Dass Mehmet Scholl ein Mann der klaren Worte ist, hat er spätestens im Anschluss an seine Fussballkarriere als ARD-Experte eindrücklich gezeigt. Doch Scholl urteilt nicht nur knallhart über Fussballprofis aus den Topligen – sondern auch über seinen eigenen Sohn, dem genau diese steile Fussballkarriere bisher nicht geglückt ist.
Lucas Scholl hatte bei Bayern München die Jugend durchlaufen. Unter Pep Guardiola durfte er bei den Profis mittrainieren, war kurz davor, den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Doch daraus wurde nichts: Heute spielt der 24-jährige Scholl-Sprössling beim SV Horn in der 2. österreichischen Liga. In einem Podcast der «Bild»-Zeitung (ab 01:27:06 Stunden) analysiert sein Vater nun schonungslos offen, warum Lucas Scholl den Sprung in die Bundesliga nicht geschafft hat.
«Das sind diese drei Komponenten, nach denen ich unterscheide», listete Scholl auf.
Genau hier sieht Scholl also den Grund, warum es sein Sohn nicht in eine Topliga geschafft hat: «Wenn du die dritte Kategorie nicht erfüllst, ist es scheisse. Wenn du die zweite nicht zu hundert Prozent erfüllst, ist es auch scheisse.» Die erste Kategorie hingegen würden viele Profis nicht zu hundert Prozent erfüllen.
Vom Reporter darauf angesprochen, ob er seine Worte über seinen eigenen Sohn nicht etwas hart finde, sagte Scholl: «Wie soll ich es anders analysieren? Ich kann es ja nicht anders analysieren als es ist.» Und weiter: «Ich hau doch jetzt mein Kind nicht in die Pfanne. Aber das ist Realität, Fakt.»
Er rede mit seinem Sohn ehrlich und direkt über diese Dinge, sagte Scholl. «Ich sage ihm auch ganz offen: Du bist ein verhinderter Multimillionär.» Mit den Fähigkeiten, die er habe – verglichen mit dem, was am Ende dabei herauskomme.
Das Talent wäre also da, analysierte Scholl seinen Sohn. Pep Guardiola habe schon nach dem ersten Training bei den Bayern gesagt, dass Lucas «super Fähigkeiten» habe. Auf die Frage, was danach passiert sei, antwortete Scholl: «Die Erziehung hat aufgehört. Die Erziehung zum Erfolg, die Erziehung zur Qual, die Erziehung dazu, es unbedingt schaffen zu wollen – und zwar nicht zu seinen Bedingungen, sondern zu den Bedingungen, die es braucht, damit man oben ankommt.»
Lucas habe zwei, drei «katastrophale Trainer» gehabt, aber das dürfe einen Spieler auf dem Weg nach oben nicht aufhalten. «Er hat viele verschenkte Jahre gehabt.» Das beste Jahr als Fussballer habe sein Sohn unter ihm in der U13 gehabt, sagte Scholl. Doch das habe das Vater-Sohn-Verhältnis stark belastet.
Am Ende sei es an seinem Sohn selbst gelegen – so lässt sich Scholls Analyse final zusammenfassen, der moniert, dass Lucas auf viele Ratschläge nicht habe hören wollen:
Zwischenmenschlich sei jedoch alles «okay» zwischen ihm und seinem Sohn, sagte Mehmet Scholl. «Es gibt auch mal Phasen, wo man wenig Kontakt hat. Das ist einfach so.» (hau)
... sein Vater.
Wie überraschend. 😅
Genau an diesem Punkt scheitern die meisten im Sport. Talente gibt es viele. Aber genau dieser Punkt unterscheidet die Schönwetterspieler von den Leadern.