Die isländischen Kicker haben gestern im EM-Qualifikationsspiel den WM-Dritten Holland schachmatt gesetzt. Trotz nur 26 Prozent Ballbesitz siegt Island dank zwei Toren von Gylfi Sigurdsson gegen die von Guus Hiddink trainierte Elftal 2:0. Der Stürmer vom Premier-League-Klub Swansea schiesst das hoch favorisierte Holland im Alleingang ab.
Island hat nach drei Spielen neun Punkte auf dem Konto (und ein Torverhältnis von 8:0!). Dabei hat die Vulkaninsel gerademal 325'000 Einwohner und Fussball ist deutlich weniger populär als Handball. Es ist der erste Sieg für Island gegen die Niederländer.
Für die stolze Fussballnation Holland ist es bereits die zweite Niederlage (1:2 im Auftaktspiel gegen Tschechien) in den ersten drei Partien. Dass die Türkei, auch ein überaus fussballbegeistertes Volk, den letzten Platz in der Gruppe belegt, ist nur ein weiterer Beweis für die Mühe der vermeintlichen Favoriten.
Den Holländer bleibt somit der Spott für den Erzrivalen Deutschland im Halse stecken. Am Samstag hat sich der Weltmeister im Auswärtsspiel in der polnischen Hauptstadt Warschau nämlich eine 0:2-Pleite eingefangen.
Die Holländer müssen uns immer toppen.. Wenn wir gegen Polen mit 0:2 verlieren, setzen die ein 0:2 gegen Island drauf - unfassbar
— Kai Traemann (@Kaiwilfried) 13. Oktober 2014
Zuvor hat die Truppe von Jogi Löw in 18 Direktvergleichen immer gegen den Nachbarn gewonnen. Die DFB-Elf war ebenfalls 18 Pflichtspiele ohne Niederlage. Zum missglückten Auftritt passte, dass der gebürtige Pole Lukas Podolski in der 81. Minute beim Stand von 0:1 den Ball an die Latte drosch.
Beim ersten Gegentor (51.) sieht zudem der 28-jährige Welttorhüter Manuel Neuer ziemlich alt aus, als er nach einer Flanke von Luksaz Pisczek aus dem Tor kommt, aber den Ball nicht fangen kann, da Arkadiusz Milik die Kugel bereits im Tor eingeköpft hat.
Vielleicht ist Neuer auch nur langweilig gewesen. In der 70. Minute darf der Bayern-Keeper nämlich seinen ersten und einzigen Ball halten. Deutschland gibt über das ganze Spiel den Rhythmus vor und geht insgesamt nicht weniger als 19 Mal (erfolglos) in den Abschluss.
Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit macht Sebastian Mila nach einem Konter mit dem 2:0 noch den Deckel drauf, vor den 58'000 begeisterten Heimfans.
Klar, einen Weltklasse-Spieler wie der zurückgetretene Philipp Lahm ist nicht so leicht zu ersetzen, aber gegen die Weltnummer 70 stehen immerhin neun WM-Helden von Brasilien in der Startelf. Der aktuelle dritte Gruppenrang dürfte den WM-Bonus doch ein wenig dahinschmelzen lassen.
Dass nichts so alt ist wie der Erfolg von gestern, erlebt derzeit auch «La roja». Die Spanier, welche von 2008 bis 2012 den Weltfussball dominiert haben, verloren letzten Donnerstag in der Slowakei überraschend 1:2. 36 Qualifikationsspiele in Folge hatte Spaniens Nationalmannschaft zuvor nicht mehr verloren. Die Niederlage leitete Goalie Iker Casillas mit einem schlimmen Patzer ein.
Full-time: Slovakia 2 - 1 Spain. Former Chelsea player Stoch with the winner: http://t.co/FlSiOfaOAL #SkyFootball pic.twitter.com/ruZp9rHRRd
— Sky Sports Football (@SkyFootball) 9. Oktober 2014
Danach findet die Truppe von Vicente Del Bosque offensichtlich noch immer nicht den Schalter, ihr Spiel vertikaler und torgefährlicher zu gestalten.
The Spain starting XI v Slovakia pic.twitter.com/uUnLrd8kE1
— 101 Great Goals (@101greatgoals) 9. Oktober 2014
Am Sonntag im Auswärtsspiel gegen Luxemburg – die Spanier siegen ungefährdet 4:0 – steht beim entthronten Weltmeister erstmals ManU-Goalie David de Gea zwischen den Pfosten. Vielleicht bringt der Wechsel ja endlich Leben in die Bude.
Auch weitere WM-Teams, wie beispielsweise Griechenland, tun sich schwer. In ihrer Gruppe belegen die Südeuropäer den vorletzten Platz. Souveräner Tabellenführer ist dagegen die «Grossmacht» Nordirland.
Portugal darbt nach der überraschenden Auftaktniederlage gegen Albanien am Tabellenende. Vielleicht werden Cristiano Ronaldo & Co. noch UEFA-Präsident Michel Platini einen Dankbrief schreiben, um ihm für den verwässerten Modus zu huldigen – die umstrittene Aufstockung auf 24 Teams bei 53 Anwärtern macht es so einfach wie noch nie, bei einer Europameisterschaft dabei zu sein.
Dass man übrigens auch gegen kleinere Teams souverän aussehen kann, bewiesen die Belgier letzten Freitag gegen Andorra. Die roten Teufel hatten bei Spielende mehr Schussversuche (44) als die Andorraner gelungene Pässe (31) vollbrachten.
Andorra completed fewer passes than Belgium had shot attempts on Friday. Is that bad? http://t.co/6GCNa963qf pic.twitter.com/6iFcAuZJ3Y
— FOX Soccer (@FOXSoccer) 12. Oktober 2014
Die Marschroute ist also klar für die Schweizer Nati im heutigen Spiel gegen San Marino. Gegen die Amateure der ältesten Republik müssen einfach drei Punkte und möglichst viele Tore her. Damit die Liste der kleinen Teams, welche die grösseren Mannschaften überraschen, nicht noch anwächst ...