11:0 – so lautet das Wunschresultat der Schweizerinnen im abschliessenden WM-Qualifikationsspiel gegen Moldawien am Dienstag um 19 Uhr in Lausanne. «Natürlich ist es schwierig, aber wir wollen unsere Chance auf die direkte Qualifikation wahren», sagt Nationaltrainer Nils Nielsen. Spielt Italien gegen Rumänien Unentschieden, dann reicht ein so hohes Resultat in Lausanne doch noch zum direkten WM-Ticket für 2023. «Es gibt eine Chance, dass es ein Unentschieden gibt, und dann müssen wir unsere Arbeit erledigt haben», so Nielsen.
Realistischer aber scheint, dass die Schweizer Fussballerinen auf dem Weg nach Australien und Neuseeland einen Umweg über Playoffs in einem komplizierten Modus gehen müssen. Die Schweiz würde das erste Entscheidungsspiel im Oktober bestreiten. Danach könnte auch trotz eines Sieges im Februar ein interkontinentales Playoff folgen. Im Oktober wäre Nils Nielsen an der Seitenlinie, im Februar stünde bereits die neue Trainerin oder der neue Trainer an der Linie.
Nielsen tritt nach vier Jahren als Nationaltrainer auf Ende Jahr ab, was zu einer durchaus delikaten Ausgangslage führt. Unter Nielsen funktionierte in diesem Jahr vieles nicht, nach der EM in England entschied er sich aus familiären Gründen dafür, den Ende Jahr auslaufenden Kontrakt nicht zu verlängern. Doch auch der Verband hätte nach den insgesamt enttäuschenden Partien in diesem Jahr wohl kaum eine Vertragsverlängerung angestrebt. Das 2:0 am vergangenen Freitag gegen schwache Kroatinnen war der erste Sieg im zehnten Spiel in diesem Jahr.
Nun soll der abtretende Trainer das Nationalteam noch an die für den Schweizer Frauenfussball so wichtige Weltmeisterschaft führen. «Ich möchte nach wie vor das beste für das Team erreichen», sagt Nielsen. «Ich hoffe, dass wir uns noch direkt oder dann in der Barrage im Oktober qualifizieren. Die interkontinentalen Playoffs möchten wir wenn immer möglich verhindern.»
Eine ähnliche Ausgangslage wie jetzt gab es schon im Herbst 2018. Damals wollten sich die Schweizerinnen für die Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich qualifizieren, Martina Voss-Tecklenburg befand sich aber auf Abschiedstournee. Ihr Wechsel zum Heimatland Deutschland stand für die Trainerin schon fest, als sie die Schweiz in die WM-Barrage gegen die Niederlande führte. Nach einem 0:3 in Holland reichte ein 1:1 in Schaffhausen nicht zur WM-Teilnahme.
Die Parallelen zur letzten WM-Kampagne liegen auf der Hand. Dennoch sei die Ausgangslage eine andere, findet Torhüterin Gaëlle Thalmann, die am Freitag ihr 100. Länderspiel für die Schweiz bestritten hat. «Nils hat uns den Entscheid persönlich mitgeteilt, wir verstehen ihn. Für mich ist es nur logisch, dass wir die Qualifikation gemeinsam mit Nils beenden – und hoffentlich auch schaffen.»
Damit die Schweiz sich noch direkt qualifiziert und die Playoffs abwenden kann, braucht es viele Tore gegen Moldawien. Das angestrebte 11:0 wäre die Egalisierung des höchsten Länderspielsieges, das vom 5. April 2014 gegen Malta datiert. Die Schweizerinnen würden bei einem 10:0 und parallelen Remis bei Italien alles riskieren. «Dann darf auch Thalmann nach vorne», so Nils Nielsen. Als Kind war die heutige Torhüterin einst Stürmerin. (aargauerzeitung.ch)