«Willkommen im Karneval von Lausanne», sagt ein Mann mittleren Alters, während er gelbe Bändeli verteilt. Diese sind das Eingangsticket zum Innenraum des Stade Olympique de la Pontaise. Es ist der letzte Schritt, den es beim Durchlauf durch die sogenannte Gesundheitsschneise zu absolvieren gibt.
Dann ist man drin. Im Stadion. Dort, wo um 16 Uhr der Cup-Viertelfinal zwischen Lausanne und dem FC Basel angepfiffen wird. Eine attraktive Affiche zwischen dem Leader der Challenge League und dem ehemaligen Serienmeister aus Basel. Aber nicht nur deshalb schaut an diesem Sonntagnachmittag die ganze Schweizer Sportwelt nach Lausanne.
Sondern vielmehr, weil sich hier das erste Profifussballspiel auf Schweizer Boden seit 108 Tagen und dem Rückspiel des FC Basel gegen Nikosia in der Europa League abspielt. Das erste Spiel der Post-Coronaära. Das erste Duell mit ganz besonderen Umständen.
Beim Betreten des Stadions weht einem kein Duft von Bier und Pommes entgegen, sondern einer von Putzmittel. Alle paar Meter stehen Desinfektionsflaschen. Wer Eingangskontrollen durchführt, trägt eine Maske. Wer diese über sich ergehen lassen muss, muss unterschreiben, dass er gesund ist. Und seinen Ausweis zeigen und den Namen hinterlegen lassen. Im Stadion herrscht kein Gedränge, sondern gähnende Leere.
Der Karneval von Lausanne ist nicht bunt und laut und lebhaft, er ist grau und ruhig und trist. Die nur 300 Personen, welche das Stadion betreten dürfen, verteilen sich auf der Haupttribüne. Das ganze Stadion ist in drei Sektoren eingeteilt, die Farbe des Bändelis bestimmt, wer sich wo bewegen darf. Die Verpflegungsstände sind geschlossen, die Toiletten öffnen erst eine Stunde vor Anpfiff. Und auf den Sitzen ist genau markiert, wo man sitzen darf und wo nicht.
Als um 15.09 Uhr FCB-Goalie Jonas Omlin gemeinsam mit der Basler Nummer 2 Djordje Nikolic und Goalie-Trainer Massimo Colomba den Rasen betritt – als erste Protagonisten überhaupt – weht ein schwacher Wind der Normalität durch das Geisterstadion.
Der Fussball ist zurück in der Schweiz. Aber der Moment und der Eindruck der Normalität verbleiben nur kurz. Denn nur Minuten später betreten die Physios der beiden Mannschaften den Platz. Allesamt tragen sie Masken. Gleiches gilt für Materialwarte und die Medienteams der Clubs.
Mit Handschuhen statt Masken sind dafür die Balljungen ausgestattet. Sie verharren jeweils neben einer Tonne, auf welcher sich je ein Ball und eine Flasche Desinfektionsmittel wiederfinden. Die Bälle müssen stets steril sein. Gesundheit vor.
Und so betritt auch FCB-Trainer Marcel Koller Sekunden vor Anpfiff den Rasen mit Maske. Auf dem Gang zu seiner Bank streift er sie sich ab, als würde er dies auch mit den letzten schwierigen, fussballfreien Monate versuchen zu tun. Denn auf den Ersatzbänken in der Schweiz herrscht keine Maskenpflicht, auch nicht bei den Ersatzspielern. Aus der Bundesliga war man sich anderes gewöhnt.
Vor dem Spiel sieht es anders aus. Obwohl die Liga empfiehlt, mit getrennten Teamcars anzureisen, hat sich der FCB auf einen beschränkt. Aber: mit Maskenpflicht bei Spielern, Staff und Co. Und auch die Ansprache Kollers wurde auf engem Raum in der Kabine abgehalten, Mundschutz aller Beteiligten inklusive.
Wer im Karneval von Lausanne auftreten will, braucht dieses neuste Accessoire. Es sind Bilder, die so schnell nicht vergessen werden.