Ciriaco Sforza ist zurück im Schweizer Profifussball. Dreieinhalb Jahre nach dem Kurz-Intermezzo in Thun übernimmt der frühere Bayern-Star den FC Wil. «Ich bin sehr stolz, dass wir diese Truppe zu uns bringen konnten», sagt Verwaltungsratspräsident Maurice Weber. Neben Sforza stösst der Liechtensteiner Daniel Hasler als Assistenzcoach zum Challenge-League-Klub. Der 44-Jährige spielte von 2000 bis 2003 für Wil. Er unterschrieb für eine Saison.
Mit Sforza kommt ein grosser Name nach Wil. Der Aargauer lief 79 Mal für die Schweizer Nationalmannschaft auf. 1998 führte er Kaiserslautern als Captain zur deutschen Meisterschaft. Mit dem FC Bayern München gewann er 2001 die Champions League.
Sforzas Trainerkarriere verlief weit weniger erfolgreich. In Luzern und Thun scheiterte er, mit den Grasshoppers und seinem Stammverein Wohlen hatte Sforza je eine gute Saison. Doch länger als drei Jahre konnte er sich bei keinem Klub halten. So ist denn auch Sforzas Vertragsdauer überraschend lang. Der 49-Jährige bleibt voraussichtlich bis Sommer 2022.
Sforza spricht von drei Punkten, die ihn vom Projekt Wil überzeugt hätten: «Erstens machten mir die Leute im Vorstand einen guten Eindruck. Zweitens ist das Potenzial der Mannschaft sehr gross. Und drittens bin ich einer, der gerne mit jungen Fussballern zusammenarbeitet.»
Tatsächlich haben unter Sforza viele Talente den Sprung in den Profifussball geschafft. Bei den Grasshoppers brachte er Spieler wie Amir Abrashi, Izet Hajrovic, Remo Freuler oder Steven Zuber in die erste Mannschaft. Als ehemaliger Wohlen-Coach kennt er zudem die Liga und weiss, wie es ist, mit knappem Budget zu arbeiten.
Dennoch bleiben einige Fragezeichen. Ist Sforza nach einer derart langen Pause noch einer fürs Fussballgeschäft? Kann sich der finanziell angeschlagene FC Wil Sforza überhaupt leisten – zumal Konrad Fünfstück und Marco Grimm noch bis Sommer auf der Lohnliste stehen? Weber gibt Entwarnung: «Wir überziehen unser Budget nicht. Die beiden kommen zu uns, weil sie vom Projekt überzeugt sind.» Er schiebt nach: «Was den Lohn betrifft, hätte Ciriaco Sforza noch ganz andere Möglichkeiten gehabt als Wil.»
Für die Nachfolge Fünfstücks sei das Präsidium mit Anfragen überhäuft worden, sagt Weber. «Ich war erstaunt, wie viele Interessenten sich gemeldet haben. Selbst die aus dem Ausland kannten unser Kader genaustens.» Mit Sforza habe man nun den Besten gewählt, so Weber.
Den Kontakt zu Sforza hatte er noch von Verhandlungen vor knapp zwei Jahren. Schon damals wollte die Wiler Führung, präsidiert von Roger Bigger, Sforza in die Ostschweiz holen. Letztlich scheiterte der Deal. Der «Blick» berichtete, dass Sforza zu hohe Lohnvorstellungen gehabt hätte. Auch sei ihm der Wunsch, einen eigenen Assistenten mitzubringen, nicht gewährt worden.
Was hat sich geändert, dass man sich nun, zwei Jahre später, einig wurde? Sforza: «Ich kam mit 16 Jahren in den Profifussball. Danach wurde ich gleich Trainer. Irgendwann ist es einfach nicht mehr gegangen. Ich brauchte meine Ruhe, Zeit für die Familie und für mich.»
Jetzt seien die Batterien aber wieder voll aufgeladen, um mit Wil anzugreifen, sagt der vierfache Vater. Um optimal arbeiten zu können, will Sforza mit der Familie möglichst bald in die Ostschweiz ziehen. «Wenn ich das hier mache, dann mache ich es auch richtig», erklärt er. Gestern Abend führte Sforza bereits die erste Trainingseinheit mit der Mannschaft. Heute steht in Vaduz bereits der erste Ernstkampf als Trainer des FC Wil an.