Da wehrt eine Torhüterin im Penaltyschiessen vier Schüsse ab – und verliert trotzdem. Da sind 14 Versuche notwendig, um das Siegerteam zu ermitteln – und nur fünf von ihnen gehen rein. Eine Erfolgsquote von höchst bescheidenen 36 Prozent.
Jennifer Falk ist Schwedens tragische Heldin. Die 32-jährige Torhüterin wehrte drei englische Versuche in Folge ab und trat dann als fünfte Schützin an, um ihre Mannschaft in die Halbfinals zu bringen.
«Der Trainer fragte mich, ob ich schiesse und ich stimmte zu», sagte Falk. «Ich nahm mir vor, ein paar Mal tief durchzuatmen und den Ball nach links zu schiessen.» Das gelang ihr nicht: Im Duell Goalie gegen Goalie jagt sie den Ball über die Latte. «Das war scheisse und dann musste ich mich einfach darauf konzentrieren, den nächsten Penalty abzuwehren.»
Tatsächlich gelang es Falk, den vierten von sechs englischen Versuchen zu parieren. Was für eine Leistung!
Doch die Mitspielerinnen machten nicht mit. So ruhte die letzte Hoffnung Schwedens auf den Schultern der 18-jährigen Smilla Holmberg. «Als ich sah, wie sie nach vorne schritt, dachte ich nur: Was für ein tapferes Mädchen», sagte Torhüterin Falk. Ihre Kollegin zielte übers Tor. «Wir waren viele die verschossen haben», nahm sie Holmberg in Schutz. «Es war unglaublich mutig von ihr.»
Die Engländerinnen hatten spät im Spiel aus einem 0:2-Rückstand ein 2:2 gemacht und die Verlängerung erzwungen. «Diese Partie war eine Achterbahnfahrt», sagte Lucy Bronce, die den entscheidenden Penalty mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte versenkte. «Es war einfach ein verrücktes Spiel.»
Hannah Hampton, die Torhüterin der «Lionesses», fand es nicht nur anstrengend zu spielen, sondern auch «anstrengend zuzuschauen». Das Penaltyschiessen sei fast nicht auszuhalten gewesen. «Jedes Mal, wenn ich einen Schuss abwehrte, dachte ich: ‹Bitte mach ihn rein, damit wir ein kleines Polster haben.› Dann hielt deren Torhüterin den nächsten Ball und ich dachte: ‹Oh Gott, nicht schon wieder.›»
Die allgemeine Gefühlslage vielleicht am besten traf jene Zuschauerin, die fand: «Das war das beste und zugleich schlechteste Penaltyschiessen aller Zeiten. Grossartiges Zeug.»
That was the best and worst penalty shootout of all time. Magnificent stuff.
— Caoimhe O'Neill (@CaoimheSport) July 17, 2025
Während Schwedens Turnier zu Ende ist, geht Englands Mission Titelverteidigung weiter. Im Halbfinal treffen die Europameisterinnen von 2022 am Dienstag in Genf auf Italien. (ram)
Bei so vielen verschossenen Elfern muss sich zumindest keine Schützin grosse Vorwürfe machen. Man stelle sich eine Schützin vor, die nach 13 verwandelten Penaltys den 14. verschiesst. Das ist dann eine anderes Kaliber. Dann ist man plötzlich die Alleinverantwortliche.