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Vero Salatic ist wieder im GC-Training – aber nicht mehr als Leader, sondern bloss noch als Mitläufer

Die Beiden trennen Welten, doch sie müssen wieder miteinander arbeiten: Ex-Captain Vero Salatic und Trainer Michael Skibbe.
Die Beiden trennen Welten, doch sie müssen wieder miteinander arbeiten: Ex-Captain Vero Salatic und Trainer Michael Skibbe.Bild: KEYSTONE
Die Rückkehr des Geschassten

Vero Salatic ist wieder im GC-Training – aber nicht mehr als Leader, sondern bloss noch als Mitläufer

Das erste Training von Vero Salatic nach der vom Gericht verordneten Rückkehr gerät zum Medienspektakel. Auf dem Rasen wirkt der Ex-Captain zwar fokussiert, aber wie ein Fremdkörper.
30.09.2014, 14:28
Ralf Meile
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«So viele Leute hatte es hier bei GC noch nie im Training», entfährt es Michael Lang staunend. Während des Aufwärmens haucht er seine Erkenntnis einem Kollegen zu.

In der Tat herrscht auf dem GC-Campus in Niederhasli, weit draussen vor den Toren der Stadt Zürich, Betrieb. Der suspendierte Ex-Captain Vero Salatic ist an diesem grauen Dienstagmorgen erstmals wieder mit dabei, seit er sich vor Gericht das Recht zur Trainingsteilnahme erstritten hat. Das lockt mehr als ein Dutzend Reporter, Fotografen und Kamerateams ins Zürcher Unterland.

Salatic (der zweite Spieler von rechts) und die Kollegen bei Dehnübungen, beobachtet von Trainer Skibbe.
Salatic (der zweite Spieler von rechts) und die Kollegen bei Dehnübungen, beobachtet von Trainer Skibbe.Bild: Watson
Der Fall Salatic
Anfangs September wurde Captain Vero Salatic nach einem gegen Trainer Michael Skibbe verlorenen Machtkampf suspendiert. Ende letzter Woche erstritt er vor Gericht das Recht, wieder mit der 1. Mannschaft trainieren zu dürfen. GC hat gegen diese superprovisorische Verfügung rekurriert. Bis zu einem ordentlichen Entscheid darf Salatic jedoch mittun.

Trainer Skibbe: «Herzlich willkommen zu einem ganz besonderen Training»

Beinahe scheint es, dass der einst so stolze Schweizer Rekordmeister wieder das Renommee von damals besitzt, als er Titel um Titel einheimste. «Ist heute das Abschlusstraining vor dem Champions-League-Final?», fragt Verteidiger Michael Dingsdag die vielen zwischen Kabine und Trainingsplatz postierten Fotografen und VJs. Zumindest den Humor haben sie bei GC noch nicht verloren, trotz der Causa Salatic und enttäuschenden elf Punkten aus den ersten zehn Meisterschaftsspielen.

Trainer Michael Skibbe kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er kurz vor 10 Uhr in Richtung Rasen schreitet. «Herzlich willkommen zu einem ganz besonderen Training», begrüsst der Deutsche die Reporter. Mehr lässt er sich ebenso wenig entlocken wie Vero Salatic, der Augenblicke nach dem Trainer erscheint. Ein freundliches «Morge mitenand» ist die einzige Äusserung des 28-Jährigen an diesem Vormittag.

Gute Miene zum bösen Spiel: Michael Skibbe im Fokus der Fotografen.
Gute Miene zum bösen Spiel: Michael Skibbe im Fokus der Fotografen.Bild: Watson

Der eigentliche Leader ist bloss noch ein Mitläufer

Skibbe hat ein Krafttraining angesetzt, welches Konditionstrainer Alex Kern leitet. Der Cheftrainer selber beobachtet die Einheit aus der Distanz, steht meist breitbeinig und mit verschränkten Armen im Anspielkreis und diskutiert mit seinem Assistenten Zoltan Kadar.

Vero Salatic sucht sich oft einen Platz am Rande der Gruppe. Zwar darf er wieder mit den anderen trainieren und er macht die genau gleichen Übungen wie seine Mitspieler. Aber Salatic ist in der Hierarchie gefallen. Er ist nicht mehr ein Führungsspieler, sondern halt eben auch dabei. Salatic, der Mitläufer.

Bei einer Übung zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur rinnt Salatic ein Schweisstropfen über die Nasenspitze. Der Einsatz stimmt, der Geschasste will sich nichts vorwerfen lassen müssen.

Konzentriert an der Arbeit: Salatic mit Kurzhanteln.
Konzentriert an der Arbeit: Salatic mit Kurzhanteln.Bild: KEYSTONE

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Kurzer Plausch mit jungen Fans

Die Stimmung im Team ist locker, der wichtige 2:1-Sieg gegen Aarau am Wochenende hat gut getan. Mittelfeldpuncher Amir Abrashi scherzt mal hier, mal da. Auch Nassim Ben Khalifa ist gut aufgelegt. Als er bei einem Einwurf zwei Meter weit im Platz steht und sich anschliessend dafür feiern lässt, wie weit er den Ball befördert hat, protestieren die Kollegen laut lachend.

Salatic wechselt nur ab und zu ein Wort mit einem Mitspieler. Er wird von ihnen nicht geschnitten, aber auch nicht gesucht. Ein Lächeln huscht dem dreifachen Familienvater übers Gesicht, als er im Anschluss an eine Sprint-Übung mit einigen Kindern abklatscht, die dem Treiben von der Seitenlinie aus gebannt zuschauen.

Für die Fünftklässler aus dem nahen Schöfflisdorf ist jeder auf dem Platz gleichwertig, ist jeder Grasshopper ein Star. «Die meisten von uns sind GC-Fans», erklärt ein Dreikäsehoch und schiebt sich eine Hand voll Pommes Chips in den Mund. Der Schulausflug zum Training war schon geplant, noch bevor die Brisanz der Einheit bekannt war.

Zwei Dutzend Schulkinder und einige Rentner: Die vielen Medienschaffenden waren nicht die einzigen Beobachter des GC-Trainings am Dienstagmorgen.
Zwei Dutzend Schulkinder und einige Rentner: Die vielen Medienschaffenden waren nicht die einzigen Beobachter des GC-Trainings am Dienstagmorgen.Bild: Watson

Gattin verfolgt das Training mit

Den Nachwuchs interessiert das Tamtam um Salatic nicht. Die Kinder sind höchstens darüber enttäuscht, dass sie kein «Mätschli» ihrer Vorbilder sehen. Nach eineinhalb Stunden ist das Krafttraining beendet. Vero Salatic verlässt den Platz wortlos. Gattin Slavica, welche die Einheit als Zuschauerin mehr oder weniger interessiert mitverfolgte, wartet auf ihn.

Der Trainer geht, wie er gekommen war: Mit einem freundlichen Gruss, aber ohne weitere Auskünfte. «Das ist mal ein toller Schultag, hm!?», sagt Michael Skibbe zu den Fünftklässlern aus Schöfflisdorf. Dann verschwindet er in der Kabine. Am Nachmittag steht das nächste Training auf dem Programm – wieder mit Vero Salatic.

Vero Salatic im GC-Jäckli mit der Nummer 6. Wie lange er es noch tragen darf, entscheidet ein Gericht.
Vero Salatic im GC-Jäckli mit der Nummer 6. Wie lange er es noch tragen darf, entscheidet ein Gericht.Bild: KEYSTONE
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