Hooligans treffen sich zu einem Strassenkampf. bild: symbolbild
Basler Hooligan-Studie: 14 Prozent sind Akademiker und jeder Zweite schützt die Zähne
Die Uni Basel hat die bei Kämpfen zwischen Hooligans auftretenden Zahn- und Kieferverletzungen untersucht. Die Studie bringt aber nicht nur die Anzahl ausgeschlagener Zähne, sondern auch viele weitere interessante Informationen über Fussball-Chaoten ans Licht.
Hooligans sind zwar seit längerer Zeit in aller Munde, doch eigentlich ist nur wenig über ihr Verhalten, ihren Hintergrund und ihre Gruppen-Zusammensetzung bekannt. Die gewalttätigsten aller Fussballfans – nicht zu verwechseln mit den Ultras, die im Stadion für die Stimmung sorgen – meiden die Öffentlichkeit, bewegen sich eher im Verborgenen.
In solchen Kämpfen holen sich die jungen Männer ihren Adrenalin-Rausch und schlagen sich gegenseitig die Köpfe oder zumindest die Zähne ein. Das Regelwerk ist spärlich. Nur wer am Boden liegt, wird verschont. Verletzungen sind die logische Folge.
Eine Studie der Uni Basel nimmt diese «Randsportart» etwas genauer unter die Lupe. Im Paper «Dental and jaw injuries sustained by hooligans» wurden die bei Kämpfen zwischen Hooligans auftretenden Zahn- und Kieferverletzungen sowie der Einfluss von Zahnschützen auf die Art der Verletzungen untersucht. Dabei kamen – dank des verteilten Fragebogens – aber noch weitere interessante Facts zutage.
Zwischen 2012 und 2013 wurden standardisierte Multiple-Choice-Fragebogen in der Schweizer Hooligan-Szene verteilt. Gegenstand der – unter Zusicherung absoluter Anonymität – durchgeführten, nicht repräsentativen Umfrage war die Art der Verletzungen bei Hooligans unterschiedlicher Altersgruppen, Nationalitäten sowie Ausbildungs- und Einkommensniveaus. Insgesamt wurden 413 Fragebogen verteilt, die von 95 Hooligans ausgefüllt und eingereicht wurden.
Der Fragebogen
Was wir über die 95 Hooligans erfahren:
Die grösste Gruppe (31 Prozent) ist zwischen 26 und 30 Jahre alt, nur 7,4 Prozent sind unter 20.
Der grösste Anteil der befragten Hooligans sind Schweizer Staatsbürger, 17 Prozent stammen aus Ex-Jugoslawien, 18 Prozent aus dem grenznahen Deutschland.
Jeder Siebte (13 Personen) studiert oder hat einen Uni-Abschluss – ob's daran liegt, dass die höher gebildeten Hooligans lieber bei Umfragen mitmachen?
74 Prozent der Hooligans verdienen weniger als 5000 Franken pro Monat.
Zwei Drittel (64 Personen) halten sich mit Kampfsport oder Krafttraining fit.
86 Prozent haben sich bei einer ihrer Aktionen schon einmal Zahnverletzungen zugezogen.
Zerbrochene Zähne sind die häufigste Verletzungsart (43 Prozent).
61 Prozent haben bei einem Fight noch nie einen Mundschutz getragen.
Diejenigen, die einen Mundschutz tragen, haben zu 51 Prozent eine individuelle Anfertigung, mutmasslich vom Kampfsport.
Von den über 35-jährigen Hooligans trägt praktisch keiner einen Mundschutz.
(pre)
Du willst mehr wissen?
«Faustrecht» – Dokumentation über die Basler Ultras 1993
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
SeDahkLohd
15.02.2016 14:48registriert Oktober 2014
Danke Liebes Watson-Team, dass ihr Ultras und Hooligans nicht wie so viele andere Medien in einen Topf werft.
Erst dieses Wochenende kam auf spiegelTV eine Doku über Fussballfans. Sehr empfehlenswert! Der eine Hool hat sogar gleichzeitig bei der Polizei gearbeitet :D
und DANKE für die Unterscheidung - Ultras und Hools!
Nach seiner Fabelfahrt im WM-Super-G stellt sich die Frage: Wer soll Marco Odermatt in der Abfahrt am Sonntag überhaupt gefährlich werden? Wenn es normal läuft, wohl niemand. Trotzdem wagen wir eine Prognose.
Der WM-Super-G ging in die Hosen. Doch Franjo von Allmen sollte man keineswegs abschreiben. Dreimal war er in diesem Winter in einer Abfahrt Zweiter. Und jetzt hat er auch seine WM-Premiere hinter sich, und damit enden die ständigen Fragen, ob sich das anders anfühle als im Weltcup. Er sagt: «Bei einigen war schon eine besondere Anspannung zu spüren. Aber ich hatte noch nie mit Nervosität zu kämpfen. Das war hier nicht anders.»