Rang 7 nach dem ersten Drittel der Super-League-Saison, zuletzt im Cup-Achtelfinal mit 0:5 bei YB ausgeschieden und morgen Samstag zuhause gegen den ungeschlagenen Leader Basel: Die Zürcher Grasshoppers haben schon bessere Zeiten erlebt. Heute stellte sich die GC-Führung den Medien und sprach teils Klartext.
20 Millionen Franken beträgt das Budget der Grasshoppers, aber einen tauglichen Abwehrchef fand der Klub nicht. Eine Verstärkung des Kaders in der Winterpause sei nicht vorgesehen, sagte CEO Manuel Huber. Zuvor hatte er festgehalten, dass es im Moment nicht möglich sei, ein besseres Kader zu bieten als das bereits vorhandene. Und dass man zur Kenntnis nehmen müsse, dass nicht alle in jüngerer Zeit verpflichteten Spieler die erhofften Leistungen erbracht hätten.
In Bezug auf den Franzosen Alexandre Barthe ist dies vermutlich noch wohlwollend formuliert. Der im Sommer 2015 zu GC gestossene 30-Jährige hätte der Chef einer jungen Hintermannschaft werden sollen. Er erwies sich allerdings als totaler Flop. Jeder Versuch von Trainer Pierluigi Tami, aus Barthe etwas herauszuholen und ihn gewinnbringend in die Mannschaft zu integrieren, ist gescheitert, wie Huber bestätigte. Schliesslich habe man wohl oder übel die Übung abbrechen müssen.
Wie gut man bei GC einen valablen Chef in der Innenverteidigung brauchen könnte, zeigten nicht zuletzt die beiden aus der Sicht der Zürcher komplett missratenen Spiele dieser Woche in Bern.
Aus der laufenden Saison will GC noch das Beste herausholen. Verwaltungsrat Georges Perego gab zu bedenken, dass die Mannschaft gleich zu Beginn des zweiten Meisterschaftsviertels gegen die vermutlich stärksten Gegner Sion, YB und (diesen Sonntag) Basel spielen muss. Und dass danach bis zur Winterpause lauter Spiele gegen die etwas einfacheren Gegner folgen. «Im Verwaltungsrat gibt es keine Panik», sagte Perego.
Wie alle Vereine besitzen auch die Grasshoppers Strategien und Visionen. «Im Moment sind wir gerade weit davon weg», sagte Perego. Aber in drei oder vier Jahren wolle man dem FC Basel wieder den Meistertitel streitig machen. Und die Vision der neuen GC-Mannschaft sei auf fünf Jahre ausgelegt. Der Spielbetrieb soll mittelfristig selbsttragend werden oder Gewinn abwerfen.
Das scheint allerdings ein sehr hohes Ziel zu sein, denn in der jüngeren Geschichte des Schweizer Fussballs hält nur Basel – seit langem – einen Spielbetrieb mit schwarzen Zahlen aufrecht. Dafür braucht es ab und zu die Prämien-Millionen aus der Champions League oder den Verkauf eines Spieler vom Kaliber eines Breel Embolo. Alle anderen Super-League-Vereine einschliesslich GC sind einstweilen auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass die Sponsoren und Mäzene, oft auch als Investoren bezeichnet, die Portemonnaies und Tresore öffnen.
Ein Dauerthema bei den Grasshoppers und einer der möglichen Trümpfe sind die jungen Spieler. Laut CEO Huber will man künftig vermeiden, dass die Jungen verkauft werden und wegziehen, noch bevor sie die nötige Reife erlangt haben. Eher sollen sie zwischenzeitlich ausgeliehen werden – zum Beispiel an Vereine der Challenge League –, solange sie sich in der ersten Mannschaft von GC noch nicht durchgesetzt haben.
Eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung hat Cheftrainer Tami. Er soll sich eine Weile lang gut hörbar beschwert haben, weil das Kader dieser Saison nicht mehr so stark ist wie jenes der Saison 2015/16. Aber mittlerweile ist offenbar Ruhe eingekehrt. Alle in der Mannschaft versuchen am gleichen Strang zu ziehen. Dies wird nötig sein, wenn das Team von so katastrophalen Leistungen wie jenen in den Spielen gegen die Young Boys wegkommen will. (ram/sda)