Die Absage des FCZ-Matchs von diesem Wochenende in Zürich erfolgte am frühen Freitagabend indirekt über die kantonale Gesundheitsbehörde. Diese schickte sämtliche Spieler und Staffmitglieder des Klubs, die am Dienstag beim Auswärtsspiel in Neuenburg vor Ort waren, umgehend in eine zehntägige Quarantäne, weil am Vormittag Mirlind Kryeziu positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Betroffen von der Massnahme ist auch die Partie des FCZ vom kommenden Dienstag in Basel. Diese kann aufgrund der angeordneten Quarantäne ebenfalls nicht stattfinden.
Was das für den weiteren Ligabetrieb bedeutet, ist noch offen. Weil es im Kalender kaum Spielraum für Verschiebungen gibt, droht der Saisonabbruch. Die Swiss Football League (SFL) prüft derzeit aber auch Optionen, die vor einer weiteren Straffung des ohnehin schon ausgereizten Kalenders nicht haltmachen. Bereits jetzt stehen für die Teams bis zum 2. August lauter englische Wochen an. Nach gesundem Ermessen bleibt da kein Spielraum für zusätzliche (Nachtrags-)Spiele. Später als am 2. August kann die Meisterschaft (eigentlich) nicht enden, weil die Ligen am 3. August der UEFA melden müssen, welche Klubs in der kommenden Saison in den Europacup-Wettbewerben antreten werden.
ℹ️ Nach Rücksprache mit der kantonalen Gesundheitsdirektion müssen sämtliche Spieler & Staffmitglieder der ersten Mannschaft, die beim Auswärtsspiel in Neuchâtel vor Ort waren, für 10 Tage bis und mit dem 17. Juli 2020 in Quarantäne.
— FC Zürich (@fc_zuerich) July 10, 2020
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Nicht ausgeschlossen ist, dass Kryeziu kein Einzelfall bleibt. Der 23-Jährige stand sowohl beim 1:1 des FCZ am letzten Dienstag bei Neuchâtel Xamax für einige Minuten auf dem Platz wie auch drei Tage zuvor beim 2:0 gegen Servette. Nach dem positiven Befund liess der FCZ die anderen Spieler und Staffmitglieder ebenfalls testen. Die Ergebnisse stehen noch aus. Auch bei Xamax wurden am Freitag umfassende Tests angeordnet, die Resultate werden am Samstagnachmittag erwartet. Servette verzichtete vorerst auf diesen Schritt - weil niemand Symptome gezeigt habe, erklärte der Klub.
Von Spieler-Seite gab es am Freitag ein klares Statement. In einem Schreiben forderte die Schweizer Spielergewerkschaft SAFP mit Nachdruck, dass sämtliche Partien der Super und Challenge League verschoben werden und sich alle Spieler einem Test unterziehen sollen. «Die Spielervereinigung hat sich von Anfang an gegen das von der SFL und dem Bundesamt für Gesundheit erarbeitete Sicherheitskonzept ausgesprochen. Dieses Sicherheitskonzept ist mangelhaft, weil es weder vor dem Trainingsstart noch vor den Spielen zwingende Covid-19-Tests vorschreibt. Das ist ein unangemessenes Spiel mit der Gesundheit der Spieler.»
Mirlind Kryeziu hatte sich einem Test unterzogen, weil er nach dem Spiel in Neuenburg leichte Symptome verspürte. Nach dem positiven Ergebnis begab er sich umgehend in häusliche Quarantäne. Am Trainingsbetrieb nahm er laut FCZ schon zuvor nicht mehr teil. Gleichwohl sagte der Klub die Einheit vom Freitagnachmittag ab.
Kryeziu ist nach St. Gallens Boris Babic der zweite positive Fall in der Super League, aber der erste, der auch Kontakt mit anderen Spielern hatte. Babic befindet sich nach einem Kreuzbandriss im Aufbautraining und nahm nicht am Spiel- und Trainingsbetrieb der St. Galler teil. Er hatte sich bei einem Familienbesuch in Serbien angesteckt.
Auch in der Challenge League wurde am Freitag ein positiver Corona-Fall bekannt, ebenfalls aus Zürich. Bei GC-Spieler Amel Rustemoski schlug ein Test an, nachdem dieser ebenfalls leichte Symptome verspürt hatte. Auch die Partie der Grasshoppers vom Freitagabend gegen Wil wurde daraufhin abgesagt.
Amel Rustemoski wurde positiv auf den Coronavirus getestet. Die SFL hat unmittelbar entschieden, die Partie von heute Freitag, 20.30 Uhr, zwischen dem @FCW1900 und dem Grasshopper Club Zürich präventiv und zum Schutze aller Beteiligter abzusagen. News: https://t.co/AlxDSABfrg
— Grasshopper Club Zürich (@1886_gc_zuerich) July 10, 2020
(sda)
Vor allem werden es nicht die einzigen Spielabsagen bleiben.
Die Meisterschaft muss abgebrochen werden. Über eine Wertung kann noch bis zum 2. August gestritten werden.