benfica (@SLBenfica) 20. April 2019
«Der Cupsieg war mein Ziel, als ich hier angefangen habe», freute sich Trainer Joao Marques. «Wir haben noch nichts gewonnen, aber wir sind nahe dran.» Die Mittelfeldspielerin Pauleta sprach von einem unglaublichen Gefühl. «Wir haben die ganze Saison über gesagt, dass wir ein konkurrenzfähiges Team sind und hier ist nun der Beleg dafür. Der Cupfinal war eines unserer Ziele und dass wir ihn erreicht haben, war nur mit harter Arbeit und viel Einsatz möglich.»
Dass bei der Flut an Kantersiegen auch eindrückliche persönliche Statistiken die Folge sind, leuchtet ein. So hat die brasilianische Nationalspielerin Darlene am Mittwoch die Marke von 100 Toren in einer Saison (Liga und Cup) geknackt. Einhundert! Da können sogar Lionel Messi und Cristiano Ronaldo einpacken.
Am Sonntag steht nun das Derby gegen Lokalrivale Sporting an. Noch ist es dessen zweite Mannschaft, auf die Benfica trifft. Aber keiner zweifelt nach dieser glorreichen Premierensaison daran, dass es in der kommenden Spielzeit auch in der höchsten Liga zu Derbys der Lissaboner Erzrivalen kommt.