Zum Ende dieser Saison verliert Atlético Madrid eine seiner grossen Figuren. Assistenztrainer Germán Burgos hat am Mittwoch angekündigt, Madrid zu verlassen, um selbst Cheftrainer werden zu können. Der Argentinier ist seit 2011 bei den «Colchoneros» der Assistent von Diego Simeone, zuvor war er bereits von 2001 bis 2006 bei Atlético als Torhüter unter Vertrag.
Atleti Family, Germán Burgos wants to tell us something. pic.twitter.com/zktDXeXmvz
— Atlético de Madrid (@atletienglish) June 3, 2020
Bei den Madrilenen ist Burgos schon lange zur Kultfigur geworden – nicht nur wegen den sieben Titeln, welche das Team mit ihm gewinnen konnte. Burgos, wegen seines wilden Aussehens «el Mono» («der Affe») genannt, fällt regelmässig mit seiner aufbrausenden und emotionalen Art auf. So sorgte er in Spanien regelmässig für Schlagzeilen.
In der Saison 1999/2000 steht Burgos noch bei Mallorca unter Vertrag, als er für einen Skandal sorgt: In der Partie gegen Espanyol Barcelona streckt «el Mono» den gegnerischen Stürmer Manuel Serrano mit einem Faustschlag nieder. Serrano erleidet eine Hirnerschütterung und geht k. o., trotzdem darf der Argentinier weiterspielen, da dem Schiedsrichter die Aktion entgangen ist.
Im Anschluss wird der Goalie allerdings doch noch bestraft: Der Argentinier wird für elf Spiele gesperrt, obwohl Mallorca darauf beharrt, Serrano habe Burgos' Mutter unter der Gürtellinie beleidigt. Es ist bis heute eine der höchsten Sperren in Spaniens Fussball-Geschichte.
Im Februar 2003 erhält Burgos eine niederschmetternde Diagnose: Er leidet an Nierenkrebs. Er solle sofort operiert werden, empfehlen die Ärzte. Doch der Goalie lehnt erst ab und sagt: «Das machen wir am Montag. Am Sonntag habe ich ein Spiel.» Nur sein damaliger Trainer Luis Aragonés kann ihn überzeugen, die Operation sofort durchzuziehen.
Monate später ist Burgos wieder gesund. Der Goalie kehrt auf den Fussballplatz zurück und bestreitet nochmals Spiele für Atlético, ehe er im Sommer 2004 zurücktritt.
Nicht nur in der Fussball-Welt ist Burgos wild und laut. Schon während seiner Fussball-Karriere widmet sich Burgos seiner zweiten grossen Leidenschaft neben dem Sport – der Rockmusik. Seit 1999 singt der Argentinier als Frontmann der Band «Simpatía», mit der er sogar vier Alben veröffentlicht hat.
Später wird die Band zu «The Garb» unbenannt, nach den Initialen des Goalies «Germán Adrián Ramón Burgos». Auch heute ist die Musik noch ein wichtiger Teil im Leben des exzentrischen Burgos – auch wenn er im Trainerbusiness weniger Zeit hat, tritt der Argentinier nach wie vor mit «The Garb» auf.
Dicke Luft in Spaniens Fussball: Im Clásico greift der damalige Real-Trainer José Mourinho Barcelona-Assistenzcoach Tito Vilanova mit dem Finger ins Auge. Vilanova nimmt's gelassen – Germán Burgos hingegen weniger.
Als es erstmals nach dem Eklat zum Madrid-Derby kommt, schreitet Burgos zu Mourinho hin und droht ihm: «Ich bin nicht Tito. Ich reisse dir den Kopf ab.» Mourinho geht erst nicht darauf ein, stichelt aber an der folgenden Pressekonferenz zurück. Auf die Provokationen von Burgos angesprochen antwortet der Portugiese erst nur: «Wer ist das?»
Zwei Jahre später wird Burgos in einem Derby erneut emotional. Atlético-Stürmer Diego Costa fällt im Strafraum theatralisch – der Schiedsrichter entscheidet zu Recht nicht auf Penalty, sondern verwarnt Costa wegen einer Schwalbe.
Zu viel für Germán Burgos: Er stürmt in Richtung Schiedsrichter Carlos Delgado Ferreiro und regt sich derart auf, dass es gleich acht Atlético-Mitarbeiter braucht, um ihn vom Unparteiischen zu trennen.
Atlético Madrid trifft im Achtelfinale der Champions League auf Bayer Leverkusen. Die Madrilenen sind Favorit, tun sich aber überraschend schwer. Die Partie ist knapp und die Nerven liegen blank: Nach einem Foul von Hakan Calhanoglu beschwert sich Burgos so lange beim vierten Offiziellen, dass der damalige Leverkusen-Trainer Roger Schmidt dazukommt. Daraufhin rastet Burgos aus, legt sich mit Schmidt an und nennt diesen «Stricher». Schmidt diskutiert trotzdem weiter, sodass dann auch noch Diego Simeone hinzukommt.
«Ich weiss nicht, was er gesagt hat, aber er ist mein Freund und deshalb habe ich ihn verteidigt», so Simeone nach dem Spiel mit einem Lächeln. Schmidt hingegen zeigt sich im Anschluss irritiert: «Der Co-Trainer ist ja Wahnsinn. Das ist ja deren Masche, dass der immer wie ein Türsteher vorgeschickt wird und Theater macht. Das lasse ich mir nicht gefallen.»