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Beinahe 20 Jahre ist es her, als Sion das letzte Mal an der Anfield Road auftreten durfte. Doch jene Sittener, welche damals dabei waren, dürften sich noch heute an jedes einzelne Detail von damals erinnern. Denn es war ein Spektakel sondergleichen.
Mit einer 1:2-Heimniederlage im Gepäck reisten die Schweizer auf die Insel; wahrlich keine gute Ausgangslage, um sich für die nächste Runde zu qualifizieren. Doch Christophe Bonvin und Fréderic Chassot kümmerte dies wenig. Zum grossen Erstaunen aller schossen sie Sion bis zur 23. Minute mit 2:0 in Front. Liverpool reagierte und konnte die Partie zum 2:2 ausgleichen, doch der 3:2-Treffer in der 65. Minute von Frédéric Chassot liess die Walliser erneut an der Sensation schnuppern.
Doch der Traum vom Cupsiegercup-Viertelfinal platzte danach jäh. Bis in die 70. Minute stellten die Hausherren auf 5:3 und gewannen am Ende mit 6:3. Mit einem Gesamtskore von 8:4 setzten sich die «Reds» schlussendlich souverän durch, doch für die ausserordentliche Leistung erhielten die Schweizer vom Liverpooler Publikum nach dem Spiel eine Standing Ovation.
Bei der legendären Nacht von 1996 nicht dabei war der heutige Trainer Didier Tholot; er stiess erst 1997 zu den Wallisern. Doch speziell wird die Partie für den 51-Jährigen auch so, geht es für ihn doch um das nackte Überleben auf dem Sion-Trainerstuhl.
Man muss wahrlich kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass sich die Geduld von Sion-Zampano Cristian Constantin langsam dem Ende zuneigt. Obschon sein Team nach zehn Spieltagen den fünften Platz belegt, zeigte sich «CC» zuletzt höchst unzufrieden. Nach der 0:1-Niederlage in Vaduz am vergangenen Wochenende wetterte er: «Eigentlich ist keiner würdig, in Liverpool das Trikot des FC Sion zu tragen!»
Für Tholot bedeutet dies wohl, dass er entweder in Liverpool oder am kommenden Sonntag gegen St.Gallen siegen muss. Sonst könnte es bereits zur fünften Trainerentlassung der noch jungen Super-League-Saison kommen.
Zwar gewann Liverpool vergangenes Wochenende mit viel Müh und Not mit 3:2 gegen Aston Villa, doch in der Tabelle befinden sich die «Reds» auf dem unbefriedigenden neunten Platz. Auch wenn sich der langzeitverletzte Daniel Sturridge gegen Aston Villa mit einem Doppelpack eindrücklich zurückmeldete und der Mannschaft von Brendan Rodgers neues Leben einhauchte: Liverpool befindet sich in einer Krise.
Ex-Liverpool-Captain Jamie Redknapp soll kürzlich sogar gesagt haben, die aktuelle Mannschaft sei die schlechteste der Klubgeschichte. Das mag natürlich etwas übertrieben klingen, doch eines ist klar: Die Jungs von der Anfield Road machen momentan alles andere als einen unschlagbaren Eindruck. Sion reist zu einem perfekten Zeitpunkt an die englische Westküste.
Der Druck lastet also nicht nur auf Sion-Coach Didier Tholot, sondern auch auf seinem Gegenüber Brendan Rodgers. Den Goodwill, den er sich in der Vizemeister-Saison 2013/2014 erarbeitet hat, ist längst verspielt. Schon längst geistert der Name von Jürgen Klopp als Rodgers-Nachfolger durch die Anfield Road. Rodgers tut also gut daran, den Liverpool-Anhang nicht weiter zu verärgern und heute gegen Sion nichts anbrennen zu lassen.
Doch das Highlight der Woche findet am Sonntag statt. Dann ist Liverpool zu Gast bei Stadtrivale Everton. Klar, dass die Fans in erster Linie einen Sieg im Derby erwarten, die Europa League avanciert da zur Nebensache. Gemäss der Zeitung Liverpoolecho wird Rodgers heute diverse Stammkräfte schonen. Daniel Sturridge, Philippe Coutinho, James Millner, Lucas Leiva, Nathaniel Clyne und Mamadou Sakho werden wohl nicht von Anfang an auflaufen.
Ganz anders sieht dies natürlich beim FC Sion aus. Akteure zu schonen wird für Didier Tholot ganz bestimmt kein Thema sein. Ein Auftritt im grossen Rampenlicht des internationalen Fussballs möchte sich wohl kein Stammspieler entgehen lassen.
Die Schweizer werden im Gegensatz zu ihrem Gegner in Bestbesetzung auftreten. Und die hat durchaus Durchschlagskraft. Das sieht auch Brendan Rodgers so: «Dieses Team kann das Spiel des Gegners sehr gut unterbinden. Es ist perfekt organisiert und verfügt mit Fernandes und Konaté über zwei Spieler mit grossem Talent».
Die Laune von Sion-Präsident Cristian Constantin war auch schon besser. Nebst dem enttäuschenden 0:1 gegen Vaduz drückt dem Sion-Präsi ein Lohn-Streit aufs Gemüt. Topskorer Moussa Konaté und seine Entourage pochen auf eine Salärerhöhung, «CC» gewährt diese aber nicht. Die Stimmung ist angespannt, was sich nicht zuletzt auch auf die sportlichen Leistungen des Senegalesen übertragen hat. In den vergangenen drei Partien blieb der Stürmer blass und hat kein Tor erzielt.
Dennoch: Cristian Constantin zeigte sich beim gestrigen Anfield-Road-Spaziergang von seiner feinsten Seite. Für seinen modischen Schal hat er tief in die Designer-Schublade gegriffen. Was für ein Look! Wer so gut für den Herbst gerüstet ist, der gehört sowieso schon zu den Gewinnern. Kann ja nur gut kommen heute Abend: Allez Sion!