Karl Grob, einer der grossen Schweizer Fussballgoalies der 1970er-Jahre, ist tot. Wie «Blick» berichtet, starb er am Samstag im Alter von 72 Jahren im Beisein seiner Söhne im Triemlispital in Zürich. Grob Karli, wie er auch genannt wurde, spielte von 1967 bis 1987 ausschliesslich für den FC Zürich.
R.I.P. Karl Grob (1946–2019)
— dbFCZ (@dbFCZ) 21. April 2019
708 Pflichtspiele (mindestens)
513 Meisterschaftsspiele
5 Meistertitel
4 Cupsiege
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Grobs Grösse bezieht sich auf das Können und die Bedeutung, nicht auf die Körpergrösse. Mit 173 Zentimetern war er für einen Torhüter schon für die damalige Zeit ungewöhnlich klein. Aber ebenso ungewöhnlich waren das technische Können, die Schnelligkeit und besonders die Sprungkraft, mit der Grob das körperliche Manko wettmachte.
Seine Sprungkraft, die ihm bei den Fussballfans auch den Spitznamen «Panther» eintrug, hatte er schon bei seiner anderen beruflichen Tätigkeit trainiert: Neben dem Job als FCZ-Torhüter arbeitete der gelernte Maurer halbtags in seiner Heimat Küsnacht auf Baustellen.
Grob war ein begnadeter Techniker, er spielte als Junior auch auf dem Feld und debütierte mit 16 Jahren als linker Flügel beim FC Küsnacht in der 1. Liga. Weil dann an einem Spieltag überraschend alle gesetzten Torhüter ausfielen, meldete er sich freiwillig und wechselte in den «Kasten».
Berüchtigt waren seine «Ausflüge» bis an die Mittellinie. Als mitspielender Goalie war er quasi der Manuel Neuer der Siebzigerjahre, wobei die Torhüter damals ja den Ball noch in die Hände nehmen durften nach Rückpässen.
Grobs Reflexe beeindruckten selbst gegnerische Trainer. Für Jock Wallace, den einstigen Team-Manager der Glasgow Rangers, war Grob an einem Meistercup-Abend im Letzigrund schlicht «der beste Torhüter Europas». An jenem 28. September 1976 setzte sich der FCZ in einem Erstrunden-Rückspiel dieses Wettbewerbs vorab dank Grobs phantastischen Paraden vor 28'000 Zuschauern mit 1:0 und damit dem Gesamtskore von 2:1 durch.
Nach dem Triumph über die Rangers, die vier Jahre zuvor immerhin den damaligen Europacup der Cupsieger gewonnen hatten, erreichten die Stadtzürcher mit Grob im Tor dank weiteren Erfolgen gegen TPS Turku und Dynamo Dresden gar den Halbfinal gegen den nachmaligen Serien-Meistercup-Gewinner FC Liverpool (1:3 h/0:3 a).
Obwohl er ab und zu verletzt war, spielte Grob über den 41. Geburtstag hinaus beim FCZ. Danach hängte er eine Saison beim FC Biel an, an deren Ende der FCZ in die damalige Nationalliga B abstieg. Mit 513 Spielen ist Grob der Rekordspieler in der Geschichte des FC Zürich.
Die grössten Erfolge des siebenfachen Internationalen waren die fünf von 1968 bis 1981 errungenen Meistertitel sowie die vier Cupsiege zwischen 1970 und 1976. Dreimal hiess der Gegner im Cupfinal FC Basel.
Nur nach seinem letzten Cupfinal musste Grob als Verlierer vom Platz gehen. Es war der unvergessliche Final 1981, in dem Lausanne die favorisierten Zürcher 4:3 nach Verlängerung besiegte.
Solange er spielte, war Grob als Nummer 1 im Tor unbestritten. Die Ersatztorhüter waren echte «Suppleanten», wie die Nachrichtenagentur SDA in ihrem Nachruf schreibt.
Karl Grob blieb immer bescheiden, er war der Arbeiter unter den Schweizer Torhütern. Nach seiner Karriere arbeitete er bis zum Pensionsalter als Magaziner bei Coop.
2015 gab Karl Grob ein Radio-Interview und erinnerte sich in seiner ruhigen Art an die erfolgreichen (und manchmal turbulenten) Jahre mit dem FCZ zurück. Das faszinierende Stück Zeitgeschichte ist bei SRF Online hier verfügbar.
Aus der Zeit der legendären Rivalität zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich in den Siebzigerjahren sind beide Torhüter innerhalb relativ kurzer Zeit gestorben. Marcel Kunz vom FC Basel, gebürtiger Langenthaler, war im Juli 2017 im Alter von 74 Jahren gestorben. Nun ist ihm Karli Grob gefolgt.
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(dsc/sda)