So wirklich wollte wohl niemand in der Haut von Ciriaco Sforza stecken in den letzten Tagen. Da verliert er erst gegen den FC Zürich mit 0:2. Dann fliegt sein FC Basel peinlich und auf historische Art und Weise gegen ein unterklassiges Teams aus dem Cup. Und dann wird der Trainer auch noch im Regen stehen gelassen. Nach dem 2:6 gegen Winterthur steht er alleine vor den Mikrofonen. Am Freitag im Vorfeld des Lausanne-Spiels ebenfalls.
Die einzige Unterstützung bekommt er mittels eines Communiqués, welches auf der FCB-Homepage am Donnerstag verbreitet wird. Dort spricht ihm der Präsident und Besitzer des Vereins das Vertrauen aus. Sforza ist und bleibe Trainer. Und wie Sforza am Freitagmittag in der virtuellen Medienkonferenz gegenüber so vielen Journalisten wie vielleicht noch nie seit seinem Amtsantritt erklärt, behält er seinen Job bis Ende Saison. Oder besser: Mindestens bis dann.
Den drei verpatzten Saisonzielen zum Trotz. Und ungeachtet der fehlenden Spielidee, der Instabilität der Abwehr sowie der nicht aufweisbaren Entwicklung seiner Spieler. Ob das Spiel am Samstag gegen Lausanne dennoch ein Endspiel sei für ihn, wird er gefragt. Er kontert:
Das Communiqué beziehe sich auf die ganze Saison. Die Frage reizt ihn offenbar. Er erachtet sie als überflüssig. Er wird folglich auch die uncharmante Geste der FCB-Fans als unnötig betrachten, die ihm am Freitag einen Koffer neben dem Trainingsplatz gestellt haben. Versehen mit den unmissverständlichen Worten: «Packen und gehen. Erlöse unsere Basler Seele.» Tun wird er das nicht. Das ist klar. Was das alles aber mit ihm macht, lässt Sforza nicht ganz durchblicken. Er ist und bleibt auch in dieser Situation nach aussen schwer fassbar, sagt nur:
Er könne mit Kritik umgehen, das gehöre zum Job. Als Spieler schon, und als Trainer ebenfalls. Und so lange sie nicht aus heiteren Wolken komme, könne er damit leben. Man hat das Gefühl, dass Sforza gegen aussen alles akzeptiert. Dass er nicht geschützt wird, dass er historisch schlechte Werte aufweist, oder aber auch, dass er vielleicht mehr Verantwortung übernehmen muss in einem Verein ohne Sportchef, als ihm das lieb wäre.
Ihm, der in seinen Zeiten als GC-Trainer zugab, dass ihm alles, was über den Platz hinaus geht, zu viel ist. «Ich habe noch nie einen Transfer abwickeln müssen, das machen andere Leute, das ist Punkt 1. Und Punkt 2 ist, dass der Präsident entscheidet, ob es einen Sportchef gibt oder nicht. Ich bin offen für alles», sagt er auf die Frage, ob er sich einen Sportchef an seiner Seite wünsche. Er könne und werde die Vereinsführung nicht angreifen, «das ist nicht mein Recht.» Und schliesslich beisst auch keiner in die Hand, die ihn füttert.
Sforza sagt, seine Aufgabe sei der Fussball und dass seine Spieler diesen bestmöglich spielen. Dass das aktuell nicht der Fall ist, gibt er zu. Er sieht Mängel in Punkto Leidenschaft, Zweikampfverhalten und Laufbereitschaft. Also: den Basics im Fussball. Sforza hat nach dem Cup-Out-Spiel mit einzelnen Akteuren das Gespräch gesucht. Deren Inhalt gibt er nicht preis, aber man dürfte vermuten, dass er ihnen genau das aufgezeigt hat. Und auch, dass sie vielleicht auffangen müssen, an was es seit der Absenz eines «Winnertypen» wie Taulant Xhaka (Zitat Sforza) mangelt. Sforza sagt gar:
Er selber, nein, er sei das nicht. Nach seinen Rückschlägen bei GC habe er gelernt, seinen Fokus zu legen. Er glaube fest daran, dass man zusammen aus dieser Lage komme. Aber eben: Zusammen. Mit so einem bisschen Hilfe von jenen auf dem Platz. Und vielleicht auch von jenen Personen, die ihn mit gewissen Entscheiden erst in diese Lage gebracht haben.