St. Gallen bleibt auf Meisterkurs. Die Mannschaft von Trainer Peter Zeidler gewann zuhause gegen Sion trotz Ermüdungserscheinungen 2:1 und verteidigte die Tabellenführung vor YB. Ermedin Demirovic, der seit dem 28. Januar nicht mehr getroffen hatte, erzielte beide St. Galler Tore in den ersten 20 Minuten und innert sieben Minuten. Für Sion, das träge in die Partie startete, sich aber fing und in der Schlussphase auf das 2:2 drückte, verkürzte Baltazar in Minute 22 nach einem schönen Konter.
Mit etwas mehr Effizienz wären für die seit November sieglosen Walliser in der Sonntagshitze Punkte möglich gewesen – auch darum, weil das junge St. Galler Ensemble auf der Gegenseite im fünften Spiel seit dem Neustart Anzeichen von Ermüdung zeigte. Augenscheinlich liefen in der Schlussphase diverse Grün-Weisse auf dem Zahnfleisch. «Wir bewegen uns im Grenzbereich», räumte Zeidler hinterher ein. Der Ausgleich gelang Sion unter anderem deshalb nicht, weil auf der Gegenseite Leonidas Stergiou ein starkes Spiel machte und sich Lawrence Ati Zigi wiederum mit starken Paraden auszeichnete.
Ins Spiel starteten die St. Galler so, wie man es in dieser Saison von ihnen kennt. Vor dem 1:0 in der 12. Minute – Demirovic stand bei einem Abpraller nach dem vierten Corner richtig und staubte ab – hatten Miro Muheim und Cedric Itten die Führung bereits auf dem Fuss gehabt. Wenige Minuten nach dem ersten Treffer verwertete Demirovic eine Flanke im Nachsetzen. Sein erster Versuch mit dem Kopf war von der Latte zurückgeprallt.
Mit dem 1:2, das praktisch aus dem Nichts kam, änderten sich die Kräfteverhältnisse. Je länger das Spiel dauerte, desto überlegener waren die vom herausragenden Pajtim Kasami angeführten und ohne Ermir Lenjani angetretenen Gäste in physischer Hinsicht. Es war gewiss nicht falsch, dass St. Gallens Coach Zeidler nach der wilden ersten Halbzeit auf ein defensiveres System umstellte, zumal die schwindenden Kräfte noch bis zum 2. August reichen müssen. Bis zum nächsten Sonntag stehen für die St. Galler nun zwei Auswärtspartien mit langen Reisewegen an. Nach dem Spiel am Donnerstag in Lugano wird die Mannschaft deshalb direkt Richtung Genf weiterreisen.
St. Gallen - Sion 2:1 (2:1)
700 Zuschauer. - SR Jaccottet. -
Tore: 12. Demirovic (Guillemenot) 1:0. 19. Demirovic (Görtler) 2:0. 22. Baltazar (Itaitinga) 2:1.
St. Gallen: Zigi; Hefti, Stergiou, Letard (81. Nuhu), Muheim; Fazliji; Görtler, Victor Ruiz (61. Bakayoko); Guillemenot (46. Rüfli); Itten, Demirovic (61. Ribeiro).
Sion: Fickentscher; Maceiras (87. Facchinetti), Bamert, Abdellaoui (46. Khasa), Theler; Ndoye, Jean Ruiz (46. Kabashi); Baltazar, Kasami, Itaitinga (71. Stojilkovic); Uldrikis (81. Fortune).
Bemerkungen: St. Gallen ohne Quintilla (gesperrt), Babic, Lüchinger, Ajeti, Gonzalez und Costanzo (alle verletzt). Sion ohne Grgic (gesperrt), Toma, Raphael, Luan, Andersson, Cavaré (alle verletzt) und Lenjani (nicht im Aufgebot). 19. Kopfball an die Latte von Demirovic (versenkt Abpraller). Verwarnungen: 11. Jean Ruiz (Foul). 45. Guillemenot (Foul/im nächsten Spiel gesperrt). 78. Baltazar (Foul/im nächsten Spiel gesperrt). 82. Fortune (Foul). 90. Rüfli (Foul).
Luganos Aussenverteidiger Yao Eloge wird dieses Meisterschaftsspiel in Bern nicht vergessen. Mit je einem Eigentor in der ersten und in der zweiten Halbzeit ebnete er YB den Weg zum 3:0-Sieg. Der 24-jährige Ivorer muss sich keine schweren Vorwürfe machen. Die Eigentore entsprangen reinem Pech und unglücklichen Aktionen, wie sie jederzeit jedem Verteidiger passieren können.
Jetzt aber ist Yao der erste doppelter Eigentorschütze im Schweizer Spitzenfussball seit 35 Jahren. Am 15. Juni 1985 traf der seinerzeitige FCZ-Verteidiger und Internationale Heinz Lüdi zweimal ins eigene Tor. Zürich remisierte in jenem Spiel in Wettingen 3:3.
Schon die 1:0-Führung in der Pause schmeichelte dem Meister. Die Aktionen der infolge der Sperre von Goalgetter Jean-Pierre Nsame stark umgestellten Offensive gegen die defensiv eingestellten Tessiner waren zum Teil gefällig, aber nie zwingend. Auch das Tor nach 32 Minuten war es nicht. Der Abschlussversuch von Aussenverteidiger Jordan Lotomba wäre wohl am weiteren Pfosten vorbeigegangen, aber Yao lenkte den Ball in die nähere Ecke ab.
Beim Meister war die Defensive lange Zeit noch weniger überzeugend als die Offensive. Nach zwei Fehlern von Ali Camara und einem Fehler von Christopher Martins kamen die Tessiner in der ersten Halbzeit zu drei sehr guten Chancen. So scheiterte der erstmals in der Startformation stehende nigerianische Stürmer Franklin Sasare allein von Goalie David von Ballmoos mit einem Fehlschuss. In der zweiten Hälfte spielten die Berner besser, und nach dem 2:0 hatten sie alles im Griff. In der Nachspielzeit brachte sich YB doch noch mit einem Torschützen aus den eigenen Reihen ins Spielprotokoll. Innenverteidiger Camara erzielte das 3:0.
Seit ihrem Wiederaufstieg im Sommer 2015 war Lugano für YB oft ein hartnäckiger Gegner. Drei ihrer vier Siege in der Meisterschaft gegen die Berner errangen sie in Bern.
Young Boys - Lugano 3:0 (1:0)
SR San. -
Tore: 32. Yao (Eigentor) 1:0. 59. Yao (Eigentor) 2:0. 94. Camara (Aebischer) 3:0.
Young Boys: Von Ballmoos; Janko, Camara, Zesiger, Lotomba (85. Lefort); Lustenberger, Martins; Moumi Ngamaleu (79. Spielmann), Gaudino (79. Mambimbi), Sulejmani (69. Aebischer); Fassnacht (85. Elia).
Lugano: Baumann; Yao, Kecskes, Daprelà; Sabbatini; Lavanchy, Lovric (82. Lungoyi), Guidotti (67. Covilo), Jefferson (67. Pavlovic); Sasere (46. Janga), Holender (82. Rodriguez).
Bemerkungen: Young Boys ohne Nsame (gesperrt), Garcia, Lauper, Sierro, Sörensen und Petignat (alle verletzt). Lugano ohne Maric (gesperrt), Bottani, Gerndt, Obexer, Macek, Untersee und Custodio (alle verletzt). Verwarnungen: 45. Guidotti (Foul).
Der FC Luzern zeigte, dass er nicht zufällig das beste Team der Rückrunde in der Super League ist. Mit einem 3:0 daheim gegen Thun sicherten sich die Innerschweizer die Punkte 21 bis 23 in den zehn Spielen des Kalenderjahrs. Seit Trainer Fabio Celestini im Winter das Zepter von Thomas Häberli übernommen hatte, liessen die Luzerner nur bei der Niederlage in Lugano und den Unentschieden in Thun und zuhause gegen Servette Punkte liegen.
Im Match gegen Thun stand es nach 13 Minuten – nach einem glückhaften Tor (Lucas) und einem schön herausgespielten Tor (Francesco Margiotta) – 2:0. Von dort weg gerieten die gefestigt auftretenden Luzerner nie in Gefahr, Punkte einzubüssen. Im Gegenteil: In der Pause wäre eine sehr klare Führung möglich gewesen. Nicht nur Simon Grether stand bei einem Weitschuss ans Lattenkreuz kurz vor der Pause einem weiteren Tor sehr nahe. Das überfällige 3:0 erzielte später der früh für den verletzt ausgeschiedenen Ibrahima Ndiaye ins Spiel gekommene Pascal Schürpf mit einem Kopfball auf einen Corner von Margiotta.
Die Thuner mussten erleben, wie es ihrem letzten Gegner Zürich am letzten Mittwoch ergangen war. Die Mannschaft von Trainer Marc Schneider schien noch nicht richtig in den Match gefunden zu haben, als sie 0:2 zurücklag. Ein schwerer Rückschlag ist die Niederlage für Thun jedoch nicht. Derzeit sind Auswärtsspiele gegen Luzern nicht die Spiele, für die man als vom Abstieg bedrohte Mannschaft Punkte budgetiert.
Luzern - Thun 3:0 (2:0)
SR Schnyder. -
Tore: 10. Lucas 1:0. 13. Margiotta (Schürpf) 2:0. 63. Schürpf (Margiotta) 3:0.
Luzern: Müller; Knezevic, Lucas, Burch (86. Mistrafovic); Grether, Schulz, Emini (46. Sidler), Ndiaye (8. Schürpf); Eleke (71. Bürki), Margiotta, Matos.
Thun: Faivre; Glarner (69. Joss), Havenaar (46. Roth), Rodrigues, Hefti; Bertone; Tosetti, Karlen (69. Hiran), Hasler (64. Castroman); Rapp (57. Bandé), Munsy.
Bemerkungen: Luzern ohne Schwegler, Ndenge, Males, Kakabadse, Balaruban (alle verletzt) und Voca (familiäre Gründe). Ndiaye verletzt ausgeschieden. Thun ohne Stillhart (gesperrt), Kablan, Sutter, Salanovic und Bigler (alle verletzt). 43. Lattenschuss Grether. Verwarnungen: 15. Havenaar (Foul), 15. Bertone (Foul), 74. Roth (Foul).
(zap/sda)