Trainer Gerardo Seoane möchte am Freitagabend in Sitten Young Boys sehen, die «mit Überzeugung» den Meistertitel sicherstellen. Auf eine allfällige Finalissima am Montag im Wankdorf gegen St. Gallen soll es nach seinem Willen nicht mehr ankommen.
St. Gallens Trainer Peter Zeidler wird seinerseits alles daransetzen, dass seine eigenen Spieler die Voraussetzungen für die von vielen Neutralen herbeigesehnte Finalissima im Schweizer Fussball schaffen. Die Aufgabe der St. Galler am Freitagabend ist die auf dem Papier leichteste: ein Sieg im Heimspiel gegen den als Absteiger feststehenden, vielleicht desillusionierten Tabellenletzten Neuchâtel Xamax. Deshalb kann Zeidler nicht umhin, ein Auge nach Sitten zu werfen. Er benötigt die Unterstützung der Walliser, am besten in Form eines Sieges.
An einer Medienkonferenz am Donnerstag outete sich Zeidler als – zumindest temporärer – Sion-Fan. Dies fällt ihm vielleicht noch umso leichter, als er ab August 2016 ein Dreivierteljahr Trainer des FC Sion war – der bis heute elftletzte. Volle neun Monate. Nach Zeidler blieb nur Murat Yakin so lange im kurzlebigen Amt.
Gerardo Seoane wird seinerseits alles dafür tun, dem Kollegen Zeidler die Hoffnung auf eine echte Finalissima zu nehmen. Im Tourbillon wäre schon ein Unentschieden ein Resultat, mit dem sich die Berner so gut wie sicher als Hattrick-Meister wähnen dürften. St. Gallen könnte in diesem Fall mit einem Sieg am Montag in Bern nach Punkten mit YB gleichziehen, aber die Tordifferenz der Berner ist derzeit um 17 Tore besser. Wenn St. Gallen gegen Xamax 8:0 gewinnen sollte, betrüge die Differenz immer noch neun Tore.
Innerhalb der englischen Wochen haben sich die Young Boys entwickelt. In den letzten 270 Spielminuten der Meisterschaft (gegen Zürich, Xamax und Luzern) überliessen sie dem jeweiligen Gegner keine einzige reelle Torchance. Das ist aussergewöhnlich. Seoane sagt darüber: «Es war eine Erkenntnis in unserem Staff nach den ersten Runden nach der Corona-Pause. Wir brauchten mehr Kompaktheit und Solidarität in der Defensive. Es brauchte dafür einen Effort aller Spieler. Die Mannschaft hat das in den letzten Wochen sehr gut umgesetzt, sie verdient dafür ein Kompliment.»
Hat die Mannschaft andererseits plötzlich im Angriff Probleme? Die jüngsten Siege in Neuenburg und gegen Luzern waren 1:0. Gerade gegen die Innerschweizer erspielten sich die Berner jedoch derart viele Chancen, dass auch ein 4:0 oder ein 5:0 hätte herausschauen können. Seoane dazu: «Wir konnten gegen Luzern viele gute Situationen herausspielen. Wenn die Anspannung gegen den Schluss dieser Meisterschaft grösser wird, kann es sein, dass die Spieler im Abschluss zweifeln und eher Chancen vergeben. Genau das haben wir in dieser Woche angesprochen. Ob es nach einer guten Aktion ein Tor gibt oder nicht, ist nicht unbedingt das Wichtigste. Aber der Spieler soll einfach nicht zögern. In den Aktionen soll die totale Überzeugung sein.»
Seoane räumt ein, dass die anstehenden Spiele für seine Mannen keine Super-League-Spiele wie im Herbst sind: «Wir sind auf der Zielgeraden dieser speziellen Saison. Es war intensiv und kräfteraubend. Jetzt gilt es, noch alles zu mobilisieren. Wir freuen uns auf die beiden Spiele, aber es ist eine gewisse Anspannung da. Es ist ein Mix zwischen Anspannung und Fokussierung, und wir haben auch eine gewisse Lockerheit.»
Die Super-League-Spiele der 35. Runde im Überblick:
bisherige Duelle der Saison: 2:3, 3:4, 0:1
Absenzen: Luan, Raphael und Cavaré (alle verletzt); Hoarau, Lauper und Petignat (alle verletzt).
Fraglich: . ; Sulejmani, Lotomba, Garcia, Sörensen, Mambimbi. Statistik: Unter Trainer Paolo Tramezzani scheint Sion in der Lage zu sein, sich aus eigener Kraft aller Abstiegssorgen zu entledigen. Von Anfang Dezember bis Anfang Juli holten die Walliser in zwölf Spielen vier Punkte. Zuletzt jedoch brachten sie zwölf Punkte aus sechs Spielen auf ihr Konto. Aber auch YB ist parat. Die Berner gewannen sieben der letzten neun Spiele. Betrachtet man die Duelle untereinander, hätte schon nur ein Unentschieden etwas Historisches: In den letzten 14 Meisterschaftsspielen gegen die Young Boys holte Sion keinen Punkt.
bisherige Duelle der Saison: 1:1, 4:1, 2:1
Absenzen: Babic, Nuhu, Fabiano und Gonzalez (alle verletzt); Xhemajli (gesperrt), Djourou, Doudin, Oss, Kouassi und Gomes (alle verletzt). -
Statistik: Was werden die Neuenburger noch in die Waagschale werfen, da sie doch jetzt wissen, dass sie in die Challenge League zurückkehren müssen? St. Gallen hat nach den Niederlagen in Thun (1:2) und gegen Basel (0:5) den Tritt wieder gefunden. Das 3:1 in Zürich war ein Sieg der letzten Chance im Kampf um den Meistertitel. Seit ihrem Aufstieg im Sommer 2018 haben die Xamaxiens in sieben Meisterschaftsspielen gegen die Ostschweizer nur einen Punkt geholt.
bisherige Duelle der Saison: 2:3, 1:3, 1:0
Absenzen: Kablan (verletzt); Frei (gesperrt), Omlin, Zuffi und Ramires (alle verletzt). -
Fraglich: - ; Pululu. -
Statistik: Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die in den letzten fünf Runden nie verloren und je elf Punkte gewonnen haben. Im ersten Duell in diesem Jahr siegte die Mannschaft von Trainer Marc Schneider in Basel 1:0. Es war einer von nur zwei Siegen der Berner Oberländer gegen den FCB seit April 2013.
bisherige Duelle der Saison: 0:0, 1:0, 1:1
Absenzen: Bottani, Holender und Obexer (alle verletzt); Tasar, Routis und Severin (alle verletzt). -
Fraglich: Covilo; - . -
Statistik: Neuling Servette hat den beachtlichen 4. Platz sichergestellt, und Lugano kann fast sicher eine weitere Saison in der Super League planen. Lugano (3 Punkte) und Servette (2) haben seit der Wiederaufnahme der Meisterschaft in der Summe nur fünf Spiele gewonnen, dafür elf Unentschieden abgeliefert.
bisherige Duelle der Saison: 0:0, 0:3, 3:2
Freitag, 20.30 Uhr. - SR Schärer. -
Absenzen: Bürki (gesperrt), Schwegler, Ndenge, Burch, Ndiaye, Lucas, Eleke, Males, Emini und Binous (alle verletzt); Schönbächler (gesperrt), Tosin, Janjicic und Mahi (alle verletzt).
Fraglich: Matos, Owusu; - . -
Statistik: Am Freitagabend ist das Elend bei der Not zu Gast. Luzern und der FCZ haben ihre letzten vier respektive fünf Spiele verloren. Bei den Innerschweizern ist der Schwung, der die Mannschaft nach der Ankunft von Trainer Fabio Celestini lange Zeit getragen hatte, verflacht und verebbt. In der Zürcher Mannschaft hat sich mit dem Coronavirus-Vorfall vom 10. Juli alles zum Schlechten gewandt.
Bin aber sehr Nervös wegen heute Abend... Hoffe doch schwer auf mindistens einen Punkt von YB und dann sollte die Sache gegessen sein =)