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Wie weiter mit Bruno Berner? Hat GC jetzt auch noch ein Trainer-Problem?

GC Trainer Bruno Berner beim Fussballspiel der Super League Grasshopper Club Zuerich gegen Servette FC im Stadion Letzigrund in Zuerich am Samstag, 22. Juli 2023. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Auch unter Bruno Berner ist GC ein Klub in der Krise.Bild: keystone

Ferien statt Training: Hat GC jetzt auch noch ein Trainer-Problem?

Bruno Berner predigt Wasser und trinkt Wein. Der Präsident Matt Jackson – zumindest er – glaubt an das Commitment der chinesischen Besitzer. Und Sportchef Bernt Haas wünscht sich eine Zeitmaschine. Kurz: GC steckt einmal mehr in der Krise.
22.09.2023, 17:2322.09.2023, 19:23
François Schmid-Bechtel / CH Media
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Das 1:2 gegen Lausanne-Ouchy hat GC-Trainer Bruno Berner ziemlich zugesetzt:

«Zum dritten Mal verloren und wir haben viel, viel zu wenig Herz – wenn überhaupt Herz – gezeigt. Wenn du das GC-Trikot trägst, musst du Herz zeigen. Das ist die Basis. Wenn du das nicht machst, wird es schwierig. Das Mindeste, was du in diesen zwei Stunden Fussball machen kannst, ist, alles für dieses Leibchen zu geben. Kämpfen, rennen, alles, was kein Talent braucht auf den Platz bringen, sonst bleibst du besser zu Hause.»

Berners Brandrede datiert vom 2. September. Danach folgt die zweiwöchige Nati-Pause. Eine ideale Phase, um den Rückstand auf die Konkurrenz zu reduzieren, den man sich laut Sportchef Haas eingehandelt hat, weil man erst spät auf dem Transfermarkt reagiert hat.

Man könnte die Nati-Pause also nutzen, um an den Automatismen zu feilen, physische Defizite aufzuholen, Spielern mit wenig Einsatzzeit in einem oder zwei Tests etwas Praxis zu ermöglichen und vieles mehr. Doch was passiert? Berner gewährt sich und etlichen Staff-Mitgliedern viereinhalb Ferientage.

GC Trainer Bruno Berner beim Training auf dem Campus des Grasshoppers Club Zuerich in Niederhasli am Montag, 19. Juni 2023. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Berner auf dem GC-Campus in Niederhasli.Bild: keystone

Das irritiert insofern, weil der Trainer kurz vor dem Abflug in den Kurzurlaub den Willen und die Arbeitseinstellung seiner Spieler infrage stellt. Das macht seine Glaubwürdigkeit brüchig wie vergilbtes Pergamentpapier. Jedenfalls hat schon manch ein Trainer nach einer ähnlichen Episode die Kabine verloren. Und in der Szene wird Berner nun auch der Ruf jenes Trainers anhaften, der Wasser predigt und Wein trinkt.

Berner droht, die Kabine zu verlieren

Clever war das nicht. Doch das sieht Berner anders. «Wir gingen nicht in die Ferien. Die Nati-Pause wollten wir individuell nutzen. Ausserdem hatten wir Personalmangel. Auch deshalb verzichteten wir auf ein Testspiel. Und als wir doch die Möglichkeit sahen, am Mittwoch der zweiten Woche ein Freundschaftsspiel zu bestreiten, war dies nicht möglich, weil Sion den auf Freitag angesetzten Cupmatch nicht verschieben wollte.»

Ob Berner nun viereinhalb Tage in Mallorca war oder nicht, lassen wir mal so stehen. Fakt ist: Er hat viereinhalb Tage lang nicht mit dem Team gearbeitet. Aber Personalmangel und Freitagsspiel im Wallis – das sind schwache Argumente. Einerseits hat GC 31 Spieler im Kader, davon standen nur fünf mit ihren Nationalteams im Einsatz. Andererseits war der Freitags-Termin im Wallis schon seit Wochen fix.

Der Trainer als Baustelle?

Zurück in die Gegenwart: Da gelingt es Berner auffallend gut, für Irritationen zu sorgen. Beispielsweise wenn er sagt: «Es gibt solche, die am Druck zerbrechen und andere, die wachsen. Ich wachse und lebe das tagtäglich vor. Auch zu Hause muss ich mir tagtäglich meinen Platz neben meiner Frau verdienen.» Tönt anstrengend. Oder: «Wir stehen täglich auf Platz und knütteln und arbeiten.» Ausgenommen die Nati-Pause.

Mit solchen Aussagen weckt Berner den Eindruck, als sei er im letzten Motivations-Seminar zwischendurch mal eingenickt. Und nun stellt sich die Frage: Hat GC auch noch ein Trainer-Problem? Das wäre mindestens ein Problem zu viel. Denn über zu wenige Baustellen kann man sich beim Rekordmeister nicht beklagen.

«Seit ich hier bin, wurde wir schon achtmal verkauft»

Da ist einerseits die finanzielle Situation. 14 Millionen hat der Klub im Geschäftsjahr 2022 als Minus ausgewiesen. Das ist in etwa so viel, wie die aktuelle Mannschaft an Wert hat. GC ist seit Jahren ein Fass ohne Boden. Kein Wunder, wollen die Besitzer aus China lieber gestern als heute den Klub verkaufen. Doch einer sieht das etwas anders: der neue Präsident Matt Jackson. «Seit ich hier bin, wurden wir schon achtmal verkauft», sagt der Engländer und schiebt hinterher, dass er seine Bosse bewundere und deren volles Commitment für GC spüre.

Präsident Jackson scheint die Aufgabe bei GC zu mögen. Vielleich auch, weil er – wie uns ein Gewährsmann verrät – grossen Einfluss auf die Zusammensetzung des Team nehmen soll. So soll er neun Zuzüge (jene aus dem Ausland) initiiert haben. Während Sportchef Bernt Haas seine Wunschkandidaten (Fabio Daprela und Michael Lang) nicht ins Ziel brachte. Und so hat GC wieder einmal eine äusserst heterogene Mannschaft, die punktgleich mit dem Tabellenletzten Lausanne-Ouchy auf Platz 10 liegt.

Treten an Ort

Der Wunsch von Sportchef Haas nach einer Zeitmaschine scheint weit verbreitet bei diesem Verein. Zurück in die Vergangenheit, als GC gross war. Doch bei aller Liebe zur Nostalgie wird es problematisch, wenn man die Gegenwart verkennt. Genau das passiert aber, wenn Berner behauptet, GC sei eine grosse Marke. Eine grosse Marke ohne Fans und Sponsoren? Oder man davon redet, zu den Tugenden der 1990er-Jahre zurückzukehren.

Alles schon x-fach gehört. Alles schon x-fach versucht. Und in einem Jahr werden wohl wieder neue Gesichter das Gleiche erzählen.

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Massalia
22.09.2023 18:12registriert Juni 2021
Als Berner wäre ich bei Winti geblieben. Toller Verein und bestimmt gesünder für die Nerven.
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Thomas Meister
22.09.2023 18:00registriert April 2019
Bruno Berner ist ein sehr guter Trainer. Sein Wechsel zu GCZ war völlig unverständlich. Er wusste ja was ihn da erwartet, Chaos. Beim Winterthur hätte er sehr viel bewegen und erreichen können. Die haben eine gute Mannschaft und ein intaktes Umfeld. Da redet niemand von einem Titel. Man will sich einfach gut verkaufen und wenn es am Ende zum Klassenerhalt reicht sind alle zufrieden. Alles andere nimmt man sehr gerne, erwartet es aber nicht. Bei GCZ hat man noch immer das Gefühl eine grosse Mannschaft zu sein, ist man aber nicht. Ein Abstieg würde dem Verein gut tun, dann kann man neu anfangen.
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Ferienpraktiker21
22.09.2023 18:02registriert Dezember 2020
Das Resulat, wenn man CH-er Traditionsvereine an X-beliebige Investoren verkauft. Sie interessieren sich nicht für die CH, GC und Fussball, Gewinn machen und abschöpfen ist das Ziel. Dann besse an Red Bull verkaufen, die verstehen das Geschäft und sind erfolgreich. Aber an GC sind sie vermutlich nicht interessiert 😨
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