Viele Kinder träumen davon, eines Tages für Bayern München, den FC Liverpool oder Real Madrid aufzulaufen. So war dies auch bei Kosovare Asllani. Die schwedische Fussballerin wünschte sich dies auch noch, als sie schon längst für Topklubs wie PSG oder Manchester City spielte und eine der besten Spielerinnen der Welt war.
Die heute 35-jährige Asllani wollte immer für Real Madrid spielen. Das Problem: Der erfolgreichste Klub des Männerfussballs hatte gar kein Team für Frauen.
Andere würden ihren Traum, für ein nicht existierendes Team zu spielen, wohl aufgeben. Nicht aber Asllani. Die schwedische Spielmacherin machte es sich vielmehr zur Mission, ihren Herzensverein dazu zu bewegen, endlich auch ein professionelles Team für Frauen ins Leben zu rufen.
Immer wieder kritisierte sie Real Madrid für seine Untätigkeit in diesem Bereich. Einmal listete sie auf X mehrere Klubs wie PSG, Bayern, Manchester City und den FC Barcelona auf, die alle schon eine eigene Frauenabteilung hatten, und schrieb dazu: «Jetzt seid ihr dran, Real Madrid!» Dahinter setzte sie den Hashtag «Wacht auf».
Als die Königlichen zum Internationalen Frauentag im März 2019 «Wir sehen euch, wir schätzen euch» schrieben, warf Asllani ihnen Heuchelei vor. Sie fragte: «Wenn das stimmt, wo ist dann euer Frauenteam? Schaut mal bei euren grössten Rivalen Barcelona und Atletico, wie viele Ressourcen sie in den Fussball der Frauen stecken!»
Einige Monate später ging Asllanis Traum dann tatsächlich in Erfüllung. Im Juni 2019 stimmte Real Madrid der Übernahme des Erstligisten CD Tacon zu, kurz darauf wurde Kosovare Asllani als erste Verpflichtung in der Geschichte des Frauenteams der Blancos vorgestellt. «Ich bin begeistert, Geschichte zu schreiben und zu helfen, dieses Team von Beginn an aufzubauen und Teil davon zu sein», schrieb Asllani bei der Bekanntgabe des Wechsels und fügte an: «Es wird ein Traum sein, das schönste Trikot der Welt zu tragen.»
🇪🇸 Proud to announce that I’ll be the first official signing for Real Madrid/Cd Tacon.
— Kosovare Asllani (@KosovareAsllani) July 18, 2019
Excited to write history, to help build and be part of this teams journey from the very start.
It’ll be a dream to wear the most beautiful jersey in the world starting next season. HALA MADRID pic.twitter.com/QnJDSE8wqH
Ein Jahr musste sich die Schwedin noch gedulden, da die Übernahme durch Real Madrid erst zur Saison 2020/21 erfolgte. Danach spielte sie aber zwei Jahre für ihren Lieblingsklub, bevor sie zur AC Milan wechselte. Seit letzter Saison steht sie bei den London City Lionesses unter Vertrag und feierte dort den Aufstieg in die höchste englische Liga. Es ist damit der einzige vom Männerfussball unabhängige Klub in der Women's Super League.
Asllani wurde durch ihre klare Kritik zu einer wichtigen und einflussreichen Kämpferin für Gleichberechtigung im Fussball. Und aufgrund ihrer Wurzeln ein Vorbild für Kinder von Einwanderern. Asllanis Eltern flohen im Jahr 1988 aus dem Krisengebiet Kosovo nach Schweden, wo ein Jahr später ihre Tochter zur Welt kam.
Der Vorname Kosovare ist eine Hommage an das Herkunftsland. «Ich bin sehr stolz, für Schweden zu spielen, und trage Kosovo im Herzen», sagt Asllani und ergänzt: «Mein Herz gehört beiden Ländern.»
Für Schweden spielt sie noch immer eine tragende Rolle – auch wenn ihr das einige schon länger nicht mehr zugetraut haben. Denn in ihrer Blütezeit ist Asllani nicht mehr. Doch die 35-Jährige, die für Schweden in 202 Länderspielen 49 Tore erzielte, glänzt noch immer mit ihrer Spielintelligenz und auch ihrer Stärke im Pressing sowie dem Kreieren von Räumen für ihre Mitspielerinnen.
Asllani ist in der Hinsicht eine sehr moderne offensive Mittelfeldspielerin. In der Gruppenphase war die Kapitänin mit einem Tor und drei Assists an der Hälfte der acht Tore Schwedens beteiligt. Sie gehört zu den besten Skorerinnen der EM und soll auch im Viertelfinal gegen England eine tragende Rolle einnehmen.
Ein Erfolg wäre auch für Asllanis Palmares wichtig. Schliesslich gewann sie bis auf zwei schwedische Meisterschaften mit Linköping sowie die englische Meisterschaft und zwei Pokalsiege mit Manchester City keinen nennenswerten Titel. Mit Schweden Europameister zu werden, wäre die Krönung ihrer Karriere – und womöglich ein noch grösserer Traum, als das Trikot von Real Madrid zu tragen.
Keine nennenswerten Titel gewonnen, na abgesehen von diesen 5 nennenswerten🙈
ich freu mich auf den tag, an dem niklas helbling (ausgezeichnet mit literaturnobelpreis, pulitzerpreis und dem musenalp express-orden) in einem interview über seine erfolglosen jahre in der medienwelt sinniert;-)