Eigentlich passen Unruhe und Aufruhr so gar nicht zu den Borussen aus Mönchengladbach. Sie überlassen dieses Feld noch so gerne Vereinen wie Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04, bei denen immer der Bär steppen muss.
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— Borussia (@borussia) February 23, 2021
Jetzt aber ist es auch im Borussia-Park erst einmal vorbei mit der Ruhe. Die Ankündigung von Trainer Marco Rose, er werde von seiner Ausstiegsklausel im Vertrag Gebrauch machen und in der nächsten Saison den BVB coachen, hat im sonst eher beschaulichen Mönchengladbach für ein Erdbeben gesorgt. Die Fans sehen im 44-Jährigen einen Verräter, der das Erreichen der sportlichen Ziele in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Champions League sabotiere. Auf Schmähplakaten fordern sie Roses sofortigen Rauswurf.
Dabei übersehen sie, dass dessen Verhalten längst «Part of the game» ist und ihrem Klub eine Ablösesumme von 5 Millionen Euro einbringt; in Deutschland ein Rekord für einen Trainerwechsel. Vor allem aber: Auch die Borussia hatte vor zwei Jahren von einer solchen Klausel profitiert, als sie Rose dem österreichischen Dauermeister Red Bull Salzburg ausspannte. Wohl auch deswegen verliert Manager Max Eberl kein schlechtes Wort über Rose und nimmt die Schuld für dessen Abgang auf seine Kappe; weil er selber es ja gewesen ist, der dem Umworbenen die Ausstiegsklausel zugestanden hatte.
Die 1:2-Heimniederlage gegen den Tabellenvorletzten Mainz war nun jedoch Wasser auf die Mühlen jener, die in Rose fortan ein «Lame Duck» sehen. Eberl dagegen stellte sich weiter vor den Trainer und sagte, er denke nicht im Traum an eine Trennung. Eberl sagte:
Damit kanzelte er all jene als «Dumpfbacken» ab, die Gerüchte in die Welt stellten, die Mannschaft habe sich vom Trainer abgewendet und eine gedeihliche Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich. Verlogen seien solche Unterstellungen, schimpfte Spieler Jonas Hofmann, und Captain Lars Stindl behauptete sogar nach dem miesen Spiel gegen Mainz noch, Roses bevorstehender Abgang werde sich nicht negativ auf die Leistungen der Mannschaft auswirken.
Klar ist jedoch, dass dieses Theater zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt aufgeführt wird. Das kurzfristige Programm könnte nicht happiger sein: Heute Mittwochabend bestreiten die Gladbacher das wegen der Pandemie nach Budapest verlegte Hinspiel im Achtelfinal der Champions League gegen Manchester City, am Samstag folgt das Bundesligaspiel in Leipzig und am Dienstag dann der hoch brisante Knüller im Cup-Viertelfinal, in dem ausgerechnet Dortmund der Gegner ist. Sollte es drei Niederlagen absetzen, käme Eberl kaum umhin, Rose freizustellen. Zumal es in der Liga ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem BVB um einen Champions-League-Platz geben könnte.
Bereits die Aufgabe gegen Manchester City könnte schwieriger nicht sein. Die Skyblues haben die letzten 18 Pflichtspiele alle gewonnen und führen die Premier League mit zehn Punkten Vorsprung auf Manchester United und Leicester City an. Dazu hat ihr Superstar Kevin De Bruyne nach längerer Verletzungspause am Wochenende sein Startelfcomeback gegeben.
Wer lange genug sucht, findet die richtige Statistik. 🧐 #BMGCity
— Borussia (@borussia) February 23, 2021
Das bisher einzige Aufeinandertreffen beider Teams in einer K.-o.-Runde gab es im Viertelfinale des UEFA-Pokals 1978/79. Die #FohlenElf setzte sich nach Hin- und Rückspiel mit 4:2 durch & gewann später den Titel.
Doch paradoxerweise machen den Rheinländern exakt die gegnerischen Stärken und die Topform der Citizens Mut. Nachdem Gladbach gegen tief stehende Mannschaften wie Mainz und Köln (1:2) kein Rezept gefunden hatte, rechnet Rose damit, dass das schnelle Umschaltspiel seines Teams gegen einen offensiv eingestellten Gegner besser zum Tragen komme. Diese Taktik führte bereits gegen die Bayern, Leipzig und den BVB zu Siegen.
Das immerhin müsste den «Fohlen» wenigstens ein bisschen Hoffnung verleihen.
Heutzutage wirst du als Trainer so schnell entlassen, wenn es mal nicht läuft. Da ist es doch um einiges schlauer, den Verein zu wechseln, solange es noch läuft und du begehrt bist.
Da sind die Clubs leider selber Schuld.