Bernhard Burgener verkündet im Video, was zu erwarten war. Nämlich, dass Reto Baumgartner mit grosser Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde. Der gebürtige Aargauer schnürte in den 1990er-Jahren selbst für den FCB die Fussballschuhe. Sein Highlight war der Aufstieg in die NLA im Jahr 1994. Seit 2009 ist Baumgartner im Vereinsvorstand. Jetzt haben ihn die Mitglieder zum neuen Vereinspräsidenten gewählt.
Somit tritt Baumgartner die Nachfolge von Burgener an. Dessen Stimmanteile waren in den vergangenen drei Jahren stetig gesunken und lagen 2019 nur noch bei 65 Prozent. In diesem Jahr war Burgener wie auch CEO Roland Heri und Peter von Büren gar nicht mehr zur Wahl angetreten. Offiziell wegen der unnötigen Personalunion von Vereins- und Verwaltungsratspräsident. Inoffiziell aber wohl auch, um seiner eigenen Abwahl zuvorzukommen.
Burgener bleibt gleichwohl der starke Mann beim FC Basel. Er ist seit Sommer 2017 Hauptaktionär der FC Basel Holding AG und Verwaltungsratspräsident der AG.
🗳️ Die Mitglieder-Stimmen sind ausgezählt ✅
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) November 16, 2020
🗣️ Das sagt Bernhard Burgener
ℹ️ Die detaillierten GV-Resultate folgen morgen 🔜#FCBasel1893 #zämmestark #rotblaulive pic.twitter.com/r7xzRnjDNs
Die Stimmen wurden über das Wochenende und bis Montagmittag ausgezählt. Das sind zwar deutlich mehr als an einer physischen GV, 2019 waren es beispielsweise 1515. Insgesamt hat der FCB aber mehr als 8000 Mitglieder. Mehr als zwei Drittel von ihnen haben sich entschieden, nicht zu wählen. Vielleicht auch, weil das auf dem schriftlichen Weg doch etwas zu komplex war.
Neben Reto Baumgartner sitzen in Zukunft nur noch zwei weitere Mitglieder im Vorstand. Die bisherigen Benno Kaiser und Dominik Donzé. Burgener sagt im Video: «Alle anderen Kandidaten haben das absolute Mehr nicht erreicht.» Damit schafft es kein einziges Mitglied des Fünfertickets von «Yystoo» in den Vorstand. Silvia Schenker, Jo Vergeat, Patrick Fassbind, Tobias Adler und Daniel Schreier gehen ebenso leer aus wie die Spontanbewerber Dieter Bürge, Jean-Claude D. Gerber, Peter Hablützel, Felix Sutter und Peter Walker.
Im Gegensatz zur Wahl des Vereinsvorstands folgen die FCB-Mitglieder hier der Empfehlung der Bewegung «Yystoo». Die unter der Leitung von Roland Heri überarbeitet und modernisierten Statuten wurden abgelehnt. Burgener sagt hierzu: «Viele Mitglieder wünschen sich die Behandlung dieses Traktandums an einer physischen GV.» Hier muss der FCB nochmals über die Bücher. Gemäss Burgener sollen überarbeitete Statuten an der nächsten GV, voraussichtlich im Frühsommer 2021, erneut zur Abstimmung vorgelegt und dann angenommen werden.
Da die neuen Statuten abgelehnt wurden und offenbar auch der Antrag von Patrick Fassbind, ist der neue Präsident Reto Baumgartner gleichzeitig auch der Delegierte. Er vertritt die Interessen des Vereins im Verwaltungsrat der AG. Burgener freut sich nach eigener Aussage auf die Zusammenarbeit mit Reto Baumgartner, den er aus gemeinsamen Jahren im Vereinsvorstand gut kennt.
Die Mitglieder empfehlen dem Delegierten in der AG, nicht für Bernhard Burgener als Präsident und Roland Heri als Verwaltungsrat zu stimmen. Lediglich Massimo Ceccaroni soll wiedergewählt werden. Durch dieses Votum entziehen die FCB-Mitglieder Eigentümer Burgener und CEO Heri das Vertrauen. Sie werden zwar auch ohne die Stimme des Delegierten wieder in den Verwaltungsrat gewählt werden. Doch die Mitglieder zeigen damit, dass sie mit der aktuellen Führung unzufrieden sind.
Der FCB verkündete gestern bis auf die Anzahl abstimmender Mitglieder keinerlei genaue Zahlen. So bleibt unter anderem offen, mit wie viel Prozent die Vorstandsmitglieder gewählt oder nicht gewählt wurden und wie viel Prozent der Mitglieder gegen die neuen Statuten waren. Diese Informationen will der Verein heute Dienstag kommunizieren.
Der neue Vereinspräsident Reto Baumgartner wird sich erst am Dienstag zu seiner Wahl äussern. Auch von «Yystoo» ist bislang noch keine Reaktion zu vernehmen.
Etwas merkwürdig ist es dann doch. Bei den Statuten und der Wahlempfehlung für den Delegierten gegen Burgener und Heri folgen die FCB-Mitglieder den Empfehlungen der Bewegung «Yystoo». In den Vorstand wird dann aber keiner der fünf «Yystoo»-Kandidaten gewählt. Hier wird das grundsätzliche Misstrauen der Mitglieder deutlich.