Weil der traditionelle Testspiel-Termin in diesem Jahr wegen der WM-Endrunde entfiel, nutzten viele Nationalteams die Woche vor dem Start zur EM-Qualifikation für eine Standortbestimmung gegen andere Auswahlen. Am Mittwoch und Donnerstag testeten 28 europäische Verbände. Deutschland gegen Argentinien, Italien gegen Holland, Frankreich gegen Spanien und so weiter und so fort. Nicht so die Schweiz.
Der neue Nationalcoach Vladimir Petkovic verzichtete auf ein offizielles Länderspiel vor seinem ersten Pflichttermin am Montag gegen England – und liess ein Trainingsspiel gegen den FC Rapperswil-Jona, den Leader der Schweizer Promotion League, organisieren.
Petkovic entschied sich für diese Art der Vorbereitung, weil er so alle (Feld-)Spieler im Spielbetrieb im Einsatz sehen konnte. In einem offiziellen Länderspiel hätte er sich auf sechs Auswechslungen beschränken müssen. Gegen Rapperswil konnte er mit allen 20 Feldspielern und mit zwei Torhütern proben.
Einzig Ersatzkeeper Roman Bürki kam nicht zum Einsatz. Zudem hatte Petkovic offen lassen können, ob das Spiel über zweimal 45 Minuten oder dreimal 30 Minuten absolviert würde. Es wurden zweimal 45 Minuten.
Der FC Rapperswil-Jona auf dem Sportplatz Grünfeld also und nicht wie vor einem Jahr Brasilien im St.-Jakob-Park oder 2012 Kroatien in Split. Die Vorgabe für das Schweizer Team war ein 10:0. So hoch hatte Borussia Dortmund vor exakt einem Monat auf dem gleichen Rasen gewonnen. Ein Schützenfest mit zweistelligem Resultat offerierten die Schweizer nicht, aber es gelangen immerhin nach der Pause sechs Tore durch Josip Drmic (3), Xherdan Shaqiri, Johan Djourou und Blerim Dzemaili. Der neu bei Galatasaray spielende Dzemaili sprach zuvor von einer neuen Intensität in der Mannschaft.
Der Rapperswiler Torhüter Diego Yanz hatte in den ersten 45 Minuten ein paar sehenswerte Paraden gezeigt, sein Ersatz Miroslav Dabic war danach mehrmals machtlos, natürlich auch, weil bei seinen Kollegen – unter ihnen der TV-Bachelor Vujo Gavric als Einwechselspieler – die Kräfte schwanden.
Was vier Tage vor dem Spiel gegen England wichtiger war als das Resultat, waren taktische Erkenntnisse. Was sich in den Trainings angedeutet hatte, bestätigte Petkovic mit den Formationen in beiden Halbzeiten. Sein Team spielt in einem 4-3-3-System.
Vor allem mit der Mannschaft nach der Pause um Xherdan Shaqiri, Josip Drmic, Valentin Stocker, die Mittelfeld-Puncher Behrami und Dzemaili und Aussenverteidiger Stephan Lichtsteiner war Petkovic zufrieden. «Der Rhythmus hat gestimmt. Die Bewegungen und die Laufwege waren gut.»
Als Mittelstürmer hat Haris Seferovic vor der Pause drei grosse Chancen vergeben, sein Nachfolger Josip Drmic dagegen hat drei Tore erzielt. «Das war sein Lohn. Wenn man Gas gibt, kann man auch Tore schiessen», so Petkovic. Drmic spielte zwischen Valentin Stocker und Xherdan Shaqiri. Der Stürmer von Leverkusen hat also seinen kämpferischen Worten im Vorfeld des Spiels Taten folgen lassen.
Dieses Trio wechselte oft die Positionen, mehr jedenfalls als Admir Mehmedi, Seferovic und Pajtim Kasami, die ihren Rollen 45 Minuten lang festhielten. Promovieren oder relegieren wollte Petkovic dennoch niemanden. «Ich habe noch Zeit bis am Montag. Dann werden die elf Besten spielen.»
Rapperswil-Jona (Promotion League) - Schweiz 0:6 (0:0). – Zuschauer: 2'500 – Tore: 55. Drmic (Stocker) 0:1. 62. Drmic 0:2. 76. Shaqiri 0:3. 80. Djourou (Shaqiri) 0:4. 81. Dzemaili 0:5. 88. Drmic (Stocker) 0:6.
Schweiz (1. Halbzeit): Sommer; Widmer, Schär, Von Bergen, Rodriguez; Fernandes, Inler, Xhaka; Kasami, Seferovic, Mehmedi.
Schweiz (2. Halbzeit): Hitz; Lichtsteiner, Djourou, Senderos, Benito; Behrami, Frei, Dzemaili; Shaqiri, Drmic, Stocker. (si/syl)