Dieser Typ koordiniert die Spieler mit Handzeichen und schiebt sie mit den Händen imaginär hin und her. Natürlich weiss er mehr als jeder auf dem Platz und der Tribüne. Jeder soll seine «Überlegenheit» mitbekommen. Seine Coaching-Kenntnisse komplettiert der «Trainer» meist stimmgewaltig aus den höheren Zuschauerrängen, wo ausser den genervten Fans niemand zuhört. Schon gar nicht die Spieler.
Wir alle kennen ihn. Den Typen, der eigentlich in der Schule Unterricht geben sollte, aber nun im Stadion ausgerechnet neben dir Platz nimmt. Und dich gütigerweise auch gleich in das Regelwerk einweiht. Nachdem du ihm nach einer gefühlten Ewigkeit davon überzeugen konntest, dass du nicht zum ersten Mal an einem Sportanlass bist, wendet er sich der mitgebrachten Freundin zu und textet seine Begleitung voll. Natürlich sind seine «Informationen» nicht faktentreu und kreuzfalsch, aber vor seiner Herzdame kann man dass ihm logischerweise nicht mitteilen. Deshalb geniesst er während der Spielzeit seinen Ruhm, der ihm früher im Klassenzimmer stets verwehrt wurde.
Er spielte selbst und in seinem Kopf spielt er noch immer aktiv mit, wahrscheinlich viel besser als alle Beteiligten auf dem Spielfeld. Er war nur eine Verletzung vor der ganz ganz grossen Karriere entfernt. Als diese kam, war er bei den C-Junioren von Eschenbach. Dass die dicken Brillengläsern auch nicht gerade hilfreich waren, verschweigt er komischerweise.
Am Wochenende bekommt das Model den ersehnten Auslauf. Im Stadion, wo man ja eigentlich auch mit einem T-Shirt und Jeans dem Casual-Look frönen könnte, defiliert das meist weibliche Geschöpf – mit mehr Marken am Körper als die österreichischen Kicker Werbung tragen müssen – zwischen den Stuhlreihen hin und her.
Natürlich bohrt sie ihre dreissig Zentimeter hohen Stilettos, Marke Manolo Blahnik (weil die in Sex and the City getragen wurden), genau in ihren entzündeten Zeh und klimpert nur hohl mit den falschen Wimpern anstatt sich zu entschuldigen. Die Hoffnung, dass ein Modescout sie noch entdeckt, hält sich derweil hartnäckig. Wenn diese merkwürdigerweise nicht erfüllt (oder erhört) wird, ist sie eine prädestinierte Kandidatin als Spielerfrau oder, wie es im Fachjargon heisst, für die Kategorie WAGs. Falls sie es nicht schafft, geht sie halt zum Bachelor.
Normalerweise trinkt der gewöhnliche Zuschauer in der Halbzeit zu Bratwurst und Pommes ein Bier. Für den Trinker markiert das Bier in der Pause jedoch die Grenze zur zweistelligen Anzahl des Gerstensafts. Bei Zwei liegt auch etwa der Promillegehalt.
Dabei hat er seinen Wochenlohn für das teure Ticket verpulvert und lässt nun den Frust darüber im Stadion raus. So ist er auch ziemlich empfindlich, wenn er Kritik über sein Verhalten (zu glauben) hört und fordert jeden (vermeintlichen) Widersacher zum Zweikampf auf. Einen Zweikampf liefert er sich gleichzeitig auch mit der Artikulation, die einfach nicht mit seinen Flüchen Schritt halten will.
Dieser Zeitgenosse befindet sich genau vor dir. Du kannst ihn im wahrsten Sinne des Wortes nicht übersehen. Er ahnt spannende Szenen schon früh voraus und will sie unbedingt im Stehen sehen, weil da die Sicht ja so viel besser ist. Dass dieser begeisterungsfähige Mensch gefühlt über hundert Mal pro Spiel aufsteht, fällt ihm nicht auf. Allen anderen schon. Sein Enthusiasmus steckt leider nicht an. Denn man merkt schon nach einer Minute, dass sein Aufhüpfen nicht der Rede wert ist und einfach nur nervt. Weil er es auch bei einem Stand von 0:7 garantiert noch macht.
Sie will ihrem neuen Freund imponieren und seinen Kollegen zeigen, dass sie etwas von Sport versteht. Schliesslich hat sie sich extra ein Buch, welcher im Titel den Begriff «Dummies» enthält, angeschafft. Dummerweise hilft es nicht, wenn man beim Offsidepfiff die Rote Karte oder gleich eine Zwei-Minuten-Strafe fordert.
Wenn man am Anfang der Zuschauerreihen sitzt, kennt man den Gourmet. Er läuft nämlich alle zehn Minuten bei dir vorbei, um sich von neuem vom kulinarischen Angebot begeistern zu lassen. Um das Spiel zu geniessen, ist er viel zu nervös. Aufgeregt ist er auch, als er von einer Aktion beim Hamburger-Stand hört. Und beim Vorbeigehen ihnen das Glacé an die Hose schmiert. Nachdem er sich bei seiner Rückkehr– natürlich mit viel Zwiebelduft im Atem – dafür bei ihnen entschuldigt hat, muss das ganze Fast-Food-Gemenge schliesslich wieder raus. Dass der Weg zum WC dabei wieder an Ihnen vorbei führt, wissen Sie schon.
Das Handy ist ihr verlängerter Arm. Sie sind nach eigener Einschätzung technikaffin und schön, was leider eine gefährliche Kombination ergibt. Egal ob Männlein oder Weiblein, während des Spiels müssen sie unbedingt Duckfaces und Selfies mit Gangsterposen machen. Und die sehr originellen Bilder allen ihren Bekannten auf diversen Social-Media-Kanälen mitteilen. Nach dem Spielende können sie zwar nicht das Resultat wiedergeben, dafür hat das Foto mit Schmollmund ein «Like» von der besten Freundin Jenny gekriegt.
Man merkt dem Mitläufer seinen Status sofort an. Obwohl er sich so unauffällig gibt wie möglich, um nicht enttarnt zu werden. Er hat seine farbige Jacke, welche zu keinem der beiden Teams passt, extra zuhause gelassen. Trotzdem riecht man die unparteiische Haltung und seine Ahnungslosigkeit gegen den Wind.
Er ist nur dabei, weil der Bürokollege noch ein Ticket kriegte und keine Begleitung mehr gefunden hat. Nach langer und vergeblicher Suche waren der Mitläufer zusammen mit der Schwiegermutter kurz vor Spielbeginn die letzten Kandidaten, die spontan Zeit hatten. Der Bürokollege wünscht sich nach dem Spiel heimlich, dass die Schwiegermutter dass Telefon doch abgenommen hätte.
Dieser Typ liebt die Aufmerksamkeit. So trägt er mindestens ein Kleidungsstück, dass unweigerlich das Scheinwerferlicht auf ihn lenkt. Dazu eifert er den übermotivierten Morgenmoderatoren aus dem Radio nach und brabbelt die ganze Zeit unlustige Sprüche drauflos. Wenn er dann beim x-ten Versuch noch bei irgendeinem Zuschauer ein Schmunzeln zu sehen meint, ist der Tag für den «Komiker» gerettet und seine Show startet erst richtig durch. So macht sich schliesslich der vermeintlich lustige Vogel unfreiwillig zum Tor des Tages.
Der Papa ist einfach froh aus dem Haus zu sein, kann aber seine Erzieher-Pflichten nicht auch dort lassen und nimmt sie darum ins Stadion mit: Er muss aufpassen, dass sein Nachwuchs nicht verloren geht oder nicht den Wurststand anpinkelt. Denn Papa weiss, macht er einen groben Schnitzer, wird er von Mama etwas zu hören bekommen. Die Familienväter sind deshalb die unbesungenen Helden eines Stadionbesuchs.