«Ajax führt 2:0 und stirbt dann in Schönheit. Der Sensenmann trägt Glatze und kommt mit einem strammen linken Schuss», heisst es im «11Freunde»-Ticker. Gemeint ist natürlich Lucas Moura, der beim Tottenham-Wunder bei Ajax Amsterdam sämtliche Tore zum 3:2-Sieg erzielt und den «jungen Wilden» so den Stecker zieht. Das Ajax-Märchen ist tot, es lebe das Tottenham-Wunder.
Das 3:2 fällt erst im allerletzten Angriff, in der 96. Minute – Ajax wortwörtlich am Boden, Tottenham im siebten Himmel. Dank Lucas Moura. Der 26-jährige Brasilianer ist nach Alessandro del Piero, Ivica Olic, Robert Lewandowski und Cristiano Ronaldo erst der fünfte Spieler, dem in einem Champions-League-Halbfinal ein Hattrick gelingt.
«Das war ein grosses Geschenk von Gott. Es ist unmöglich zu beschreiben, was ich gerade fühle. Ich bin so glücklich und stolz auf meine Mitspieler», sagt der Matchwinner nach dem Schlusspfiff. «Wir haben auf dem Feld alles gegeben und uns diesen Moment verdient. Das ist der beste Moment meiner Karriere – meines Lebens. Ich kann mich nur bei meinen Mitspielern bedanken.»
Unten in den Katakomben der Johan-Cruyff-Arena kommt Moura irgendwann auch beim brasilianischen TV-Team an. Die Reporter von «Esporte Interativo» machen dem Namen ihres Arbeitgebers alle Ehre und zeigen dem 35-fachen Nationalspieler auf einem kleinen Bildschirm als erstes seinen Siegtreffer. Als Moura sieht und hört, wie er Tottenham in den Champions-League-Final geschossen hat, kann er seine Emotionen nicht mehr kontrollieren. Sofort schiessen ihm Tränen in die Augen.
É IMPOSSÍVEL VOCÊ NÃO SE EMOCIONAR! @LucasMoura7 assistindo à narração do @jorgeiggor após a classificação HISTÓRICA do @SpursOfficial para a final da @ChampionsLeague é para QUEBRAR O TWITTER! 🎙️: @ArthurQuezada #CasaDaChampions pic.twitter.com/uHGXyqQZaO
— Esporte Interativo (@Esp_Interativo) 9. Mai 2019
Der Brasilianer scheint nah am Wasser gebaut zu sein. Schon nach seinem Doppelpack beim 3:0-Sieg im letzten August gegen Manchester United weinte er Freudentränen. In Amsterdam setzte Lucas Moura aber noch einmal einen oben drauf. Für Lucas Moura war es der dritte Hattrick seiner Karriere und das erste Mal, dass sich der brasilianische Dribbelkünstler so richtig ins Rampenlicht schoss.
Vor eineinhalb Jahren kam er für 28,4 Millionen Euro zu Tottenham, doch für die grossen Momente sind bei den «Spurs» andere zuständig. Bislang stand der Mann mit der Rückennummer 27 stets im Schatten von Harry Kane, Heung-min Son, Christian Eriksen und Dele Alli.
Moura galt vor seinem Gala-Auftritt eher als Vorbereiter, als Mann für Zweikämpfe, Ballgewinne und Tempo-Dribblings, obwohl er schon immer regelmässig Tore schoss. «Beschleunigen, dribbeln und Chancen kreieren sind die DNA meines Spiels», sagte Moura einst über sich selbst. Oft zieht er das Risiko dem sicheren Pass vor, er liebt 1-gegen-1-Situationen und spielt lieber vertikal als Querpässe. Das kann einen Trainer schon mal zur Verzweiflung bringen. Nicht Maurico Pochettino. Der Tottenham-Trainer vertraut seinem Schützling blind.
Bereits vor sechs Jahren kam Moura im Alter von 20 Jahren von seinem Jugendverein Sao Paulo nach Europa – und zwar gleich zu Paris St-Germain. 40 Millionen Euro blätterte der neureiche Scheichklub für das 1,72 Meter grosse Supertalent hin. Doch wirklich durchsetzen konnte er sich nie, stets pendelte er zwischen Ersatzbank und Startelf. Im Sommer 2017 kamen schliesslich Neymar und Kylian Mbappé und fortan pendelte Moura eher zwischen Bank und Tribüne.
Für Neuankömmling Neymar damals unverständlich: «Er ist ein starker Spieler, der kaum zum Einsatz kommt. Ich denke, das ist sehr unfair», so der Superstar über seinen Landsmann. 2011 hatten Moura und Neymar mit der brasilianischen U20-Nationalmannschaft die Südamerika-Meisterschaft gewonnen – Neymar wurde mit neun Toren Torschützenkönig, auf Rang 2 folgte bereits Moura mit vier Treffern.
Boa noite!
— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) 9. Mai 2019
(And thank you for your amazing support! 😁)
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Für die A-Nationalmannschaft wurde Moura, der in 35 Einsätzen vier Tore erzielt hat, zuletzt nur unregelmässig aufgeboten. Zu gross war die Konkurrenz, zu unauffällig der kleine Rechtsaussen. Das hat sich nun geändert. Mit seinen drei Toren beim Tottenham-Wunder von Amsterdam hat er sich nicht nur in ganz Fussball-Europa einen Namen gemacht, sondern sicher auch bei Nationaltrainer Tite wieder in Erinnerung gerufen.
Aber die Spurs im Finale ist natürlich worst-case für mich als Gooner...
Ist deshalb an der Zeit, dass Klopp endlich einen grossen Final gewinnt :-)