Vor der Partie setzte kaum jemand viel Geld auf Villarreal. «Das gelbe U-Boot», dessen grösste Stärke das Versenken gegnerischer Angriffe ist, hätte nach dem 0:2 im Hinspiel mit mindestens drei Toren Unterschied gegen das übermächtige Liverpool gewinnen müssen. Eine zu grosse Hypothek?
Doch die Zweifler wurden rasch eines Besseren belehrt. Boulaye Dia traf nach nur drei Minuten zum 1:0 und brachte das Madrigal-Stadion ein erstes Mal zum Kochen. Kurz vor der Pause stellte Francis Coquelin auf 2:0 und plötzlich war alles wieder offen.
Doch nach der Pause änderte sich das Bild rasch. Plötzlich war Liverpool die spielbestimmende Mannschaft und die «Reds» erhielten Unterstützung von Villarreals Goalie Géronimo Rulli. Beim 1:2 von Fabinho und dem 2:2 von Luis Diaz wurde der 29-Jährige zwischen den Beinen erwischt. Beide Gegentreffer schienen zumindest haltbar.
Noch etwas schlimmer war der 3:2-Siegtreffer von Sadio Mané. Rulli kam weit raus, aber nicht vor dem Liverpooler Stürmer an den Ball. So lief der Villarreal-Keeper ins Leere und für Mané war es ein Leichtes, die Führung zu erzielen.
Es war die Fortsetzung von einer bislang schwierigen Saison für Rulli. Der Argentinier ist in dieser Saison der Goalie, der in den Top-5-Ligen und europäischen Wettbewerben die meisten Fehler begangen hat, die zu einem direkten Gegentor führten. Fünf Mal war dies bei Rulli bislang der Fall.
🥴 Geronimo Rulli has committed the most errors leading to an opposition goal across Europe's top 5 leagues, Champions League and Europa League this season (5). Costly #UCL
— WhoScored.com (@WhoScored) May 3, 2022
Noch in der ersten Halbzeit, als vorwiegend Villarreal spielte, kam es zu einer strittigen Szene im Liverpool-Strafraum. Nach einem Pass in die Tiefe auf Giovani Lo Celso kam Goalie Alisson aggressiv raus und fällte den Gegner, spielte dabei aber auch den Ball.
Villarreal wollte natürlich den Penalty, aber sowohl der Schiedsrichter als auch der Video-Assistent blieben stumm. Wohl ein richtiger Entscheid, insbesondere beim VAR. Nicht einmal Ex-Schiedsrichter Urs Meier konnte im «Blue»-Studio eindeutig beantworten, ob das jetzt ein Strafstoss sei oder nicht. Sein Fazit: «Kann man pfeifen, muss man aber nicht.»
Nach dem Schlusspfiff überwog bei Villarreal natürlich die Enttäuschung. Trainer Unai Emery sagte:
Bei Liverpool überwog die Freude über die Wende, auch wenn man lieber nicht über die erste Halbzeit sprechen wollte. «Die sollten wir so rasch wie möglich vergessen», sagte Abwehrchef Virgil van Dijk. Das frühe Gegentor habe ihnen natürlich nicht geholfen und Villarreal einen erheblichen Boost verpasst.
Jürgen Klopp, Trainer der «Reds», versuchte das Positive zu sehen: «Nach einer schlechten ersten Halbzeit ist es einfach, sich zu steigern. Sie haben aggressiv gespielt und viele Räume offen gelassen, das versuchten wir den Spielern in der Pause zu erklären.»
Von einem möglichen Quadruple, also dem Gewinn von vier Titeln (Premier League, Champions League, FA Cup und Ligapokal) in einer Saison, wollte der Deutsche aber nichts wissen:
Das gestrige Spiel war auch wieder der Ursprung einiger Rekordmarken und interessanter Statistiken. Dank Liverpool und Jürgen Klopp ist es etwa das fünfte Jahr in Folge, dass mindestens ein deutscher Trainer im Champions-League-Endspiel steht.
Die «Reds» selbst stehen zum zehnten Mal in ihrer Klubgeschichte im Final der Königsklasse und rücken damit in der internationalen Bestenliste auf Rang vier vor. Vor Liverpool sind nur noch die Bayern und AC Milan (je elf Finalteilnahmen) und Real Madrid (16 Finalteilnahmen).
Equipos calificados para más finales de Copa de Europa:
— Pedro Martin (@pedritonumeros) May 3, 2022
16 Madrid
11 Milán y Bayern
10 Liverpool
Und zu guter Letzt schaffte Sadio Mané Historisches. Dank seines Treffers zum 3:2 für Liverpool ist der 30-Jährige jetzt der afrikanische Fussballer mit den meisten Toren (15) in der K.o.-Phase der Champions League. Er überholte Didier Drogba, der in seiner Karriere auf 14 Tore kam.
1⃣5⃣ 𝙜𝙤𝙖𝙡𝙨
— Football on BT Sport (@btsportfootball) May 3, 2022
Sadio Mane surpasses Didier Drogba to become the highest-scoring African player in the #UCL knockout stages 🌍 pic.twitter.com/wAWqTJIRdn
Liverpools Gegner im Champions-League-Final vom 28. Mai in Paris wird heute Abend zwischen Real Madrid und Manchester City ausgespielt. Wenn es nach Mohamed Salah ginge, wäre bereits klar, gegen wen die «Reds» antreten sollen: «Wenn es nach mir ginge, würde ich gegen Real Madrid spielen wollen. Ja, ich wünsche mir Real als Gegner.»
Mo Salah to BT Sport: “I want to play Real Madrid. I have to be honest. If you’re asking me personally, I want to play Madrid.”
— Emma Sanders (@em_sandy) May 3, 2022