Fussball, du bist auch nicht mehr, was du einmal warst! Ja gut, das waren jetzt schon zwei sehr geile Halbfinals in der Champions League. Aber du brichst mit den allerschönsten Traditionen. Erst wird YB nach vielen Jahren der Titellosigkeit wieder Meister. Und jetzt kann nicht einmal mehr Red Bull Salzburg in der Qualifikation für die Champions League scheitern.
Es sei denn … der Fussballgott sorgt weiterhin für unfassbare Wenden.
Aber der Reihe nach. Das Scheitern von Red Bull Salzburg in der Champions-League-Qualifikation gehört zum Spätsommer wie ein Badi-Besuch mit Schoggi-Cornet. Elf Mal hat es der österreichische Meister versucht, elf Mal hat es nicht geklappt. Einmal flog Salzburg sogar gegen Luxemburgs Fussballzwerg F91 Düdelingen raus.
Doch nun ist es so gut wie amtlich, dass Red Bull Salzburg sich in der kommenden Saison endlich, endlich den grossen Traum von der Königsklasse erfüllen kann. Vielleicht schicken sie Lucas Moura zum Dank ein Paket silbrig-blaue Büchsen mit klebrigem Inhalt nach London. Denn der Treffer des Brasilianers zum 3:2-Sieg Tottenhams bei Ajax Amsterdam gestern Abend in der 96. Minute ermöglicht den Salzburgern die Champions League.
Österreich wird in der massgebenden Fünfjahreswertung der UEFA nach der aktuellen Saison Rang 11 belegen. Der Meister 2019 – den Titel hat Salzburg bereits im Sack – ist deshalb für die Champions League fix qualifiziert. Das ist aber nur der Fall, weil der künftige Sieger der Champions League bereits über die heimische Liga für die nächste Ausgabe qualifiziert ist (Liverpool) bzw. sein wird (Tottenham).
Da die niederländische Liga in der Fünfjahreswertung wegen Salzburgs Europa-League-Erfolgen (Halbfinal 2018, Achtelfinal 2019) hinter Österreich liegt, hätte Ajax die Champions League gewinnen müssen, um fix dabei zu sein. In diesem Fall hätten die Amsterdamer einen Startplatz als Titelverteidiger erhalten, und zwar auf Kosten Österreichs und damit Salzburgs. Nun muss Ajax, sofern es im Duell mit dem PSV Eindhoven niederländischer Meister wird, durch die Qualifikation.
Eine klitzekleine, eigentlich nur noch rechnerische Möglichkeit gibt es aber noch, dass auch Red Bull Salzburg erneut durch die Qualifikation muss. Falls Tottenham in der letzten Runde der Premier League am Sonntag seinen Vorsprung von drei Punkten und acht Toren auf Arsenal noch irgendwie verspielt und sich vom Erzrivalen überholen lassen muss, Tottenham danach aber die Champions League gewinnt – dann erbt es den Fixplatz, mit dem sie in Salzburg wohl bereits rechnen.
Congratulations on an outstanding @ChampionsLeague campaign, @AFCAjax_EN. You will be back again. #AJATOT pic.twitter.com/fViszClef2
— FC Red Bull Salzburg EN (@FCRBS_en) 8. Mai 2019
Oder rechnen sie zu früh damit und mit der Startgage von 22 Millionen Euro? Mal angenommen, Tottenham verliert am Sonntag 0:4 gegen Everton, Arsenal überrollt Burnley 5:0, Jürgen Klopp verliert mit dem FC Liverpool wieder einmal einen Final, dann – zack! – ist es schon passiert.
Wenn ich mir überlege, wie der Fussballgott momentan gerade drauf ist, dann ist die Möglichkeit von Salzburgs erneutem, dramatischem Scheitern vielleicht gar nicht einmal so abwegig.
Meister YB muss wie in der aktuellen Saison erneut die Qualifikation überstehen, wenn es in die Champions League kommen will. Die Young Boys müssen in den Playoffs nur eine Hürde überspringen, Vizemeister Basel muss für den Einzug in die Königsklasse drei Gegner eliminieren.
Da Europacup-Erfolge von Schweizer Klubs in den vergangenen Jahren überschaubar waren, ist es unrealistisch, dass der Meister bald direkt für die Champions League qualifiziert sein wird. In der UEFA-Fünfjahreswertung ist die Schweiz auf Rang 17 abgerutscht.