Es ist nicht das erste Mal, dass Urs Fischer und Shkelzen Gashi zusammenarbeiten. 2005, im Nachwuchs des FC Zürich, war Fischer schon einmal Gashis Trainer. Er sagt: «Shkeli hatte schon damals ein super Näschen dafür, wohin der Ball kommt. Und sein linker Fuss suchte seinesgleichen.»
Zehn Jahre später sind die beiden FCZ-Kinder wieder vereint. Beim FC Basel. Doch während Fischer das Team vom einen Sieg zum nächsten coacht, kriselt es bei Gashi. In dieser Spielzeit steht der Albaner in nur 8 von möglichen 17 Mal in der Startelf. Andere Spieler wären froh um eine solche Bilanz. Aber nicht Gashi: In den letzten zwei Saisons war er Torschützenkönig, traf vergangene Spielzeit 0,7 mal pro Partie.
Warum verzichtet Fischer freiwillig auf solch einen Spieler? Ganz einfach: Der Mann mit dem exzellenten Torriecher hat Schnupfen. Chancen sind Mangelware. Wenn sie sich doch bieten, ist die Ausbeute mager. Wie in Lugano oder vor einer Woche in Bern, wo Gashi aus bester Position nicht reüssierte. Getroffen hat er in dieser Saison erst dreimal, davon fiel nur ein Tor aus dem Spiel heraus.
Und wenn einer wie er nicht mehr regelmässig skort, fehlen die Argumente für mehr Einsatzminuten. Denn: Gashi ist weder besonders schnell noch besonders trickreich. Auch läuferisch und im Zweikampfverhalten ist ihm die Konkurrenz voraus. So hart es klingt: Ohne Tore bringt Gashi dem FCB-Spiel nichts.
Diese Ausgangslage bestand schon vergangene Saison. Doch Paulo Sousa liess einen langsameren, einen mehr auf Ballbesitz fokussierten Fussball spielen. Gashi hatte seinen Platz am linken Flügel, abgesichert von einem in der Defensive verharrenden Aussenverteidiger. Er war befreit vom Spielaufbau. Seine Aufgabe bestand darin, unbemerkt von den Gegenspielern in den Strafraum zu schleichen und dort das Tor zu erzielen. Eine auf Gashi massgeschneiderte Aufgabe, die er meisterhaft erfüllte.
Urs Fischer hat das System modifiziert. Unter ihm spielt der FCB schneller nach vorne. Es verträgt kein Phantom mehr, das nur auf den richtigen Moment wartet, um sich in Abschlussposition zu bringen. Fischer will zehn Feldspieler, die sich jederzeit am Spielaufbau beteiligen. Fischer sagt trocken: «Mit einem Trainerwechsel ändern sich auch die Anforderungen an die einzelnen Spieler.»
Was Gashi auch zu denken geben dürfte: Seine Tore fehlen nicht. Schon 13 Spieler haben in dieser Saison für den FCB getroffen. Und anders als Gashi helfen seine direkten Konkurrenten Bjarnason, Embolo, Boëtius und Callà in der Defensive aus, beherrschen das Eins gegen Eins, haben Speed und sind spielerisch wertvoll.
Düstere Aussichten also? «Nein», sagt Urs Fischer, «Shkeli ist weiterhin ein wichtiger Spieler für uns. Wir werden ihm die Chancen geben, aus der schwierigen Phase zu finden.» Es sei nun mal das Schicksal von Torjägern, dass die Öffentlichkeit sie auf ihre Tore reduziere. Fischer: «Ich habe Stürmer erlebt, die haben jahrelang blind getroffen und dann eine Saison gar nicht mehr. Er muss jetzt beissen. Ich bin gespannt, wie er mit der Situation umgeht.» Wir auch. (aargauerzeitung.ch)