Der verurteilte Steuerhinterzieher Uli Hoeness soll als Freigänger Anfang kommenden Jahres einen Job in der Jugendabteilung von Bayern München erhalten. Das berichtet die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf namentlich nicht genannte Insider des Klubs. Ein fester Arbeitsplatz ist Voraussetzung dafür, dass der 62-Jährige tagsüber die Haftanstalt verlassen darf.
Beim deutschen Rekordmeister wird nicht damit gerechnet, dass der frühere Manager und Präsident sofort wieder ein höheres Amt anstrebt. Einerseits, um in Ruhe wieder in den Klub zurückkehren zu können; andererseits, weil die Positionen in Vorstand sowie Aufsichtsrat besetzt und die Machtverhältnisse damit geklärt sind. Ein Hoeness-Vertrauter sagte der Zeitung, Hoeness «will sich nicht in das operative Geschäft einmischen» und strebe keine Führungsposition an.
Ein Posten in der Jugendabteilung dürfte auch deshalb sinnvoll sein, weil sie seit Längerem eine Baustelle des Klubs ist. Die Bayern planen ein neues Jugendzentrum im Münchner Norden, weil das Areal an der Säbener Strasse mittlerweile zu klein geworden ist. Zudem wollen sie wieder verstärkt in den eigenen Nachwuchs investieren, weil zuletzt kaum ein Talent mehr den Sprung in den Profikader geschafft hat.
Hoeness war am 13. März dieses Jahres zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Er hatte zwischen 2003 und 2009 insgesamt 28,5 Millionen Euro Steuern aus Kapitalerträgen hinterzogen. Anfang Juni hatte er seine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech angetreten.
Er gilt als derjenige Mann, der den FC Bayern zu einem Weltklub machte. Nach seiner aktiven Karriere als Spieler bei den Münchnern (1970 bis 1979) wurde Hoeness Manager des Vereins und blieb dies 30 Jahre bis 2009. Anschliessend wurde er zum Präsidenten des FC Bayern München e.V. und zum Aufsichtsratchef der FC Bayern München AG gewählt. Nach seiner Verurteilung trat Hoeness von allen Ämtern zurück. Karl Hopfner trat seine Nachfolge als Präsident und Aufsichtsratchef an. (ham/spon)