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EM 2025: Das verrückte Penaltyschiessen zwischen England und Schweden

epa12243918 Sweden's Smilla Holmberg, right, and teammates react after the losing the UEFA Women's EURO 2025 quarterfinals soccer match between Sweden and England, in Zurich, Switzerland, 17 ...
Für Schweden endete die EM tränenreich.Bild: keystone

«Das beste und zugleich schlechteste Penaltyschiessen aller Zeiten»

England steht nach einem dramatischen Spiel im Halbfinal der EM 2025. Die «Lionesses» werfen Schweden nach einer Aufholjagd und einem denkwürdigen Penaltyschiessen raus.
18.07.2025, 07:3218.07.2025, 07:55
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Da wehrt eine Torhüterin im Penaltyschiessen vier Schüsse ab – und verliert trotzdem. Da sind 14 Versuche notwendig, um das Siegerteam zu ermitteln – und nur fünf von ihnen gehen rein. Eine Erfolgsquote von höchst bescheidenen 36 Prozent.

Jennifer Falk ist Schwedens tragische Heldin. Die 32-jährige Torhüterin wehrte drei englische Versuche in Folge ab und trat dann als fünfte Schützin an, um ihre Mannschaft in die Halbfinals zu bringen.

«Der Trainer fragte mich, ob ich schiesse und ich stimmte zu», sagte Falk. «Ich nahm mir vor, ein paar Mal tief durchzuatmen und den Ball nach links zu schiessen.» Das gelang ihr nicht: Im Duell Goalie gegen Goalie jagt sie den Ball über die Latte. «Das war scheisse und dann musste ich mich einfach darauf konzentrieren, den nächsten Penalty abzuwehren.»

Tatsächlich gelang es Falk, den vierten von sechs englischen Versuchen zu parieren. Was für eine Leistung!

Sweden goalkeeper Jennifer Falk stops a penalty during a penalty shootout at the end of the Women's Euro 2025 quarterfinals soccer match between Sweden and England at Stadion Letzigrund in Zurich ...
Wieder gehalten! Falk parierte überragend.Bild: keystone

Doch die Mitspielerinnen machten nicht mit. So ruhte die letzte Hoffnung Schwedens auf den Schultern der 18-jährigen Smilla Holmberg. «Als ich sah, wie sie nach vorne schritt, dachte ich nur: Was für ein tapferes Mädchen», sagte Torhüterin Falk. Ihre Kollegin zielte übers Tor. «Wir waren viele die verschossen haben», nahm sie Holmberg in Schutz. «Es war unglaublich mutig von ihr.»

Sweden's Smilla Holmberg, reacts after missing as England's Hannah Hampton celebrates during a penalty shootout at the Women's Euro 2025 quarterfinals soccer match between Sweden and En ...
Die Entscheidung: Nach Holmbergs Schuss übers Tor jubelt England-Goalie Hampton übers Weiterkommen.Bild: keystone

Die Engländerinnen hatten spät im Spiel aus einem 0:2-Rückstand ein 2:2 gemacht und die Verlängerung erzwungen. «Diese Partie war eine Achterbahnfahrt», sagte Lucy Bronce, die den entscheidenden Penalty mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte versenkte. «Es war einfach ein verrücktes Spiel.»

Hannah Hampton, die Torhüterin der «Lionesses», fand es nicht nur anstrengend zu spielen, sondern auch «anstrengend zuzuschauen». Das Penaltyschiessen sei fast nicht auszuhalten gewesen. «Jedes Mal, wenn ich einen Schuss abwehrte, dachte ich: ‹Bitte mach ihn rein, damit wir ein kleines Polster haben.› Dann hielt deren Torhüterin den nächsten Ball und ich dachte: ‹Oh Gott, nicht schon wieder.›»

Die allgemeine Gefühlslage vielleicht am besten traf jene Zuschauerin, die fand: «Das war das beste und zugleich schlechteste Penaltyschiessen aller Zeiten. Grossartiges Zeug.»

Während Schwedens Turnier zu Ende ist, geht Englands Mission Titelverteidigung weiter. Im Halbfinal treffen die Europameisterinnen von 2022 am Dienstag in Genf auf Italien. (ram)

Eine kleine Leidensgeschichte
Unser lieber Mitarbeiter Leo H. ist ein England-Fan, war beim Kantersieg gegen Wales im Stadion dabei. Gestern Abend hat er die Partie in der Beiz angeschaut, aber nach 70 Minuten und England 0:2 im Rückstand, ging er heim.

Dort angekommen, sah er, dass die Partie nun 2:2 stand. Also schaute er, bereits im Bett liegend, auf dem Handy weiter. Just als Schweden-Goalie Falk anlief, um den entscheidenden Penalty zu versenken, gab die Batterie seines Telefons den Geist auf. Leo schlummerte im festen Glauben an ein Ausscheiden Englands ein – um am Morgen festzustellen, dass einem Team manchmal auch vier gehaltene Penaltys nichts bringen. England hat noch einmal die Kurve gekratzt. Und Leo wird sein Handy vor dem Halbfinal gegen Italien hoffentlich geladen haben.
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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zaphod67
18.07.2025 07:53registriert Mai 2018
Na na na! Das schlechteste Elfmeterschiessen gehört immer noch der Schweizer Nati!
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Bruno Wüthrich
18.07.2025 08:32registriert August 2014
Nein, es war nicht das Beste, sondern nur das schlechteste Penaltyschiessen aller Zeiten. Es war spannend, ja - weil man ob all der Fehlschüsse nicht wusste, wer gewinnen würde. Und natürlich, die Torhüterinnen spekulierten häufig richtig. Schwierig zu halten - nach richtiger Spekulation - waren jedoch höchstens zwei Penaltys.
Bei so vielen verschossenen Elfern muss sich zumindest keine Schützin grosse Vorwürfe machen. Man stelle sich eine Schützin vor, die nach 13 verwandelten Penaltys den 14. verschiesst. Das ist dann eine anderes Kaliber. Dann ist man plötzlich die Alleinverantwortliche.
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McFly50
18.07.2025 08:49registriert November 2020
Rein qualitativ war es wohl etwas vom schlechtesten seit langer Zeit. Die wachsende Verunsicherung war förmlich spürbar, Bälle wurden nur noch verängstigt geschoben oder irgendwie in Richtung Tor geballert. Super Unterhaltung und Spannung aber die Teams sollten da nochmal eine Extraschicht im Training und dem psych. Betreuer einlegen.
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Dreimal gut, aber auch dreimal ungenügend – welche Noten gibst du den Nati-Spielerinnen?
Die Schweizerinnen mussten viel, sehr viel laufen. Smilla Vallotto wuchs in dieser Disziplin über sich hinaus und bekommt zusammen mit Goalie Livia Peng und Innenverteidigerin Viola Calligaris das beste Zeugnis. Das sind die Noten zur 0:2-Niederlage gegen Spanien. Wie bewertest du die Leistungen der Schweizerinnen?
Glänzt mit einer spektakulären Parade nach einem Freistoss und hält einen Penalty. Starker Auftritt.
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